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0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
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lebte das Ehepaar jetzt nicht mehr. Ich stimme mit Ihnen völlig überein in der schärfsten Missbilligung dieser Zustände. Und ich kann Ihnen versprechen, Gentlemen, dass wir dagegen mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln vorgehen werden. Die Täter werden ermittelt werden, dessen dürfen Sie sicher sein!«
    Ich sah ihm offen ins Gesicht. Er konnte gar nicht anders. Er musste nicken, als ob es das gewesen wäre, was er hätte von uns hören wollen.
    »Und nun entschuldigen Sie uns, Gentlemen«, sagte ich abschließend. »Wir haben noch viel zu tun. Auf Wiedersehen. Es hat uns sehr gefreut.«
    ***
    Wir ließen sie sitzen und gingen hinaus. Raschen Schrittes überquerten wir den Platz und betraten das Office des Sheriffs.
    Ich fühlte in meinem Rücken noch immer die verdatterten Blicke der beiden »ehrbaren Bürger«, die nichts dabei gefunden hatten, dass man andersfarbige Mitbürger ihrer Stadt kaltblütig abschlachtete.
    Holder sah uns fragend entgegen. Ich schob ihm einen Geldschein über die Tischplatte und sagte: »Die nächste Flasche Whisky geht auf meine Kosten. Aber geben Sie uns jetzt noch einen Schluck aus Ihrer Flasche. Wir können ihn brauchen.«
    Er schob uns die Flasche über den Tisch.
    »War’s schlimm mit diesen musterhaften Vertretern einer musterhaften Bürgerschaft?«
    »No«, sagte Phil. »Es war höchstens eine Enttäuschung an der Menschheit.«
    Well, wir nahmen einen kräftigen Schluck und steckten uns Zigaretten an.
    »Was wollen Sie jetzt unternehmen?«, erkundigte sich der Sheriff.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Im Augenblick noch gar nichts. Zunächst müssen wir uns erst einmal über das klar werden, was geschehen ist. Fangen wir bei dem Mord an dem Mädchen an. Die Geschichte des Mädchens selbst kennen wir bereits. Aber wir betrachten den Mord vorläufig nur mit einer sehr vorgefassten Meinung. Die muss erst geprüft werden. Steht fest, dass das Mädchen keine Feinde hatte?«
    Holder schüttelte energisch den Kopf.
    »Wenn Wanda Feinde hatte, dann dürfte ich selbst schon seit zehn Jahren nicht mehr leben. Sehen Sie, ich sagte Ihnen ja schon, dass sie geistig stark zurückgeblieben war. Den Schock mit dieser unheimlichen Brandgeschichte, die wir nicht richtig von ihr erfahren konnten, hat sie nie überwunden. Vielleicht ist sie gerade deshalb nicht darüber hinweggekommen, weil sie nicht darüber sprach. Aber es war unmöglich, ihr die Zunge zu lösen. Wir haben zwei Psychologen und fast alle Leute bemüht, zu denen das Mädchen Vertrauen hatte. Sie plauderte mit allen in ihrer kindlichen, frohen Art. Aber sobald jemand nur Wörter wie Brand oder Feuer erwähnte, wurde sie ängstlich, still und schweigsam. Sie sah uns dann jedes Mal an, als ob sie Furcht bekäme…«
    Ich sah Holder nachdenklich an. »Merkwürdig. Selbst die Leute, zu denen sie sonst Vertrauen hatte, sah sie ängstlich an?«
    »Ja. Jedes Mal, wenn von Feuer die Rede war.«
    Phil vollzog offenbar den gleichen Gedankengang, denn er schaltete sich mit der Frage ein: »Sie hatten den Eindruck, als ob sie dabei sogar vor ihr vertrauten Leuten Furcht empfunden hätte?«
    »Ja, diesen Eindruck hatten wir alle, die wir uns mit dem Mädchen beschäftigten. Wir wollten ja nicht nur aus purer Neugierde aus ihr herauskriegen, woher sie kam und was es mit dem Brand auf sich hatte. Wir mussten doch versuchen, herauszufinden, ob sie nicht Eltern hatte, wo sie lebten, wie man sie erreichen könnte.«
    »Natürlich«, nickte ich. »Sie hatten die Pflicht, sich darum zu kümmern, damit Sie gegebenenfalls das Mädchen den Eltern zurückgeben konnten. Hm, die Geschichte mit der Furcht interessiert mich. Wann Wanda Geburtstag hat, wissen Sie wohl auch nicht, was?«
    »Doch. Am 22. September. Sie kam im August zu uns. Anfang August. Nachdem sie sich ein paar Wochen lang eingelebt hatte, behauptete sie eines Tages, heute sei ihr Geburtstag und sie werde jetzt sieben Jahre alt. Das ist jetzt neun Jahre her. Ich wollte die Sache prüfen und bat alle, die mit ihr zu tun bekamen, ihr im nächsten Jahr nichts von ihrem Geburtstag zu sagen. Wir brauchten es gar nicht. Pünktlich am 22. September erklärte sie, es sei ihr Geburtstag, und sie werde jetzt acht.«
    »Für mich stehen zwei Dinge fest«, sagte ich. »Diese Brandgeschichte stand irgendwie im Zusammenhang mit ihren Angehörigen. Wie verhielt sie sich denn Negern gegenüber, wenn die Rede auf Feuer oder Brand kam?«
    »Negern gegenüber?«, wiederholte Holder sinnend. »Augenblick,

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