0073 - Gegen eine ganze Stadt
Rowdy bekannt.«
Er schob uns einen Zettel hin.
»Welcher?«, fragte ich.
Sein dicker Zeigefinger deutete auf den ersten Namen.
»Sam Croys, das ist er.«
»Beschreiben Sie ihn.«
»Ungefähr dreißig Jahre alt. Breit in den Schultern, mittelgroß, sehr kräftig, aber nicht sehr gewandt. Viereckiger Schädel, dunkelblonde Bürstenfrisur, rote Knollennase und ewig Bartstoppeln. Wohnt in der Callway Street, möbliert, bei einem Fischhändler Martgens.«
»Und wer sind die anderen?«
»Da ist zunächst Bob Merain…«
»Merain? Den Namen habe ich doch schon einmal gehört?«
»Natürlich. Dr. Merain war einer der beiden streitbaren Herren der Bürgerschaft, die Ihren Abzug aus Little Hill forderten. Er ist der Vater des Jungen.«
»Na, dann kann man dem Jungen kaum einen Vorwurf machen. Wenn der Vater so voller Rassenvorurteile steckt, dass er den Abzug von Bundeskriminalbeamten fordert, die hier für Recht und Gesetz sorgen sollen, wie kann der Junge dann vernünftig sein?«, murmelte Phil.
»Eben«, nickte ich. »Und wer sind die anderen?«
»Ein gewisser Mac Miller. Wir haben verdammt viele Millers in der Stadt, und ich habe noch nicht herausfinden können, zu welcher Familie gerade dieser gehört. Der letzte ist Steve Grean. Sein Vater ist Kaufmann, er hat ein kleines Einzelhandelsgeschäft, das sich in den letzten Jahren ziemlich gut entwickelt hat.«
»Kennen Sie die Wohnung von Grean?«
»Station Road. Unterhalb der Bahnbrücke. Vielleicht das dritte oder vierte Haus auf der rechten Seite.«
»Okay, dann werden wir uns mal der Reihe nach diese Leute vornehmen.«
»Versprechen Sie sich nicht zu viel davon. Wenn die Burschen wirklich an den Ausschreitungen beteiligt waren, werden sie sich inzwischen ein wunderhübsches Alibi zurechtgelegt haben, das sie sich gegenseitig beschwören.«
Ich klopfte ihm auf die Schulter.
»Holder, manchmal vergessen Sie, dass wir seit einigen Jahren G-men sind. Wir haben schließlich auch unsere Methoden. Und ein falsches Alibi ist nur so lange etwas wert, wie man den Betrug nicht beweisen kann. So long, Sheriff. Wir sehen uns heute Nachmittag. Sagen wir um halb vier im Rathaus, einverstanden?«
Holder stutzte. Er wusste ja noch nichts von der Verstärkung, die wir bekommen würden.
»Wieso?«, fragte er erstaunt. »Was wollen Sie denn im Rathaus?«
»Dort wird unsere Funkleitstelle eingerichtet«, sagte ich grinsend, indem ich mich auf die Überraschung freute.
»Was denn für eine Funkleitstelle?«
»Für unsere Streifenwagen!«
»Was denn für Streifenwagen, zum Henker? Cotton, nun lassen Sie sich doch nicht jedes Wort einzeln abkaufen!«
»Heute Nachmittag gegen drei werden hier weitere sechs G-men mit Sondervollmachten eintreffen. Jeder bringt einen Wagen mit Sprechfunkgerät mit. Und ein paar sonstige Ausrüstungsgegenstände…«
Holder plumpste auf seinen Stuhl. Er war rot vor Freude.
»Das ist wie Weihnachten!«, seufzte er glücklich. »Endlich kann man den Fanatikern hier einmal die Zähne zeigen!«
Wir ließen ihn in seiner Vorfreude zurück und fuhren nach meinem Stadtplan in die Callway Street.
***
Das Fischgeschäft war leicht zu finden, denn es war das einzige in der Straße. Wir ließen den Jaguar am Straßenrand stehen und betraten den Laden.
Zwei Frauen kauften fürs Mittagessen ein.
Sie besahen sich gründlich, was sie kaufen wollten. Eine Weile wurde über die Vorzüge dieser und die Nachteile jener Fischart diskutiert, dann hatten sie sich endgültig entschlossen und verschwanden, nachdem sie bezahlt und ihre Ware erhalten hatten.
Der Händler wandte sich uns zu.
Er war ein kleiner, dicker Mann mit einem verschlagenen Gesichtsausdruck. Als kluger Geschäftsmann dienerte er ein bisschen vor uns und gab sich Mühe, freundlich zu erscheinen.
»Was kann ich für die Herren tun? Frischer Lachs eingetroffen, ganz köstlich! Oder vielleicht geräucherter Aal? Oder…«
Ich unterbrach ihn, indem ich ihm meinen Dienstausweis unter die Nase hielt.
»FBI. Wir haben ein paar Fragen an Sie.«
»F-FB-FBI«, stammelte er erschrocken. »Meine Güte! Was soll ich denn verbrochen haben? Ich bin der harmloseste Mensch unter der Sonne! Meine Herren, ich schwöre Ihnen…«
»Sie brauchen gar nichts zu schwören«, wehrte ich ab. »Sie sollen uns nur eine vernünftige Antwort auf meine Frage geben. Bei Ihnen wohnt ein gewisser Sam Croys? Stimmt das?«
Er druckste herum wie eine Henne, die sich noch nicht schlüssig ist, ob sie nun ein Ei legen
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