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0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
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»Schließlich bin ich ja die Mutter von Stevielein!«
    Stevielein! Auch das noch! Es kostete uns einige Mühe, ernst zu bleiben.
    »Das wäre sehr freundlich von Ihnen«, versicherte Phil mit hinreißendem Charme. Und dann stellte er Fragen, dass ich mir kaum noch das Lachen verbeißen konnte.
    Welche Schuhgröße er hätte, wie alt er wäre, welche Klasse der Highschool Steve jetzt besuche, ob er Taschenmesser lieber als fest stehende Klingen hätte, ob er zu Sommersprossen neige, und welche Zahnpasta er bevorzuge.
    Anschließend schob er ebenso harmlos die Bemerkung ein: »Und nun wollen wir einmal den Ablauf der letzten Tage betrachten. Wann ist Ihr Sohn gestern Abend zu Bett gegangen?«
    »Gestern war es ungewöhnlich früh. Schon kurz nach acht Uhr. Er war ja so übermüdet von den vorhergegangenen Nächten.«
    »Wieso? War da etwas Besonderes?«
    »Am Donnerstagabend - warten Sie, lassen Sie mich nachdenken - nein, da kam er gleich nach dem Kino nach Hause und ging schlafen. Aber am Mittwoch wurde es sehr spät. Es muss drei oder vier Uhr früh gewesen sein, als er nach Hause kam. Wissen Sie, die Jungen müssen heute ja so schrecklich viel lernen. Er hat die Sterne beobachtet. In der Nacht vorher auch. Da war es aber nicht ganz so spät. Ich ziehe ernstlich in Erwägung, ob man nicht einen deutlichen Protest der Elternschaft gegen diese Überforderung unserer Jungen einlegen sollte.«
    Phil versicherte ihr, dass es tatsächlich eine Schande sei, was die jungen Leute heutzutage alles ihrem armen Kopf eintrichtern mussten.
    Das trug sehr dazu bei, dass wir ihr noch sympathischer wurden.
    Phil fragte deshalb noch ein paar Dinge, die sich allesamt sehr harmlos anhörten, die aber für uns nicht ohne Bedeutung waren.
    »Mit welchen Gefährten verkehrt Ihr Sohn am liebsten?«
    »Das kann ich Ihnen ganz genau sagen. Sie sind immer zu viert. Mein Sohn, Mac Miller, Bob Merain und Walt Bruce. Sie stecken fast immer zusammen, wenn es ihnen ihre Zeit erlaubt.«
    »Das sind wahrscheinlich Klassenkameraden von Ihrem Sohn?«
    »Ja.«
    »Werden sie jetzt auch zusammen sein?«
    »Das ist anzunehmen. Ich glaube, sie wollten hinaus an den Bahndamm und dort irgendwelche Bodenuntersuchungen anstellen. Ich verstehe nicht viel davon, zu unserer Zeit hatte man noch nicht so viel Wissensdurst.«
    Das konnte man ihr an der Nasenspitze ansehen.
    »Vielen Dank, Ma’am, das wär’s für heute. Auf Wiedersehen.«
    : ***
    Als wir wieder in meinem Jaguar saßen, brummte Phil: »Ein aufschlussreiches Gespräch, was? Außer diesem Walt Bruce sind die anderen Namen beide von Leuten, die der Sheriff als maßgeblich an dem Lynchmord beteiligt bezeichnet. Und dann wären da noch die zeitliche Übereinstimmung…«
    »Welche meinst du?«
    »In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wurde Wanda bestialisch ermordet. Durch zahllose Stiche mit Taschenmessern. Steve Grean besitzt mehrere Taschenmesser, wie seine Mutter aussagt. Außerdem geschah dieser Mord etwa um Mitternacht oder kurz vorher. Steve aber kam ,nicht so spät’ nach Hause wie am nächsten Tag, wo er erst gegen vier kam. Wenn er in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch nicht so spät kam, war es also etwa ein bis zwei Uhr. Dafür wurden in der nächsten Nacht etwa gegen halb drei Mr. und Mrs. Kingsdon halb totgeschlagen. Und in dieser Nacht kam Steve erst gegen vier nach Hause. Entweder sind das sehr eigenartige Zufälle…«
    Phil sprach den Satz nicht zu Ende. Ich tat es für ihn: »Oder dieser Steve Grean steckt bis über beide Ohren in der Sache drin. Los, fahren wir mal hinaus zum Bahndamm. Vielleicht finden wir die Burschen.«
    »Woher willst du wissen, wo sie sich aufhalten?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es natürlich nicht. Aber laut Stadtplan gibt es nur eine Eisenbahnlinie. Wir sind hier ziemlich am nördlichen Stadtrand, also sehen wir uns den nördlichen Bahndamm einmal an. Wir haben sowieso noch eine gute halbe Stunde bis zu unserem fälligen Zweitbesuch beim Bürgermeister.«
    »Wie du meinst.«
    Wir fuhren, indem ich mich wieder nach dem Stadtplan orientierte.
    Nach Norden zu wurde das Gelände hügelig, und die Straßen führten oft über kleine Brücken, unter denen winzige Wasserläufe durchzogen.
    Die Häuser waren nirgends höher als zwei Stockwerke, und sie machten alle den verschlafenen, gemütlichen Eindruck, wie man es in Kleinstädten nicht anders erwartet.
    Je weiter wir uns den äußersten Stadtgebieten näherten, desto größer wurden die Gärten vor

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