0074 - Ich flog in die Hölle
schlug.
Dann war alles vorbei. Ich tauchte auf, dumpf im Gehirn und mit Sternen vor den Augen, aber sonst war ich okay. Meine rechte Seite brannte von der Achselhöhle bis zur Hüfte wie von Millionen Nadeln gespickt. Ich war wahrscheinlich etwas seitlich verkantet eingetaucht. Später wurde sie grün und blau - aber ich war davongekommen.
Während ich auf dem Wasser trieb, nach Luft schnappte und das dumpfe Gefühl im Kopf loszuwerden versuchte, drehten die beiden Verrückten, die mir diesen Spaß eingebrockt hatten, bei, um mich aufzufischen. Der Schlafsüchtige war näher und kam längsseits. Jetzt ging er mit seinem Boot so geschickt um, dass die Bordwand sanft wie eine Taube an mir entlangglitt. Ich konnte zufassen. Er half mir hinein. Ich ließ es geschehen. Ich hatte am Wasser im Augenblick keinen Spaß mehr.
Er sagte etwas auf Portugiesisch, merkte, dass ich nicht verstand, und wiederholte in akzentfreiem Englisch: »Sind Sie in Ordnung? Tut mir sehr leid. War eine unverzeihliche Dummheit von mir. Habe einfach geschlafen. Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
Die Sterne vor meinen Augen verblassten langsam, und ich konnte ihn mir genauer ansehen. Er war ein großer, magerer Mann in Shorts und einem weißen Hemd. Sein Gesicht war zwar braun, aber daran war die Sonne und nicht sein Vater oder seine Mutter schuld. Ohne Zweifel stammte er aus einer nördlicheren Gegend, was auch sein blondes Haar bewies, in das sich bereits graue Fäden mischten.
»Haben Sie eine Zigarette?«
Er gab mir ein Päckchen und Streichhölzer. Während ich mich bediente, kam mein Bootsführer längsseits. Der Blonde palaverte mit ihm, drückte ihm einige Scheine in die Hand, um meine Leihgebühr zu bezahlen. Der Bootsführer legte ab und begann die Skier einzusammeln.
»Ich heiße Cress Cullighan«, sagte der Blonde.
»Amerikaner?«
»Von Nationalität, ja. Aber ich lebe in Santos. Habe eine Plantage dort unten. Natürlich nicht in Santos, sondern weiter im Inneren, wo das Land noch billiger ist. - Wollte ein paar Tage Ferien in Rio machen. Scheußlich, dass es beinahe damit angefangen hätte, einen Menschen zu überfahren. - Wo wollen Sie hin?«
»Zur Küste. Zum Strandstück, das dem Hotel Aldos gehört!«
»Wohnen Sie im Aldos?«, fragte er, während er den Motor anwarf.
»Ja.«
»Ich auch! Bin erst vor zwei Stunden angekommen.«
»Wohnen Sie immer im Aldos, wenn Sie in Rio sind?«
»Nein, sonst wohne ich komfortabler«, lachte er, »aber in diesem Jahr war die Kaffee-Ernte schlecht. Muss sparen.«
Kaum jemand von den Leuten, die sich an der Copacabana vergnügten, hatten gemerkt, dass ich nahe daran gewesen war, mir das Genick zu brechen, und schon gar nicht gemerkt hatte es Phil.
Cullighan stellte sich ihm vor.
»Darf ich Sie zu einem Drink einladen?«, fragte er. »Fühle mich immer noch verdammt schuldig. Vielleicht kann ich es mit einigen eisgekühlten Whiskys abwaschen.«
»Und das Boot?«, fragte ich.
»Das gehört einem Bekannten von mir. Es liegt ständig dort, wo ich es festgemacht habe.«
Wenig später saßen wir auf der Terrasse eines großen Hotels mit Ausblick auf die Küste und nahmen einige Sachen auf Kosten von Mr. Cullighan zu uns. Wir schwatzten miteinander, mehr oder weniger belangloses Zeug, wobei das, was Cullighan über die Verhältnisse im Inneren erzählte, für uns neu und interessant war.
Natürlich war in mir von Anfang an der Verdacht aufgetaucht, dass Cress Cullighan durchaus nicht so verschlafen gewesen war, wie es ausgesehen hatte, sondern dass er mich mit voller Absicht aufs Korn genommen hatte, aber beweisen konnte ich es ihm nicht. Es sah alles ein wenig seltsam aus. Das gleiche Hotel, die Ankunft vor zwei Stunden, der Motorbootunfall.
Je länger wir allerdings mit ihm sprachen, desto harmloser schien er zu werden. Er zeigte uns Bilder von seiner Kaffeeplantage, sprach mit solcher Sicherheit von Kaffeepreisen, Verladeschwierigkeiten und Pflanzenschutzmitteln, dass zumindest kein Zweifel daran bestand, dass er wirklich etwas von Kaffee verstand. Und nach unseren Erfahrungen neigen Leute, die Land besitzen, nicht dazu, Verbrechen zu begehen.
Am Spätnachmittag trennten wir uns, und am Abend waren wir noch einmal mit Inspektor Perez verabredet. Als der brasilianische Beamte gegangen war, fragte Phil: »Finden wir allein zur Noches d'Amazonas?«
»Habe mir den Weg gut gemerkt. Ich denke, wir finden die Bude.«
Beim Portier bestellten wir uns einen Mietwagen.
»Mit
Weitere Kostenlose Bücher