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0074 - Ich flog in die Hölle

0074 - Ich flog in die Hölle

Titel: 0074 - Ich flog in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich flog in die Hölle
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Schlangenbiest hing, das er jetzt mit einer wilden Bewegung fortschleuderte. Ein anderer Gefangener nahm einen Ast auf und zerschlug der Schlange das Rückgrat, aber der Chinese lag bereits auf dem Rücken, hatte Schaum vor dem Mund und zuckte konvulsivisch mit den Gliedern. Nach einer Viertelstunde war er tot.
    Zwei der Bewacher schlenderten herbei, blickten den Toten kurz an und bezeichneten dann zwei von uns, die ihn forttragen mussten. Die beiden Männer hoben den Leichnam auf und verschwanden mit ihm auf dem Pfad, der zu den Häusern führte.
    »Was geschieht mit ihm?«, fragte ich Hopkins. »Wird er begraben?«
    »Kein Gedanke«, antwortete er. »Sie werfen ihn in den See. Den Rest besorgen die Piranhas und die Krokodile.«
    »Piranhas sind Fische, nicht wahr?«
    »Ja, nicht größer als meine Hand, aber der ganze Fisch besteht praktisch nur aus Gebiss. Sie treten in Schwärmen von Hunderten auf, und es dauert nur Sekunden, bis sie von einem Toten oder einem Lebendigen nicht mehr übrig gelassen haben als das nackte Skelett.«
    Mir klapperten die Zähne, aber nicht vor Angst, sondern vor ohnmächtiger Wut. Ich wünschte so brennend, die Cullighans in den Fäusten zu halten, dass ich mein Leben dafür gegeben hätte.
    Hopkins sah mir die Gedanken an. »Keinen Zweck, Cotton, Wunschträumen nachzuhängen. Arbeiten wir weiter! Den Mestizen macht es Spaß, die Peitsche zu benutzen, wenn wir ihnen einen Vorwand dafür liefern.« Er hatte recht. Nebeneinander bückten wir uns und zerrten an dem harten Gewächs.
    »Werden wir immer auf die gleiche Weise zur Arbeit geführt?«, fragte ich. »Ein Wächter vorne, zwei Wächter hinten?«
    »Meistens. Manchmal latschen auch alle drei hinter uns her!«
    »Einerlei. Wir können mit ihnen fertig werden. Heute sind wir am Schluss der Schlange marschiert. Das wäre falsch. Einer von uns muss vorne gehen und im richtigen Augenblick den Burschen an der Spitze anfallen. Zwei andere müssen sich aus der Schlange seitwärts in die Büsche schlagen. Die Vegetation ist dicht genug und der Weg ist so schmal, dass es ungesehen geschehen kann. In dem Augenblick, in dem die Wächter vorbeikommen, müssen sie aus dem Gebüsch heraus überfallen werden. Wir haben dann Waffen. Wenn es lautlos genug geschieht, sodass Cullighan und der Rest seiner Bande im Haus keine Ahnung haben, können wir sie überrumpeln.«
    »Ich habe diese Möglichkeit auch schon erwogen«, antwortete Hopkins, während er an einem zähen, unnachgiebigen Strunk zerrte, »aber es gab niemanden, der mitmachen konnte.«
    »Wir beide können es tun, aber wenn es drei Wächter sind, brauchen wir noch einen dritten Mann. Ich glaube, Carter, einer von den Werkmeistern, wäre kräftig und geschickt genug, mitzumachen. Ich denke, wir weihen ihn bei Gelegenheit ein.«
    »Und wann wollen Sie es tun?«
    »Wenn wir Gewissheit haben, dass das Flugzeug hier ist. Es scheint keine Funkverbindung zu geben, aber ich halte die Cullighans für so höllisch schlau, dass mit dem Piloten jeweils ein Zeichen vereinbart ist, ob die Luft auch rein ist. Führen wir unseren Überfall mit Erfolg durch, so kann es dennoch sein, dass die Maschine nicht landet, und nur mit dem Flugzeug können wir aus dieser Hölle entkommen. Sie sagen selbst, dass ein Marsch durch den Urwald unmöglich ist.«
    Gegen Mittag, kurz nach dem Zwischenfall mit der Schlange, der dem Chinesen das Leben gekostet hatte, sah ich zum ersten Mal die Frauen. Vier von ihnen kamen auf dem Pfad zur Pflanzung. Sie schleppten einen schweren Kessel, in dem eine Art Maisbrei mit undefinierbaren Fleischfetzen angerichtet war. Der Kessel wurde niedergestellt, und die Frauen, die nicht weniger zerlumpt aussahen als wir, füllten unsere Essnäpfe mit dem Brei. Übrigens dienten uns die Schalen ausgehöhlter Kürbisse von einer Sorte, die hier wild wuchs, als Essnapf. Löffel gab es nicht.
    »Man lebt Wirklich wie ein Schwein«, sagte ich zu Hopkins, während ich mir das Zeug mit den Fingern in den Mund praktizierte.
    »Schlimmer«, antwortete er knapp. Keine von den Frauen sprach ein Wort. Eine von ihnen erkannte ich, als sie an mir vorbeiging. Es war Ann South, die Stenotypistin, die nach Rio fliegen wollte, um einen Job bei der Firma Lemon & Co anzutreten. Ich erinnerte mich genau an das nicht hübsche, aber gepflegte und fröhliche Mädchen, das ich auf dem Flugplatz gesehen hatte. Jetzt sah sie grau und verwaschen aus. Ihre Haare waren stumpf und schmutzig, und ihre Augen wirkten wie

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