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0074 - Ich flog in die Hölle

0074 - Ich flog in die Hölle

Titel: 0074 - Ich flog in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich flog in die Hölle
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erloschen. Gerade der Ausdruck der Augen berührte mich tief. Auch das kam auf Cullighans Rechnung.
    ***
    Es kam noch mehr auf diese Rechnung. Alles das, was ich in den nächsten drei Wochen sah.
    Noch zwei Leute starben in diesen drei Wochen, einer in einem Fieberanfall und einer an völliger Erschöpfung. In der gleichen Zeit kam eine der Frauen an dem Piranhasee um. Vielleicht war sie hineingefallen, vielleicht aber auch machte sie ihrem Leben selbst ein Ende.
    Aber nicht alle starben, die Schlimmes erlebten. Furello, der letzte der italienischen Arbeiter, wurde von einem der Hunde angefallen und böse zugerichtet. Er erholte sich nur mühsam. Unsere Wächter behandelten uns ganz nach ihrer Laune. An manchen Tagen dösten sie herum, an anderen wieder trieben sie uns an und ließen ihre Peitschen tanzen.
    Ich bekam meinen Teil an dem allgemeinen Elend nach ungefähr vierzehn Tagen. In der Pause schlug einer der elenden Kerle mehr aus Spaß nach einer der Frauen, die das Essen brachten. Ich stand in der Nähe und sah plötzlich rot. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, und das Nächste, das ich wieder klar wahrnahm, war, dass ich den Kerl an der Gurgel hielt und dabei war, ihn zu erwürgen. Ich handelte so blindlings, dass es für den anderen Wächter eine Kleinigkeit war, mich mit dem Gewehrkolben niederzuschlagen. Wahrscheinlich hätte der Schlag mich getötet, wenn er meinen Kopf getroffen hätte, aber ich erhielt den Hieb durch einen glücklichen Zufall nur auf die rechte Schulter. Er war so kräftig, dass er sofort meinen Arm paralysierte. Ich musste den Peitschenhelden loslassen. Er rieb den Hals, rang nach Luft, und als er sich genügend erholt hatte, hob er seine Peitsche und kam auf mich zu.
    Plötzlich standen alle Gefangenen auf. Die Hände ballten sich zu Fäusten. Sie rotteten sich zu einer Mauer zusammen. Ihre Augen glühten.
    Der Peitschenheld blieb stehen. Seine beiden Kumpane ließen die Gewehrschlösser knacken. Der Urheber der Geschichte ließ seine Peitsche fallen und riss den Revolver heraus.
    »Zurück!«, schrie er in seinem miserablen Englisch. »Wir schießen.«
    Die Gefangenen hörten nicht. Sie rückten weiter gegen ihre Peiniger vor. Es war ihnen alles in diesem Augenblick gleichgültig. Der Hass in ihnen hatte sich Bahn gebrochen. Sie fragten nicht mehr nach den Folgen.
    Wahrscheinlich wäre es in den nächsten Sekunden zu einem Zusammenstoß gekommen, zu einem Aufstand, der für uns keine Chancen enthielt, wenn ich nicht befohlen hätte: »Seid vernünftig! Nicht hier und nicht jetzt! Tut, was sie sagen. Geht an die Arbeit!«
    »Wir reißen die Hunde in Stücke!«, schrie einer.
    »Nein, denn wir kommen nicht an sie heran!«, antwortete ich. »Bleibt ruhig!«
    Die Mauer aus Leibern zerbröckelte. Langsam wendeten sie sich ab, und jeder trottete an seinen Arbeitsplatz zurück. Auch ich nahm meine Arbeit wieder auf, obwohl ich einen Arm nicht bewegen konnte.
    Am Abend brachte man mich zu Cullighan, der wie üblich auf der Veranda saß, die Lieblingshunde zu seinen Füßen.
    »Glaubst du immer noch, den Rächer und Vertreter der Menschlichkeit spielen zu müssen«, höhnte er. »Ich werde dich eines Besseren belehren. Wahrscheinlich bist du stolz auf deinen eisernen Willen! Ich rate dir, gewöhne dir diesen Stolz schnellstens ab, sonst werde ich dir zeigen, wie viel dein Wille wert ist,«
    Er beugte sich vor und fragte: »Du denkst,’das könnte ich nicht. Du irrst, G-man. Ich zwinge dich, so lange Marihuana zu rauchen, bis du vor Gier nach dem Zeug verrückt bist. Dann entziehe ich dir das Kraut, und dann, wette ich, flehst du mich auf den Knien an, dir eine, nur eine einzige Zigarette zu geben. Du hast während deiner Laufbahn bestimmt Marihuana-Süchtige gesehen, nicht wahr? Also weißt du, wie verrückt man nach dem Zeug werden kann.«
    Das Gehirn dieses Mannes schien wirklich vom Teufel geschaffen zu sein.
    »Das werde ich mit dir machen, wenn du nicht zur Vernunft kommst«, schloss er. »Heute lass ich es bei der üblichen Bestrafung bewenden.« Er gab einen kurzen Befehl in der Landessprache. Die Mestizen packen mich.
    Klar, dass sie nicht zart mit mir umgingen, aber sie hörten keinen Seufzer von meinen Lippen. Zorn machte mich empfindungslos.
    Später, in der Schlafhütte, sorgte Hopkins für meinen Rücken. Er kühlte ihn mit feuchten Blattumschlägen.
    »Lange können wir es nicht mehr aufschieben, Hopkins«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor. »Carter ist

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