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0074 - Ich flog in die Hölle

0074 - Ich flog in die Hölle

Titel: 0074 - Ich flog in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich flog in die Hölle
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nicht hin, sondern überlegte, welche Chancen ich hatte, ihn mir kurzerhand zu kaufen. Die beiden Leibwächter hätten mich trotz ihrer entsicherten Gewehre nicht gestört, aber es bestand wenig Aussicht, dass ich mit den Hunden fertig werden würde. Ich kann schneller handeln als ein Mensch, der den Finger schon am Abzug hat, aber ich kann nicht schneller reagieren als ein Tier. Was immer ich tun konnte, die Hunde würden mir dazwischenfahren, und wenn es mir auf einen Biss auch nicht ankam, so konnte ich doch nicht hoffen, mit ihnen, zwei Wächtern und Cullighan selbst zu einem für mich günstigen Resultat zu kommen. Ich steckte für den Augenblick auf und ergab mich in meine Rolle.
    Cullighan hatte seine Krankheitsschilderungen beendet. Er schlug ein anderes Thema an.
    »Du bist G-man gewesen, Cotton«, sagte er. »Ein Mann des Gesetzes. Pass auf! Auch hier gibt es ein Gesetz, nämlich: Es geschieht, was ich will. Mein Wille ist hier Gesetz. Fügst du dich, so geht es dir den Umständen entsprechend gut. Fügst du dich nicht, so hast du alles zu erwarten, was du dir nur vorstellen kannst. Das kann eine tüchtige Tracht Prügel, das kann aber auch dein Tod in den Zähnen meiner Hunde sein. Ich verliere ungern einen Arbeiter, aber es kommt mir andererseits auch nicht darauf an, wenn ich eine entsprechende Bestrafung für notwendig halte. Die anderen müssen dann einfach noch etwas mehr schuften. Hast du verstanden, Cotton?«
    Ich antwortete nicht.
    Er zog die Augen zusammen. »Hast du verstanden?«, fragte er leise.
    Ich nickte kurz.
    Er erhob sich langsam aus seinem Sessel. Die beiden Hunde standen mit ihm auf, und ich sah, dass sie die Ohren anlegten und die Lefzen zurückzogen. »Auf meine Fragen wird hier mit, ja, Sir’, geantwortet«, sagte Cullighan. »Hast du verstanden?«
    Glauben Sie mir, ich war nahe daran, mich auf ihn zu stürzen, einerlei, was die Hunde mit mir anstellten, aber es ging hier nicht nur um meine persönliche Würde. Ich wusste, dass ich der Einzige an diesem Ort der Hölle war, der die anderen Gefangenen noch zu einer Tat hochreißen konnte. Wenn ich mir jetzt das persönliche Vergnügen erlaubte, Mr. Cullighan ein paar Zähne auszuschlagen, so würde das mich vermutlich mein Leben und die anderen die letzte Chance kosten.
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    ***
    Am nächsten Morgen musste ich mit allen anderen auf die Marihuana-Felder. Sie lagen fast zwei Meilen von den Blockhäusern entfernt, und der Weg zu ihnen war nichts als ein schmaler Pfad durch den Urwald, auf dem nur zwei Mann nebeneinander gehen konnten.
    Die Bewachung bestand aus drei Mestizen. Einer ging vorn und zwei hinter der Schlange der Sklaven. Sie kümmerten sich nicht darum, ob jemand rechts oder links in den Dschungel entweichen konnte, denn sie wussten, dass auf diesem Weg niemand eine Chance hatte, der Hölle zu entrinnen. Die Marihuana-Felder sahen aus wie jede brave Pflanzung im mittleren Westen, nur dass die Bäume stehen geblieben waren, die die Felder gegen Sicht von oben deckten. Ungefähr die Hälfte von uns musste das in der tropischen Schwüle üppig aufschießende Unkraut entfernen, während die anderen am Rande der schon angelegten Plantage neues Land für weitere Pflanzungen roden musste. Es gab keinerlei Geräte, keine Hacke, keinen Sp'aten, keine Machete. Alles musste mit den nackten Händen getan werden. Wenn Hopkins mir nicht geraten hätte, meine Pfoten vor Beginn der Arbeit mit einer Art Hanf zu umwickeln, so wären sie schon nach zwei Stunden nur noch eine blutige Masse gewesen, denn die Sträucher, die wir roden mussten, waren oft dornig, das Gestrüpp war hart mit dicken Blättern, deren Kante wie ein Rasiermesser schnitt, wenn man sie falsch anfasste.
    Unsere Bewacher dösten irgendwo im Schatten der Bäume. Die ganze Bewachung war eine symbolische Handlung.
    Der Urwald hielt uns besser gefangen als noch so sorgfältig gezogener Stacheldraht.
    Obwohl uns niemand zur Eile antrieb, erschöpfte allein die Treibhaustemperatur bis zum Umfallen. Außerdem schwirrten ständig Wolken von bösartigen Mücken über uns und setzten zu ständig neuen Angriffen auf uns an. Hopkins schmierte mir Gesicht und Arme mit dem Brei einer zerquetschten Pflanze ein. Das half etwas, aber trotzdem wuchsen mir überall daumendicke Beulen.
    Gegen Mittag heulte Lu Yiang, einer der beiden Chinesen, die in dem Flugzeug gewesen waren, auf. Er warf die Arme hoch, und ich sah, dass an seiner Hand ein fast yardlanges, grünliches

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