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0074 - Ich flog in die Hölle

0074 - Ich flog in die Hölle

Titel: 0074 - Ich flog in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich flog in die Hölle
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längst eingeweiht, und wir alle werden von Tag zu Tag schwächer. Auf Phil können wir nicht mehr rechnen. Sobald ein Flugzeug landet, werden wir handeln.«
    »In Ordnung«, stimmte er leise zu. »Im schlimmsten Fall sterbe ich lieber an einer raschen Kugel, als hier langsam zugrunde zu gehen.«
    ***
    Phil Deckers Bericht:
    Im Allgemeinen erzählt Ihnen ja mein Freund Jerry, was wir so mehr oder weniger gemeinsam erleben, aber dieses Mal muss ich Ihnen, einen Teil der Story berichten.
    Jerry hat eine Eigenart, die fast ein Charakterfehler ist. Er neigt dazu, immer das dickere Ende zu wählen. Nur wenige Male ist es mir gelungen, ihm klarzumachen, dass mein Kopf nicht weniger verträgt als der seine.
    Hier in Rio gelang es mir nicht. Dabei hätte ich in keinem Fall lieber die Rollen getauscht als in diesem. Ich weiß nicht, ob Sie es nachempfinden können, aber ich glaube, es ist leichter, selbst den Kopf in die Schlinge zu stecken, als die Verantwortung dafür zu tragen, dass diese Schlinge, in der der Kopf eines Freundes steckt, nicht zugezogen wird. Zumal, wenn man das Ende des Strickes nicht selbst in der Hand hält. Ich jedenfalls hatte ein verdammt hohles Gefühl im Magen, als ich in jener Nacht, da Jerry zur Bar Noches d’Amazonas ging, um sich hochnehmen zu lassen, hinter seinem Taxi im Mietwagen herfuhr.
    Ich hielt den vereinbarten Abstand, und als ich glaubte, an der richtigen Stelle zu sein, stieg ich aus und schlenderte zu Fuß weiter. Ich trug die übliche Kleidung der Nichtstuer in Rio, und ich gelangte auch unangefochten in das richtige Viertel, in die richtige Straße, ja, sogar ganz in die Nähe der Bar.
    Das Neonlicht brannte und erhellte ein wenig die Nacht. Überall lungerten Gestalten, deren Gesichter ich nicht sehen konnte. Ich glaubte, Dutzende von Augen aus der Dunkelheit auf mich gerichtet, aber ich bemühte mich um lässige Haltung. Eigentlich war ich schon näher daran, als wir vereinbart hatten, aber es drängte mich einfach, Jerry so nahe wie möglich auf den Fersen zu bleiben.
    Ich sah eine Reihe von Gestalten in den Eingang zur Bar verschwinden. Mechanisch zählte ich sie. Es war eine hübsche Menge, die anrückte, um Jerry zu erledigen.
    Die Straße blieb ruhig. Hier und dort glühten die Punkte von Zigaretten. Manchmal hackten die Absätze 46 von Frauenschuhen über das Pflaster. Ich wartete.
    Dann knallten Schüsse. Instinktiv zuckte meine Hand zu der Smith & Wesson, die ich unter der Jacke trug, aber ich ließ die Finger vom Griff. Jerry hatte mir eingehämmert, dass auch ein paar Schüsse kein Grund zum Eingreifen seien.
    Die Schatten an den Mauern fuhren hoch, als die Schüsse bellten. Ich hörte hastiges Tuscheln, schlurfende Schritte. Plötzlich waren alle verschwunden. Ich stand allein.
    Ich lauschte zur Bar hin. Von dort war nichts zu hören, aber das brauchte nichts zu bedeuten. Denn der Barraum lag so weit im Innern des Hauses, dass wahrscheinlich nicht einmal der Lärm einer ausgedehnten Schlägerei bis auf die Straße drang. Vorsichtig zog ich mich in den Schatten einer Haustür zurück. Ich wartete weiter. Die Minuten dehnten sich endlos. Dann zuckte in mir der Gedanke durch das Hirn, dass Jerry jetzt unter Umständen schon tot sein konnte. Ich musste mich selbst beruhigen. Auf Jerry war so oft geschossen worden. Warum sollten ihn gerade diese Kugeln erwischt haben?
    Am Eingang der Bar entstand Bewegung. Wieder sah ich Schatten, die über die Straße huschten. Dann rief eine Stimme leise: »Juan? Menderez?«
    Zwei Haustüren klappten, ein Vorhang rauschte. Die gleiche Stimme, die gerufen hatte, fragte etwas auf Portugiesisch. Ich verstehe leidlich Spanisch, und da Portugiesisch eine damit nahe verwandte Sprache ist, kapierte ich, was gefragt wurde.
    »Wo ist er?«
    Kein Zweifel, dass sich diese Frage auf mich bezog. Sie wussten also, dass ich hier war. Sie hatten mich von Anfang an erkannt und mich beobachtet. Der Henker mochte wissen, welch gut organisiertes Überwachungssystem sie in diesem Ganovenviertel installiert hatten.
    Die Schatten huschten durch die Nacht. Ich nahm die Smith & Wesson in die Hand.
    Mein erster Gedanke war selbstverständlich, zu der Bar durchzubrechen und nachzusehen, was sie mit Jerry angestellt hatten. Nichts, was ich lieber getan hätte, aber beim FBI gibt es ein Gesetz, das uns von der ersten Stunde eingebläut wird. Es lautet: Vereinbarungen dürfen nur dann nicht eingehalten werden, wenn es eindeutig klar ist, dass die Voraussetzungen

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