0074 - Söldner des Teufels
Herzschlag, um von dem Geschenk Besitz zu ergreifen. Wie ein Schwimmer vom Startblock hechtete er in das Gehäuse.
Der Sektenmensch war noch nicht nahe genug heran, um in die Kabine hineinschießen zu können. Bill behielt deshalb die Nerven und wartete noch, bis auch der Zombie Marcel de Marteau zu ihm aufgeschlossen hatte. Dann erst drückte er den Knopf, der den Lift zur Fahrt nach unten in Gang setzte.
Als der Kerl mit der Pistole vor dem Aufzug sichtbar wurde, konnte er nur noch Bills nach unten wegsackenden Kopf in Kniehöhe sehen.
Damit hatte Bill eine weitere Runde gewonnen. Noch aber stand ihm die letzte und schwerste bevor: Der Weg durch die Empfangshalle.
Er wußte nicht, welche Kommunikationsmöglichkeiten den Sektenmenschen zur Verfügung standen.
War man unten bereits alarmiert? konnte er darauf bauen, daß sich das Überraschungsmoment auf seiner Seite befand?
In wenigen Sekunden würde er es wissen.
Schnell glitt die Kabine dem Erdgeschoß entgegen. Vierte Etage, dritte, zweite, erste… Dann kam die Halle.
Bill hatte sich so gestellt, daß ihm der Zombie Sichtschutz gewährte. Erst als sich die Kabinentür öffnete, trat er aus seiner Deckung hervor.
Er legte einen Blitzstart hin, um den ihn jeder Olympiasprinter beneidet hätte. Wie eine Kanonenkugel schoß er aus der Kabine und jagte mit langen Sätzen durch die Halle.
Diese war unangenehm groß. Um das Goldglasportal zu erreichen, mußte er mindestens vierzig Meter zurücklegen. Zweimal entging er einer Kollision – Mensch oder Zombie, so genau konnte er das in der Eile gar nicht sagen – nur knapp. Das Glück schien ihn zu begünstigen, denn ganz offenbar war man hier auf ihn und de Marteau, der unmittelbar hinter ihm lief, nicht vorbereitet. Niemand versuchte, ihn festzuhalten.
Du schaffst es, Bill, jubelte er innerlich, du schaffst es wirklich!
Noch zehn Meter, noch fünf, noch zwei!
Er hatte das Portal erreicht. Schon streckte er die Hand nach dem golden glänzenden Türgriff aus.
Da passierte es.
Der Schlag, der seiner Flucht ein abruptes Ende bereitete, wurde aus einer Richtung geführt, die er ganz bestimmt nicht in seine Rechnung mit einbezogen hatte.
Von unten!
Der Boden zu seinen Füßen öffnete sich. Bill versuchte noch verzweifelt, den Türgriff zu packen, schaffte es aber nicht mehr.
Er stürzte in die Tiefe.
***
Die Unruhe arbeitete in Professor Zamorra wie ein rastloses Nagetier. Wie ein gefangener Tiger schritt er im Hotelzimmer auf und ab.
Nervös rauchte er eine Zigarette nach der anderen. Immer wieder warf er hastige Blicke auf seine Uhr.
Der Zeitpunkt seiner Wanderung war denkbar ungünstig, denn die Uhr zeigte mittlerweile vier Uhr morgens an.
»Verdammt, verdammt, warum ruft er nicht an«, sagte er ein ums andere Mal. »In Washington ist es jetzt bereits zweiundzwanzig Uhr durch!«
Nicole, die sich in den Kissen des breiten Doppelbettes eingemummelt hatte, schlief ebenfalls nicht. Auch sie war nervös, versuchte aber, sich das nicht anmerken zu lassen.
»Vielleicht ist ihm etwas dazwischengekommen«, bemühte sie sich um moralische Aufrüstung. »Irgend etwas, das mit dieser Sekte überhaupt nichts zu tun hat.«
»Ach was!« widersprach Zamorra brüsk, was sonst gar nicht seine Art Nicole gegenüber war. »Wir haben ausdrücklich vereinbart, daß er sofort anruft, wenn er diesen Tempel verlassen hat. Und das müßte schon seit mehreren Stunden der Fall sein. Daraus kann ich nur schließen, daß die Sache furchtbar danebengegangen ist.«
»Du bist zu pessimistisch, Chef.« Energisch schüttelte der Professor den Kopf. »Ich habe diese Zombies am eigenen Leibe erlebt. Da bleibt einem gar nichts anderes übrig, als pessimistisch zu sein. Nein, nein, ich hätte es nicht riskieren dürfen, Bill einer solchen Gefahr auszusetzen. Wer weiß, was sie mit ihm gemacht haben. Ich hatte noch mein Amulett, um mich zur Wehr zu setzen. Aber er…«
Er setzte sich auf die Bettkante und blickte das Mädchen mit großen Augen an.
»Ich bin schuld, Nicole«, sagte er. »Ich habe sein Leben leichtfertig aufs Spiel gesetzt.«
Krampfhaft bemühte sich Nicole, etwas Tröstendes zu sagen. So kannte sie den Chef gar nicht. Ein fast gebrochener Mann. Die Spuren der Schläge, die die Zombies am vergangenen Morgen in seinem Gesicht hinterlassen hatten, waren noch weitgehend sichtbar. Wahrscheinlich hatte er auch Schmerzen. Und nun kam zu der physischen Pein auch noch die psychische hinzu.
»Vielleicht gibt es eine ganz
Weitere Kostenlose Bücher