0074 - Söldner des Teufels
die Verbindung zwischen den Söhnen des Lichts und dem Großen Geist eingreifen!«
Bill kümmerte sich nicht um ihn. Abermals rüttelte er Marcel de Marteau heftiger diesmal, aber deshalb kein bißchen erfolgsträchtiger.
Dem Offiziellen mißfiel dies sehr. Er stand jetzt neben Bill, fiel ihm in den Arm.
»Mr. Fleming, ich glaube, Sie haben mich nicht richtig verstanden. Ich sagte, daß es ein Unding ist…«
Bill schüttelte ihn ab wie ein lästiges Insekt.
»Sparen Sie sich Ihre Sprüche!« herrschte er den Mann an. »Erklä- ren Sie mir lieber, wie es kommt, daß dieser Junge überhaupt nicht reagiert. Das ist doch nicht natürlich, oder?«
Das Verbindliche, Freundliche wich jetzt aus dem Gesicht des Sektenbonzen.
»Sie kennen diesen Sohn des Lichts?« fragte er mit einer Stimme, in der das Lauern deutlich spürbar war.
»Ja, ich kenne ihn!« antwortete Bill. »Aber Sie haben mir meine Frage noch nicht beantwortet.«
Der andere versuchte es noch einmal mit seinen hohlen Sektenphrasen.
»Die Verbindung mit dem Großen Geist des Lichts…«, setzte er feierlich an, wurde jedoch von Bill unterbrochen.
»Quatsch mit Soße! Verbindung mit irgendwelchen idiotischen Hirngespinsten… Erzählen Sie das den Mitarbeitern von der Regenbogenpresse, nicht mir! Ich will Ihnen selbst sagen, was mit diesem Jungen und den anderen los ist. Zombies! Sie haben Zombies aus ihnen gemacht. Geben Sie es schon zu!«
Die Gesichtsfarbe des Offiziellen bekam einen Stich ins Aschfahle.
Einen Augenblick stand er ganz steif da, so als müsse er erst richtig auf sich einwirken lassen, was Bill da soeben gesagt hatte. Dann aber war er wieder voll da.
Er stieß ein paar harte, fremdartig klingende Laute aus.
Die Wirkung war erstaunlich. Als habe sie ein Gong aus ihrer Trance geweckt, kam Bewegung in die Gestalten des jungen Franzosen und der anderen vier Burschen. Geschlossen standen sie auf.
Weiter ließ es Bill nicht kommen. Zamorra hatte ihm von seinen Erfahrungen im Regionalquartier der Sekte in Paris berichtet. Diese Kinder des Lichts sollten unbezwingbare Kämpfer sein. Und er verspürte keine Lust, dem Beispiel des Freundes zu folgen und sich in die Gewaltmangel nehmen zu lassen.
Bevor der Offizielle wußte, was geschah, hatte sich Bill auf ihn gestürzt und von hinten gepackt. Sein muskulöser Unterarm preßte sich gegen den Adamsapfel des Mannes.
»Halten Sie Ihre Truppe zurück, sonst breche ich Ihnen das Genick!« zischte Bill dem Sektierer ins Ohr.
Der gurgelte. Ein Kommando an die Adresse der Kinder des Lichts war es aber wohl nicht, denn diese machten keine Anstalten, sich wieder brav und ruhig zu verhalten. Zielbewußt drangen sie auf Bill ein. Der Kulturhistoriker sprang ein paar Schritte zurück, zerrte seinen Gefangenen dabei mit.
»Also, wird’s bald?« Zur Bekräftigung seiner Worte drückte Bill noch etwas fester zu. Nur ganz kurz allerdings, denn er mußte dem Kerl ja Gelegenheit geben, der Truppe einen entsprechenden Befehl erteilen zu können.
Das tat dieser dann auch jetzt. Er gab Laute von sich, die der Raubtiersprache entnommen zu sein schienen und trotzdem die mitschwingende Angst nicht verbergen konnten.
De Marteau und seine Brüder im Geiste – oder Ungeiste – parierten wie gut abgerichtete Hündchen. Sie drehten sich um und ließen sich wieder auf ihren Fransenkissen nieder. Die Lotos-Position kam erneut zur Geltung. Sie waren total weggetreten wie zuvor.
Bill wußte, daß er sich in einer ziemlich dummen Situation befand.
Ewig konnte er seinen Mann nicht im Würgegriff halten. Er mußte den Kerl betäuben, damit dieser keinen Krach schlagen konnte, und dann auf dem schnellsten Wege versuchen, sich aus diesem Tempel zu verabschieden.
Aber nicht allein!
Marcel de Marteau sollte mit ihm gehen.
Und noch etwas wollte er. Eine klare Antwort auf die Frage, ob der junge Franzose zu einem Zombie geworden war oder nicht.
»Sag’ Marcel, daß er herkommen soll«, forderte er den Sektenbonzen auf. »Aber friedlich, mein Freund.«
Der Offizielle hatte den Mut wahrhaftig nicht mit Löffeln gegessen. Bill brauchte dessen Adamsapfel gar nicht weiter zu reizen.
Der Kerl kam der Aufforderung auch so prompt nach.
Marcel de Marteau erhob sich wie eine Puppe, an der ein etwas müder Marionettenspieler zog und baute sich gehorsam vor Bill Fleming auf.
Ein Arm genügte, um den körperlich eher schwächlichen Sektenbonzen zur Untätigkeit zu verurteilen. Bill hatte die andere Hand frei. Er fuhr damit in
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