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0074 - Söldner des Teufels

0074 - Söldner des Teufels

Titel: 0074 - Söldner des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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eine Hosentasche und fischte sein Taschenmesser heraus. Die Klinge schnappte vor.
    Mit einer schnellen Bewegung zielte Bill nach dem Gesicht des jungen Franzosen, stoppte erst ganz kurz vorher ab. Marcel de Marteau zuckte mit keiner Wimper. Und er hatte auch nicht die geringsten Anstalten gemacht, den Kopf wegzuziehen, wie es jeder normale Mensch ganz instinktiv getan hätte.
    »Hm!« machte Bill.
    Dann forderte er seinen Gefangenen auf, Marcel anzuweisen, die rechte Hand hochzuheben.
    Verwundert, aber folgsam tat der Mann, was von ihm verlangt wurde. De Marteau hob die Hand wie ein Verkehrspolizist, der eine Autokolonne zum Stehen bringen wollte.
    Bill näherte das Messer der ausgestreckten Hand des jungen Mannes. Er zögerte, mußte zuerst sein inneres Widerstreben überwinden. Dann aber gab er sich einen Ruck, setzte die Klinge auf dem Handrücken des jungen Burschen an und zog durch.
    Millimetertief drang das Messer in die Haut ein. Eine klaffende Wunde entstand.
    Aber es trat kein einziger Blutstropfen hervor. Und kaum eine Sekunde später hatte sich die Wunde wieder fest geschlossen. Marcel de Marteaus Hand war völlig unverletzt.
    Bill atmete schwer. Das genügte als Bestätigung. Kein Zweifel: Der Junge war ein Zombie!
    »Irgendein Kommentar?« fragte er den Sektenbonzen mit gefährlicher, leiser Stimme.
    »Ich weiß nicht, was Sie damit demonstrieren wollten«, sagte dieser. »Wir haben es oft genug gesagt: Der Große Geist schützt seine Kinder vor…«
    Bill ließ ihn nicht weiterreden. Der aufrechte Zorn überkam ihn.
    »Der Große Geist, ja?« fauchte er den anderen an. »Ich will dir sagen, wessen Werk hier spürbar wird. Das Werk des Teufels!«
    Er hatte nicht übel Lust, dem verlogenen Schurken den Hals so lange zuzudrücken, bis der keine Luft mehr bekam. Aber er zwang sich zur Beherrschung. Erstens war er kein Mensch, der sich zum Scharfrichter über andere aufschwang. Und zum zweiten brauchte er den Kerl noch.
    »Paß auf, du Schmutzfink«, sagte er. »Du wirst diesem bedauernswerten Geschöpf hier jetzt den Befehl erteilen, mir ruhig und gesittet zu folgen, wenn ich gleich dieses Zimmer und dieses Haus verlasse. Hast du mich verstanden?«
    Der Mann antwortete nicht sofort.
    Bill schüttelte ihn wie einen alten Handfeger. »Ob du mich verstanden hast!«
    »Ja!« keuchte der andere. »Ich tue ja schon, was Sie von mir verlangen.«
    »Hoffentlich.«
    Der Sektenbonze stieß wieder einige Töne in diesem abartigen Dialekt hervor. Ob er Marcel de Marteau wirklich den Befehl erteilte, den ihm Bill eingeimpft hatte, war fraglich. Bill hoffte jedoch, daß die Furcht, die der Kerl ganz augenscheinlich vor ihm empfand, ihn daran hinderte, ein falsches Spiel zu treiben.
    Seine Hoffnungen schienen nicht unberechtigt zu sein, denn als er testweise zwei Schritte in Richtung Tür machte, folgte ihm der Zombie, der einst ein Student namens Marcel de Marteau gewesen war, auf dem Fuße. Die anderen vier blieben inhaltslos lächelnd auf ihren Kissen hocken.
    Der Kulturhistoriker grunzte befriedigt. Zeit jetzt, den Rückzug anzutreten. Wenn es ihm und Marcel gelang, durchzukommen, bestand vielleicht noch Hoffnung, daß der junge Franzose wieder er selbst wurde. Er wäre nicht der erste gewesen, den Professor Zamorra den Klauen des Bösen wieder entrissen hätte.
    Ob sie allerdings durchkommen würden, war sehr zweifelhaft.
    Dieser vorgebliche Meditationsraum hier befand sich im sechsten Stockwerk. Bis hinunter in die Halle und weiter nach draußen auf die rettende Straße war es ein weiter Weg. Aber ihm blieb nichts anderes übrig als es zu versuchen.
    Der Kerl, dessen Hals noch immer in Bills Armbeuge zappelte, war jetzt zu unnützem Ballast geworden. Als Geisel taugte er kaum.
    So wie Bill diesen Sektenverein einschätzte, war Rücksicht nicht zu erwarten, nicht einmal auf einen der eigenen Leute.
    Er gab seinen Gefangenen ganz überraschend frei, trat einen Schritt zurück und versetzte ihm dann einen knallharten Kinnhaken genau auf den Punkt. Der Schlag hob den Getroffenen leicht vom Boden ab und ließ ihn mehrere Meter weiter gegen die Wand krachen, wobei sein Hinterkopf nicht ganz ungeschoren davonkam. Er war sofort bewußtlos und würde das auch in absehbarer Zeit bleiben.
    Die Zombies hatten von seiner Aktion keine Notiz genommen.
    Keiner von ihnen unternahm etwas gegen ihn. Sie waren wie Maschinen, die völlig inaktiv blieben, so lange man ihren Motor nicht anstellte.
    Marcel de Marteaus Motor lief jedoch.

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