0074 - Söldner des Teufels
Schicksal in die jenseitige Dimension verschlagen hatte. Mit Schaudern erinnerte er sich noch an den Fall der Hexe Fabienne Duquesne. Damals waren er und Professor Zamorra unter anderem auch mit dem Herrn der Millionen Köpfe konfrontiert worden, einem Dämon, der kaum weniger Schrecken verbreitet hatte, als dieses Ungeheuer hier. Aber damals hatte er wenigstens noch über seinen eigenen menschlichen Körper verfügen können. Jetzt hingegen… Dieser grünlich schimmernde Affenbalg trieb ihn beinahe zum Wahnsinn.
Ob er mit dem Maul dieses Scheusals, in dem sein Bewußtsein steckte, sprechen konnte? Warum eigentlich nicht? Es kam in jedem Fall auf einen Versuch an.
Und er mußte sich dem Dämon verständlich machen. Die furchtbaren Schmerzen, die diesen mißgestalteten Körper quälten, der ja nun immerhin zu seinem eigenen geworden war, konnte er nicht länger aushalten. Er war bereit, so ziemlich alles zu tun, um diesen Herr der Tausend Feuer zu einer Schmerzlinderung zu veranlassen.
Er versuchte, zu sprechen. Es gelang auf Anhieb, wenn ihm auch seine eigene Stimme völlig fremdartig vorkam, was allerdings nicht weiter verwunderlich war.
»Herr«, sagte er und bemühte sich dabei, menschliche Ergebenheit in seine krächzende Lautmalerei zu legen, »könntest du nicht etwas tun, um die Schmerzen zu stillen, die diesen Körper durchzucken?«
Jetzt wurde Bill tatsächlich fast wahnsinnig.
Die Schmerzen wurden nicht geringer, sie wurden noch stärker. So stark, so fürchterlich, so mörderisch, daß er es wirklich nicht mehr aushalten konnte. Ihm war, als würden sämtliche Nervenenden regelrecht angespitzt und in einem Schraubstock zermalmt.
Brüllend warf er sich auf den blutfarbenen Boden und wälzte sich in wilden Zuckungen. Aber die irrsinnige Pein ließ keinen Deut nach.
»Das soll dich lehren, unaufgefordert zu sprechen, Sklave!« fuhr ihn der Dämon an.
Der Affenkörper Bills wand sich weiter in nicht enden wollender Qual. Eine halbe Ewigkeit lang, wie es dem Kulturhistoriker erschien.
Dann hörten die Schmerzen abrupt auf. Es war das schönste Gefühl, das Bill jemals in seinem Leben verspürt hatte. Erfüllung in der Liebe war gar nichts dagegen. Relativ gesehen.
»Steh auf!« befahl der Dämon.
Bill schoß förmlich hoch.
Die Fratze des Herrn der Tausend Feuer verzog sich zu einem wölfischen Grinsen.
»Sag ›Ich liebe dich!‹ zu mir«, forderte er den Historiker auf.
Bill haßte das Scheusal, haßte es aus ganzer Seele. Dennoch war er bereit, ein Liebesbekenntnis abzulegen. Offenbar hatte er aber für den Geschmack des Unholds zu lange gezögert, denn schon rasten die Schmerzwellen mit eher noch gesteigerter Intensität durch seinen Körper.
Wieder warf sich Bill in qualvoller Verzweiflung zu Boden.
»Ich liebe dich!« brüllte er. »Ich liebe dich! Oh, wie sehr liebe ich dich!«
Die Schmerzen klangen wieder ab.
»Auf!«
Bill stand, kaum daß der Befehl gekommen war.
»Küß meine Füße!«
Das Affenwesen, das Bill war, warf sich auf seine schuppenbedeckten, schleimigen Knie und beugte sich über die Füße des Dämonen. Schon preßten sich seine wulstigen Lippen auf die in hornigen Nägeln auslaufenden Extremitäten seines Peinigers und bedeckten sie mit seibernden Küssen.
»Auf!«
Jeder Spieß hätte sich einen Rekruten wie Bill gewünscht. Er war schon wieder auf den Füßen, bereit, dem Dämonen auch noch die Hände abzulecken, falls dieser das von ihm verlangen sollte.
»Brav, brav!« lobte ihn der Herr der Tausend Feuer. »Du bist ein sehr folgsamer Sklave.« Er zeigte wieder dieses raubtierhafte Grinsen. »Aber das will nicht viel besagen«, fuhr er fort, »denn ich habe noch nie einen Sklaven gesehen, der nicht folgsam gewesen wäre.«
Bill zweifelte nicht daran. Schmerzen wie diese hätten aus Don Juan und Casanova Mönche gemacht, hätten Christen zu Mohammedanern und Pazifisten zu blutgierigen Killern werden lassen.
»Hör zu, Sklave«, sagte der Dämon.
Mehr konnte Bill seine lappigen Ohren nicht spitzen.
»Du wirst mir gehorchen!«
Bill nickte eifrig.
»Du wirst jederzeit das tun, was ich dir befehle. Nur das, nichts anderes.«
»Ja!«
»Du wirst nur meinen Befehlen gehorchen, und die anderen ignorieren. Denn nur ich verfüge über die Macht, Schmerzen zu geben…« Bills Nervenenden vibrierten qualvoll. »… und zu nehmen.« Die Schmerzen vergingen wieder. »Hast du mich verstanden, Sklave?«
»Ja, ich habe verstanden!«
»Dann geh jetzt da hinein und
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