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0075 - Das tödliche Tagebuch

0075 - Das tödliche Tagebuch

Titel: 0075 - Das tödliche Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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dem jungen Körper.
    ***
    Am nächsten Morgen war Gordon Sands früher als alle anderen in seinem Büro. Er redigierte seinen Artikel, brachte ihn in die Setzerei, besprach sich mit dem Metteur, stand neben der Setzmaschine, als sein Artikel gegossen wurde, half später beim Umbruch mit und kümmerte sich in der Chemigraphie um die Klischees. Erst als die Seite »stand«, kehrte Sands in sein Büro zurück. Sein Gesicht hatte einen bissigen Ausdruck. Aus diesem Grund mieden ihn die meisten seiner Kollegen an diesem Tag. Niemand war scharf auf einen Streit mit ihm. Er drückte sich einen schwarzen Kaffee aus dem Automaten, und als er diesen im Magen hatte, besserte sich seine Laune ein wenig. Nolan Kerry steckte seine Nase zur Tür herein. Er schmunzelte.
    »Die anderen sagen, hier drinnen herrscht Gewitterstimmung.«
    »Komm schon rein«, sagte Sands.
    »Es wurde allgemein Sturmwarnung gegeben«, bemerkte Kerry und schloß die Tür hinter sich. »Und ich muß sagen, du siehst tatsächlich so aus, als würdest du nur auf ein einziges falsches Wort warten…«
    Sands grinste. »Dann sag das Wort eben nicht.«
    »Wie weiß ich, welches Wort es ist?«
    »Ich kann es dir verraten!« knirschte Sands mit ärgerlicher Miene. »Das Wort heißt: Scarlett.«
    »Was ist passiert?« fragte Kerry, obwohl er alles wußte.
    »Sie ist mir weggelaufen«, knurrte Sands.
    »Einfach so?«
    »Natürlich nicht einfach so. Zuvor hatten wir einen heftigen Streit.«
    »Worüber habt ihr euch gestritten?«
    »Das weiß ich heute nicht mehr. Sicher war es eine von diesen blöden Auseinandersetzungen, die ganz harmlos beginnen. Später kann man nicht mehr sagen, wie es dazu gekommen ist. Es fällt ein Wort. Der andere kriegt es durch Zufall in die falsche Kehle. Gestern oder morgen hätte man darüber vielleicht gelacht. Aber in diesem entscheidenden Moment kriegt so ein Wort plötzlich Übergewicht. Und dann kommt es zu einer verdammten Kettenreaktion, die keiner wollte und die sich von niemandem mehr aufhalten läßt. Nun ja. Und dann ist es eben passiert. Aus der Mücke wird ein Elefant. Weitere Worte blasen diesen Elefanten auf. Plötzlich piekt jemand das Tier mit einer Nadel - und wumm… schon gibt es die schönste Explosion, die du dir vorstellen kannst.«
    Kerrys Hände wurden feucht.
    Eine Frage brannte ihm Löcher ins Gehirn. »Tut es dir leid, daß es gestern dazu gekommen ist, Gordon?« Es war eine entscheidende Frage für Kerry, denn die Antwort konnte ihm Scarlett in die bereitwillig offengehaltenen Arme treiben.
    Sands zog die Brauen mürrisch zusammen und hob ärgerlich die Schultern. »Vielleicht tut es mir leid. Jedenfalls dachte ich das, als Scarlett aus meiner Wohnung stürmte. Ich trank einige Whiskys, um mich zu beruhigen. Dann fuhr ich zu ihr. Aber sie war nicht zu Hause. Ich rief sie während der vergangenen Nacht mindestens zehnmal an. Sie hob nicht ab. Heute morgen dachte ich in aller Ruhe noch mal über die Angelegenheit nach. Ich hatte dazu bereits den nötigen Abstand, verstehst du? Und ich kam zu der Meinung, daß sie sich zum Teufel scheren soll.«
    Nolan Kerry riß erschrocken die Augen auf. »Gordon.«
    »Jawohl, ich wünsche sie in die Hölle!« knurrte Sands wütend. »Ich hatte genügend Zeit, um über Scarlett und mich gründlich nachzudenken. Im Grunde genommen passen wir überhaupt nicht zusammen. Das war von Anfang an unser Problem. Wir konnten es nicht meistern. Wir sind eben zu verschieden.«
    Sands öffnete den Schreibtisch und stellte eine Whiskyflasche und zwei Gläser auf den Tisch. Er füllte die Gläser und trank. Danach grinste er kalt.
    »Ich habe mit Scarlett nichts mehr zu schaffen, Nolan. Das müßtest du doch mit einer wahren Begeisterung aufnehmen. Du bist doch verschossen in das Mädchen. Okay. Ich gebe sie frei, erhebe keinen Anspruch mehr auf sie. Scarlett York ist wieder im Umlauf, Nolan. Such sie, und wenn du sie findest, darfst du sie für dich behalten. Ich will sie nicht mehr zurückhaben, und ich lege auch keinen Wert auf einen angemessenen Finderlohn.«
    Kerry stürzte hastig seinen Whisky in die trockene Kehle. »Verdammt, Gordon, ich finde es schäbig, wie du jetzt über Scarlett redest.«
    Gordon Sands lachte hart. »Ich habe zu allen Dingen meine eigene Meinung. Und über Scarlett denke ich eben so .«
    »Ich sagte gestern scherzhaft, daß du sie nicht verdienst, Gordon«, gab Kerry entrüstet zurück. »Heute sage ich es noch einmal. Aber ich möchte nicht, daß du es jetzt

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