0075 - Es geht um Kopf und Kragen
Bestellung aufgegeben hatten.
»Ja«, nickte ich. »Es sieht so aus, als hätte der geheimnisvolle Mann im Hintergrund regelrecht damit gerechnet, dass wir bei Lesly Zero auftauchen würden.«
»Woher kann er es aber gewusst haben?«, sinnierte Phil. »Wir haben doch die Ergebnisse unserer Verhöre unserem Pressebüro noch nicht durchgegeben!«
»Lass uns die Sache logisch durchdenken«, schlug ich vor, »das ist immer besser, als vage Vermutungen zu diskutieren. Der Mann, der Lesly Zero mit dem Rauschgift belieferte, muss sie gekannt haben, sonst hätte er sie ja nicht mit dem Kokain beliefern können, das ist klar.«
Phil schlug mit der Hand auf den Tisch.
»Aber vielleicht wusste er sogar, an wen Miss Zero das Kokain weitergab!«, rief er erregt aus. »Wenn er nämlich wusste, dass es Anderson war, der von Lesly Zero beliefert wurde, dann kann er vielleicht erfahren haben, dass wir Anderson verhaftet haben. Vielleicht sah er es sogar zufällig, als wir ihn vor seinem Haus stellten, und nun sagte er sich, dass Anderson früher oder später doch Miss Zero verraten würde. Die aber könnte ihn selbst in Gefahr bringen, und deshalb musste sie stumm gemacht werden, bevor wir sie zu fassen bekamen.«
»So ungefähr muss es gewesen sein«, sagte ich nachdenklich. »Aber mit diesem Mord ist jedenfalls eines bewiesen: dass der Mann im Hintergrund ein ebenso skrupelloser Verbrecher ist wie irgendein Berufsgangster. Und ich kann die Minute bald nicht mehr erwarten, wo ich diesem Mann gegenübertreten darf.«
***
Um schneller voranzukommen, beschlossen wir, uns zu teilen. Phil sollte sich weiterhin mit der Mordkommission zusammentun und deren Arbeit verfolgen, ich wollte auf unserer alten Rauschgiftfährte weitersuchen. Denn es schien uns zwei Möglichkeiten zur Lösung dieses Falles zu geben: Die eine führte vom Opfer zum Mörder, die andere von der Kokainhändlerin Lesly Zero zu deren Lieferanten. Dass Mörder und Lieferant die gleiche Person waren, davon waren wir überzeugt.
Ich suchte also die Büros der Versicherungsgesellschaft auf. Als ich diesmal das Vorzimmer betrat, klapperte keine einzige Schreibmaschine. Vier völlig verstörte Mädchen standen beieinander und schwatzten so aufgeregt aufeinander ein, dass sie garantiert ihr eigenes Wort nicht verstehen konnten, geschweige denn das der anderen.
Sie hörten nicht einmal mein Eintreten, wie sie auch mein Klopfen überhört hatten. Erst als ich mich räusperte, bemerkten sie mich und starrten mich kreidebleich an.
»Gott sei Dank, der G-man!«, hauchte eine, die besonders blass war. Offenbar hatte sie schon das Eintreten eines vermummten Massenmörders befürchtet.
»Ja, der G-man«, nickte ich. »Sie haben ja inzwischen sicher erfahren, was mit Miss Zero passiert ist. Ich möchte mich gern ein bisschen mit Ihnen über Miss Zero unterhalten.«
Sofort stürmten sie auf mich los und machten ein Palaver, dass mir die Ohren dröhnten.
»He, stopp!«, rief ich. »So geht es nicht! Es kann immer nur eine reden. Am besten immer nur die, die auf meine Frage auch wirklich eine zuverlässige Antwort weiß. Zuerst möchte ich gern wissen, wie lange Miss Zero hier schon arbeitete.«
»Seit genau drei Monaten«, erwidert eine Brünette mit einem grellrot geschminkten Mund. »Es war genau heute vor drei Monaten, als sie hier ihre Stellung antrat, Mister G-man.«
»Das ist noch nicht lange«, sagte ich. »Weiß jemand, warum sie hier anfing? Auf eine Empfehlung hin oder auf ein Inserat oder wie?«
»Unsere Firma suchte noch zwei Sekretärinnen. Weil hier mehr gezahlt wurde, wechselte Miss Zero die Stellung und kam zu uns.«
»Wo war sie vorher?«
»Bei einer kleinen pharmazeutischen Fabrik in Manhattan. Die Bude muss miserabel bezahlt haben, nachdem was uns Lesly erzählte.«
»Dann ging es ihr also ziemlich schlecht, als sie hier anfing?«
»No, das kann man nun auch wieder nicht sagen. Eigentlich eher das Gegenteil. Sie hatte von uns allen die schicksten Kleider. Manchmal trug sie sogar echten Schmuck, der nicht gerade billig gewesen sein kann.«
»Wie konnte sie so teure Sachen besitzen, wenn sie eine schlecht bezahlte Stellung hatte?«
Ein vieldeutiges Lächeln auf vier Mädchengesichtern war die ganze Antwort.
»Sie meinen also, dass sie einen zahlungskräftigen Freund hatte?«, fragte ich, um sicherzugehen, dass ich ihr vieldeutiges Lächeln richtig auslegte.
»Na, woher hätte sie denn sonst die schicken Sachen haben sollen?«, fragte eine der Vier
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