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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Zelten.
    Dann gellten schrille Schreie zum Sternenhimmel empor und Hufschlag dröhnte. Drei Dutzend kühner Reiter auf schnellen Pferden und Reitkamelen sprengten zwischen den Zelten hervor. Sie formierten sich, die Pferdereiter rechts, die Kamelreiter links, und preschten um den Platz, waghalsige Reiterkunststücke vollführend.
    Männer standen auf ihren Reittieren, beugten sich in vollem Galopp bis zur Erde nieder und hantierten dabei mit Säbeln und Gewehren. Dreimal führte die Runde um den Platz, und jeder der Reiter zeigte sein Können.
    Das Zaumzeug der Pferde und Kamele und die Sättel waren reichverziert. Die Reiter trugen wehende Burnusse oder enganliegende Gewänder, prachtvolle Turbane und Ghutras oder Kapuzen mit verzierten Bändern. Die dunklen Augen der Reiter blitzten, und blanke Klingen funkelten im Feuerschein und im Mond- und Sternenlicht.
    Die Reiter formierten sich jetzt an zwei Seiten des Platzes. Sie klopften ihren Tieren auf die Hälse, redeten beruhigend auf sie ein. Es wurde still. Ein Zeichen des Scheichs, und die erste Reihe der Reiter raste von der einen Seite des Platzes auf Zamorra und Bill Fleming zu.
    Der Hufschlag dröhnte, ließ den Boden erbeben. Sand und Erde spritzten unter Pferde- und Kamelhufen weg. Mündungsfeuer blitzten und Schüsse krachten. Die Kugeln pfiffen den beiden Männern um die Ohren, aber sie zuckten mit keiner Wimper.
    Säbelklingen zischten an ihren Köpfen vorbei, dann war die wilde Jagd vorüber. Zamorra und Bill wandten sich um. Die zweite Reihe von der anderen Seite des Platzes galoppierte an. Die beiden Männer sahen Reiter, die mit ihren Tieren verwachsen schienen, wehende Burnusse und Schleppmäntel und angespannte Gesichter, sie sahen Gewehre und Säbel in nervigen Fäusten.
    Ein heiserer Schrei, und die Mündungsfeuer zuckten. Schüsse knatterten. Zwei Kugeln zupften an Zamorras Burnus. Ein Säbelhieb pfiff an seinem Ohr vorbei, als ein Reiter sein Pferd im letzten Moment vor ihm zur Seite riß, mit einer Hand. Bill wurde die Ghutra vom Kopf gefegt.
    Die beiden Freunde standen wie Felsen. Beifall wurde ringsum laut, Beifall für die Geschicklichkeit der Reiter und auch für Zamorras und Bill Flemings Tapferkeit und Unerschrockenheit. Die Fantasiareiter drehten noch eine Ehrenrunde und verschwanden wieder zwischen den Zelten.
    »Ich dachte die ganze Zeit, einer schießt daneben oder haut mir den Kopf ab«, flüsterte Bill Fleming Zamorra zu.
    »So etwas kommt bei einer Fantasia ab und zu mal vor«, sagte Zamorra ruhig. »Aber irgendwie ist das ganze Leben ein Risiko.«
    »Du bist vielleicht ein Gemütsmensch. Wenn du mir vorher gesagt hättest, daß diese Fantasiareiter auch gelegentlich ins Schwarze treffen, dann…«
    »Was dann?«
    »Dann hätte ich noch mehr geschwitzt als ohnehin schon. So schnell spiele ich nicht wieder lebende Tontaube.«
    Scheich Abd el Bakr erhob sich, und Bill verstummte. Der Scheich sagte ein paar Worte. Trommeln begannen zu dröhnen. Zwischen den Zelten trat ein riesiger Beduine hervor, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, den muskelstrotzenden Oberkörper eingefettet. Er hielt in jeder Hand einen langen Krummdolch, rasiermesserscharf geschliffen.
    Ein älterer Mann, der Schiedsrichter des folgenden Kampfes, ging mit dem Hünen zu Zamorra. Bill Fleming schaute entgeistert.
    »Der Kerl sieht aus, als ob er Steine zerquetschen könnte«, sagte er. »Willst du ihn nicht doch mir überlassen, Zamorra? Ich war am College mal ein ganz guter Boxer, und ich verstehe etwas von Selbstverteidigung.«
    Zamorra sagte nichts. Bill Fleming wurde weggeführt. Die Kampfregeln, die Nabila für Zamorra übersetzte, waren denkbar einfach. Von den beiden Kämpfern erhielt jeder einen Dolch, scharf und schwer genug, um einen Arm mit einem Hieb abzuhacken. Die Kämpfer mußten sich attackieren, bis einer reglos am Boden liegenblieb.
    Am Rand des Platzes wurde eine Linie gezogen. Wenn einer der Kämpfer die Linie überschritt, erschossen ihn die Wächter an der Seite.
    Atemlose Stille herrschte. Im Hintergrund pochte dumpf die Trommel im Takt eines schnelle Herzschlags. Bill Fleming starrte Zamorra, der seinen Burnus ablegte und sich bis auf einen Lendenschurz entkleidete, besorgt an.
    Zamorra zählte nicht zu den Kleinen im Land und war muskulös und sehnig. Aber gegen den Goliath, der Negerblut in den Adern hatte und sein Gegner sein sollte, wirkte er wie ein Konfirmand. Nur der Schiedsrichter und die beiden Kämpfer waren jetzt noch auf dem

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