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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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sinken. Abd el Bakr saß reglos. Endlose, spannungsgeladene Sekunden reihten sich aneinander. Dann riß Abd el Bakr beide Arme hoch.
    »Allah ist groß!« schrie er. »Es ist sein Wille, daß wir gegen die Dschinns und die Mächte des Bösen kämpfen, die sich in Asch Schamar und der An Nafud breitmachen wollen. Zamorra Effendi und seine Freunde und Gefährten sollen Mitglieder des Stammes der Ben Nafud werden. Die Ben Nafud aber schützen jeden der ihren, und sein Kampf ist ihr Kampf!«
    Nabila übersetzte Zamorra Abd el Bakrs Worte, während die Beduinen jubelten, ihre Gewehre schwenkten und in die Luft abfeuerten. Es war inzwischen dunkel geworden.
    »Wie sollen wir Stammesmitglieder werden?« fragte Zamorra Nabila.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte Nabila. »Aber die erste ist euch verwehrt. Diese wäre, wenn ihr eine Tochter der Ben Nafud zur Frau nehmt. Aber ihr seid Ungläubige. So muß einer von euch einen Zweikampf auf Leben und Tod mit dem stärksten Mann des Stammes bestehen. Wenn er siegt, gehört ihr zu den Ben Nafud. Wenn nicht, dann stirbt der Kämpfer ohnehin, und sein Gefährte wird ohne Proviant, Wasser und Reittier nackt mitten in der Wüste ausgesetzt.«
    Dieser schlaue alte Scheich, dachte Zamorra. Da hatte er, trotz Hypnose, doch noch einen Ausweg gefunden. Wenn Zamorra unterlag, denn er wollte kämpfen, verpflichteten seine großen Worte Scheich Abd el Bakr praktisch zu nichts. Dann würde er seine Beduinen gelegentlich ein paar Attacken gegen die Soldaten des Herrschers von Asch Schamar reiten lassen, Angriffe, bei denen viel geschrien und in die Luft geschossen und wenig ernsthaft gekämpft wurde.
    Und damit hatte es sich dann.
    Zamorra mußte siegen.
    ***
    Zamorra und Bill Fleming hatten ein schäbiges altes Zelt am Rande der Oasensiedlung zugewiesen bekommen. Ihre Pferde grasten auf den Weiden der Ben Nafud hinter dem Palmenwald. Das gesamte Lager befand sich in Aufruhr, denn eine Sensation stand bevor.
    Der Fight Zamorras gegen den stärksten und gefährlichsten Kämpfer des Stammes.
    »Wenn das nur gutgeht«, sagte Bill Fleming. »Willst du nicht doch lieber mich gegen diesen Champion der Ben Nafud antreten lassen?«
    »Du redest gerade so, als ginge ich am Stock.«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Ich habe kein gutes Gefühl.«
    »Das kommt davon, daß dein Allerwertester wundgeritten ist«, sagte Zamorra seelenruhig.
    Er beherrschte die Yogakunst, sich in sich selbst zu versenken und aus seinem Innersten Ruhe und Kraft zu schöpfen. Zamorra war völlig ruhig, sein Puls schlug langsam und regelmäßig. Bill Fleming flatterte um ihn herum.
    Zamorra sah dem Kampf gelassen entgegen. Er war gewiß kein Mann, der seine Probleme mit der Faust regelte, wenn es sich irgendwie anders einrichten ließ. Doch sein bewegtes und abenteuerliches Leben führte ihn immer wieder in Situationen, in denen Worte allein und der Intellekt nichts auszurichten vermochten.
    Er hatte es gelernt, sich seiner Haut zu wehren.
    Dumpf schlug draußen eine Trommel. Es war Zeit. Zamorra und Bill Fleming, in ihre Burnusse gehüllt, verließen das Zelt. Vier bewaffnete Beduinen führten sie zu dem großen Platz in der Mitte des Oasendorfes. Feuer brannte an allen vier Ecken des Platzes.
    An den Rändern des Platzes saßen oder standen die Einwohner des Dorfes. Stolze Beduinen mit hellen Burnussen und Ghutras oder Turbanen. Frauen mit verschleierten Gesichtern, von denen die meisten Kinder an sich drückten.
    Der Scheich, seine beiden Söhne und die angesehensten Männer des Dorfes saßen auf kostbaren Teppichen. Der kühle Nachtwind fächelte durch die Zeltreihen. Saiteninstrumente und Zithern erklangen, Flöten und Klarinetten. Es war eine schrille, für europäische Ohren fremd klingende Musik.
    Der Scheich erhob sich, als Zamorra und Bill Fleming nähertraten. Nabila, seine Tochter, die im Hintergrund bei den vier auf einem Teppich sitzenden Frauen des Scheichs stand, spielte die Dolmetscherin. Abd el Bakr hatte noch mehr Kinder als die beiden Söhne Mustafa und Rachman und die Tochter Nabila. Aber die drei anderen Kinder waren noch klein und blieben bei ihren Müttern.
    »Zunächst kommt die erste Tapferkeitsprobe«, sagte Scheich Abd el Bakr. »Die Fantasia.«
    Die Fantasia war ein Reiterspiel. Zamorra und Bill Fleming stellten sich in der Mitte des Platzes auf. Die vier bewaffneten Wächter postierten sich an den Ecken des Platzes. Eine Weile spielte nur die Musik der Kapelle im Hintergrund zwischen den

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