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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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ihn indessen beim Schießen durchaus nicht störte, da es das linke Auge war.
    Geronimo schob mißmutig die Karten zusammen und verstaute sie in einer abgegriffenen Hülle, ehe er kurz auf die Uhr sah. »In wenigen Minuten sieben. Jetzt fährt Olivarez ab. Ich denke, er wird gegen halb acht hier sein.«
    »Wir fangen ihn ab«, warf Sal hoffnungsvoll ein. »Ein Druck auf den Pinsel — und das Geld ist unser!«
    »Das hast du dir so gedacht!« fiel ihm Geronimo nervös in die Parade. »Sennor Olivarez ist mit ausgesuchter Höflichkeit zu behandeln. Befehl vom Chef!«
    »Befehl vom Chef, Befehl vom Chef!« äffte Alvarez, der bisher geschwiegen hatte. »Wenn ich das schon höre. Überhaupt gefällt mir der ganze Laden nicht mehr. Ich möchte endlich wissen, für wen ich arbeite und ob man mich nicht um meinen Anteil betrügt!«
    »Quatsch!« fuhr Geronimo wütend auf. »Du wirst den Hals schon voll genug bekommen. Wenn die Sache klappt — und sie wird klappen! — hast du für den Rest deines Lebens ausgesorgt!«
    »Ist nicht gesagt, daß sie klappt!« fuhr Sal auf. »Du hast auch gesagt, die beiden FBI-Spitzel seien erledigt, als du ihnen Nungesser als Kidnapper serviert hattest…«
    »Das war Künstlerpech!« gab Geronimo zu. »Habe ich etwa die Reaktion Nungessers falsch vorausberechnet, he? Konnte ich vielleicht wissen, daß die beiden mit einem blauen Auge davonkommen würden, he?«
    Er sah abermals auf die Uhr. »Schluß jetzt mit dem Quatsch. Nochmal die Einzelheiten: sobald der Stationwaggon erscheint, startest du die Motoren, Sal. Alvarez hält dem Burschen die MP vor den Bauch. Alles andere mache ich. Klar?« —Er nahm eine Pappschachtel aus seiner Aktenmappe und holte aus ihr eine Ampulle und eine Spritze heraus. Nachdem er die Spitze der Ampulle sorgfältig abgesägt hatte, zog er die Spritze auf und probierte sie. Alvarez hob witternd den Kopf und lachte lautlos. — »Ich glaube, ich höre Motorengeräusch. Das könnte er sein. Wer benützt denn sonst die Straße?«
    ***
    Enrico Olivarez' Wagen war ein ziemlich neuer Edsel mit Ganzstahlkarosserie. Die Antenne des Auto-Radios war ganz ausgefahren; aus dem Lautsprecher ertönte hin und wieder ein leises Knacken.
    Olivarez pfiff tonlos vor sich hin. Er fuhr in mäßigem Temöo. Längst hatte er die Höhe von Cristobal hinter sich. Gegen sieben Uhr fünfundzwanzig erreichte er das Südende der Bucht; der Weg bog nach Osten ab, das Sichtfeld war durch eine unübersehbare Catalina-Cherry-Hecke begrenzt.
    Hinter der Kurve sprang dem Wagen plötzlich ein maskierter Mann in den Weg und richtete den Lauf seiner MP auf den Kühler.
    Olivarez bremste abrupt. Er würgte den Motor brutal ab, der Wagen schlitterte mit blockierten Rädern noch ein paar Meter weiter und blieb stehen.
    Der Exporteur hob die Hände. In diesem Augenblick sprang ein zweiter, auch maskierter Mann aus dem Gebüsch und riß den linken Wagenschlag auf. — »Senor Olivarez?« fragte eine dumpfe, verstellte Stimme.
    »Allerdings!«
    »Sie haben eine Kiste für uns!«
    »Das kann nicht stimmen!« protestierte Olivarez erregt. »Sie wollten doch…«
    »… auf Welle 823,9 nähere Anweisungen geben? Das war nur eine Finte. Geben Sie den Arm her, Senor, oder ich muß Ihnen einen Schwarm Bleihummeln in den Bauch jagen!«
    Der andere hob drohend die MP und lachte lautlos über den faulen Witz seines Komplicen. Olivarez spürte einen feinen Stich im linken Unterarm, er wollte noch etwas sagen, fühlte aber plötzlich nur mehr wohltuende, fast befreiende Müdigkeit in allen Gliedern. Sein Verstand registrierte noch, wie ihm schwarz vor den Augen wurde, dann verließen ihn die Sinne.
    Inzwischen hatten Alvarez und Geromino bereits die Hintertür des Wagens aufgerissen und die zentnerschwere Kiste mit der kostbaren Ladung mühelos Jjerausgehoben. Die beiden schleppten sie zum Ufer, wo Sal bereits die beiden Außenbordmotoren gestartet hatte, und verstauten sie im Boot.
    Geronimo kehrte noch einmal an Land zurück, um die Motorhaube des Edsel zu öffnen, mit einem Ruck die Zündkabel abzureißen und den Verteilerkopf abzumontieren. Er schob ihn achtlos in die Tasche und sprang zum Boot zurück. Zusammen mit Alvarez stemmte er sich gegen den Bug, während Sal Gas gab. Das Fahrzeug kam vom Grund frei, die beiden sprangen an Bord und stiegen in das Cockpit. Nach ein paar Metern schaltete Sal die Motoren aus, stellte die Zündung um [1] und startete erneut. Das Boot nahm Fahrt auf, wurde schneller und

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