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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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gehen.«
    »Ich kann sogar verstehen, daß Sie mir keine Hilfe anbieten dürfen. Aber jetzt darf ich Sie bitten, mir den Weg zu Signora Cofales zu beschreiben.«
    »Ich lasse Sie hinfahren«, sagte der Kommissar. »Das hat nichts mit Lo Sardo zu tun. Und Sie sollen nicht sagen, daß unsere Beamten nichts von Hilfsbereitschaft halten. Ich stelle Ihnen einen Wagen mit Fahrer zur Verfügung.«
    ***
    Unbarmherzig trieb Lo Sardo den widerstandslosen Carlos Pelera vor sich her. Erst in der Nähe der Küste verlangsamte er das Tempo.
    Er sah sich um. Aber niemand war hier zu sehen. Diesen Teil der Felsen wagte kaum jemand zu betreten.
    Schwerer Granit löste sich ab mit Glimmerschiefer, und stellenweise gab es Gneisgestein. Dort, wo die Klippen am höchsten aufragten, konnte man die halbe Riviera del Corallo überblicken.
    Mit Entsetzen sah der alte Spanier, daß Lo Sardo ihn direkt auf den Rand der Klippen zutrieb.
    Er machte einen Ausbruchsversuch.
    Aber Lo Sardo kam ihm zuvor. Er war behende und schnell.
    Carlos Pelera fragte sich, ob er es mit einem Menschen oder mit einem Geist zu tun hatte.
    Lo Sardo redete mit der Zunge der Menschen. Er beherrschte das Spanische wie seinen Heimatdialekt, das sardische Italienisch. Er schien wie ein Mensch zu denken.
    Aber etwas an dem Vorgehen, an der unausweichlichen Gewalt, an der teuflischen Faszination, die von ihm ausgingen, ließ ihn eher mit der Welt der Geister und Dämonen in Verbindung bringen.
    Pelera stand jetzt mit dem Rücken zum Felsenrand. Er war stehengeblieben, aber Lo Sardo setzte nach und gab ihm keine Chance, mit einem plötzlichen Sprung zur Seite dem Zugriff zu entkommen.
    »Tritt zurück!« herrschte Lo Sardo den alten Mann an.
    »Ich werde stürzen!« sagte der Spanier mit zitternder Stimme. Todesfurcht war darin zu hören, höchste Panik.
    »Tritt zurück«, sagte Lo Sardo noch einmal.
    Als der Spanier keine Anstalten machte, der Aufforderung nachzukommen, kam der Unheimliche noch zwei Schritte näher.
    Noch einen letzten Schritt, noch einen halben Meter.
    Jetzt streckte er die Arme aus, die wie riesige Flügel aussahen, so weit bauschten sich die großen Ärmel aus dunklem Tuch.
    Carlos Pelera erging es nicht anders als den ersten Opfern des Unmenschen.
    Etwas widerstrebte ihm, sich von diesen Riesengreifern nur berühren zu lassen.
    Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Noch hatte er den festen Boden des Granitgesteins unter den Füßen.
    »Du hast die Wahl gehabt, Carlos Pelera!« rief der Dämon ihm entgegen. »Du hättest die Insel verlassen können. Nun wirst du sie durch die Luft verlassen. Da unten wartet schon das Meer auf dich.«
    Und Lo Sardo kam heran. Immer näher.
    Pelera wich noch weiter zurück.
    Aber der Teuflische vor ihm gab nicht nach. Wieder kamen die Arme nach vorn geschossen. Jetzt versuchte Lo Sardo, den Spanier zu packen.
    Angewidert vor der Berührung, tat Pelera einen letzten Schritt.
    Noch im Zurücksetzen spürte er, wie sein Fuß den Halt verlor.
    Er riß seinen Körper herum, wollte sich noch ein letztes Mal in Sicherheit bringen, einen letzten verzweifelten Versuch machen, seinem Rächer zu entkommen.
    Aber da formte sein Mund schon den Todesschrei.
    Halb knickte er ein, von der schleudernden Wucht seiner Bewegung herumgerissen. Halb wich er zurück, als Lo Sardos ausgestreckte Arme auf ihn zukamen.
    Nur leicht berührten die Fingerspitzen des Dämons seine Brust.
    Aber es war ihm, als sei er von einem Dutzend Pfeilen getroffen, von einem ganzen Bündel von Speeren erfaßt worden.
    Der Druck, der sich von Lo Sardos Fingern in seiner Brust fortsetzte, warf ihn zurück.
    Verzweifelt versuchte er, das Gleichgewicht zu halten.
    Umsonst!
    Er stürzte, und das dröhnende Hohngelächter Lo Sardos folgte ihm bis hinab in die Tiefe.
    Mehrmals schlug sein Körper im Fall auf den Klippen auf, wurde weiter nach unten geworfen, bis er in einem großen Bogen hinaus aufs Wasser geschleudert wurde.
    Carlos Pelera war schon tot, noch bevor sein Körper die Oberfläche der See berührte.
    ***
    In den Tagen darauf erzählten sich Touristen aus der Gegend, daß sie einen merkwürdig großen Vogel gesehen hatten, der mit großer Leichtigkeit sich auf den Klippen bewegt hatte.
    Er sah aus wie ein Drachen, meinten einige.
    Da niemand an Drachen glauben konnte und mochte, blieb es dabei, daß man einen selten großen Vogel aus der Ferne beobachtet hatte.
    Bis die nächsten Ausgaben der Zeitungen erschienen.
    Da wurden viele von Entsetzen

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