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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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dichter herankommen.
    Erst dann trat er aus seinem kleinen Versteck.
    Als er auf der Straße stand, mit weit ausgebreiteten Armen, die von schweren schwarzen Tüchern umhängt waren, fiel der alte Mann auf die Knie und begann zu wimmern.
    Das klapprige Fahrrad hatte er achtlos zu Boden fallen lassen.
    »Du bist Pelera!« dröhnte die Stimme Lo Sardos.
    »Ja, vergib! Und verschone mich!«
    »Du weißt, wer ich bin?«
    »Ja, du bist Lo Sardo. Niemand außer dir kann einem Menschen solche Furcht einflößen.«
    »Deine Furcht ist begründet, Pelera. Aber sie wird nicht mehr lange dauern. Denn in einer Stunde lebst du nicht mehr.«
    Der Spanier flehte um sein Leben, aber Lo Sardo hörte nicht auf ihn.
    »Ich habe noch keinen von euch getötet«, sagte er. »Ihr geht von selbst in den Tod. Ich zeige euch nur den Weg. Steh auf und komm unter die Bäume. Sonst muß ich dich holen.«
    Der Alte stand zitternd von der Straße auf und kam näher. Seine Furcht verstärkte sich, als er hinter den schmalen Schlitzen in der dunklen Maske die glühenden Augen Lo Sardos erkannte. Dann brach er zusammen.
    ***
    Mit höhnischen Blicken sah Lo Sardo auf den reglosen Carlos Pelera.
    Er hatte Zeit, er fühlte sich sicher. Niemand würde ihn um diese Zeit hier vermuten. Niemand konnte ahnen, daß er an diesem Ort sein nächstes Opfer holen würde.
    Seine Geduld war so unermeßlich wie seine Rachegefühle.
    Erst nach einer halben Stunde stieß er sein Opfer mit dem Fuß an, rief ihm zu, daß Pelera sich erheben sollte.
    Aber der Spanier war durch das Auftreten des dämonischen Wesens zu sehr geschockt. Noch hielt seine Ohnmacht an.
    Da beugte sich Lo Sardo hinunter zu ihm. Riß ihn mit einem scharfen Ruck hoch. Mit einer Hand hielt er den alten Mann am Kragen gepackt. Dann schleifte er den Mann wie ein leichtes Kleiderbündel einfach hinter sich her.
    Lo Sardo nahm den Weg zur Küste. Er kannte sich aus, er wußte um jede Wegbiegung. Er hielt sich im dichten Unterholz, um niemand zu begegnen.
    Und niemand sah ihn, niemand konnte ihn beobachten.
    Fast einen Kilometer hatte Lo Sardo so mit seinem Opfer zurückgelegt, als Carlos Pelera zu stöhnen begann.
    Lo Sardo riß ihn ganz zu sich hoch und blieb stehen.
    Der alte Mann schlug die Augen auf.
    »Hörst du mich, Pelera?« fragte er, und seine Augen hinter der Maske fingen wieder gefährlich an zu glühen.
    Er rüttelte den Körper des schwachen Mannes hin und her, als er keine Antwort bekam.
    »Ich will wissen, ob du mich hörst!« brüllte Lo Sardo los.
    »Ich höre dich«, sagte Pelera mit schwacher Stimme.
    »Dann weißt du auch, was dich erwartet«, sagte der Dämon.
    »Ich gebe dir alles, was ich besitze«, sagte der Spanier und zitterte dabei. »Verschone mich, und du sollt haben, was mir gehört.«
    »Du hast nichts, was mich interessieren könnte«, sagte Lo Sardo gehässig. »Ein altes Weib hast du, und eine häßliche Tochter, nach der sich nie ein Mann umsehen wird. Die kannst du behalten. Und einen Sohn hast du nicht zustandegebracht, du armseliger Wicht. Nein, Pelera. Du bist mir dein Leben schuldig, denn du gehörst zu denen, die uns die Insel wegnehmen. Aber du kannst deinem Tod entgehen, wenn du mir zusagst, in zwei Tagen nicht mehr hier zu sein.«
    »Ich? Meine Familie? Wohin sollen wir gehen?« jammerte der alte Mann.
    »Weg von der Insel«, sagte Lo Sardo. »Weg von uns, fort von Sardinien. Geh zurück in deine Heimat. Du bist Spanier. Wir brauchen keine Spanier hier.«
    »Wir haben die alte Heimat verloren«, sagte Pelera. »Seit vielen Generationen leben wir hier. Wir sind wie ihr selbst. Wir kennen Spanien nicht mehr. Das Land hat unsere Väter nicht ernähren können.«
    »Deshalb seid ihr hergekommen, um euch an unserer Erde zu mä- sten!« schrie der Dämon los. »Ihr werdet gehen, und zwar sofort!«
    »Es ist unmöglich«, hauchte Carlos Pelera. »Wir können nicht mehr fort. Wir finden keinen Ort, an dem wir uns niederlassen und unseren Unterhalt verdienen können. Hier sind wir zu Hause, hier auf der Insel.«
    »Du willst also bleiben?« kam die Stimme Lo Sardos.
    »Es geht nicht anders.« Peleras Stimme war zu einem Flüstern herabgesunken.
    »Dann geh, wohin ich dir sage. Hier, bei den Tamarisken vorbei. Immer links halten.«
    Carlos Pelera schlotterten die Knie.
    Aber dem Dämon konnte er sich nicht widersetzen.
    Schritt für Schritt ging er unter den Bäumen voran. Und immer, wenn er stehenbleiben wollte, trieb ihn die unerbittliche Stimme Lo Sardos voran.
    Es

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