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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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zeigen, Professore. Mich bringt weder Mensch noch Geist dorthin.«
    »Ich verstehe«, gab Zamorra zurück. »Niemand wird das von Ihnen verlangen, Signora.«
    »Und was Ihren Führer betrifft – si, si, Signor. Es gibt einen. Nur einen einzigen. Es ist ein junger Mann, eigentlich ein Jüngling noch. Nett, bescheiden, hilfsbereit, und sehr arm. Übrigens war sein Vater das erste Opfer des Teufels.«
    »Auch ein Spanier?«
    »No, no. Längst Sardinier geworden. Aber Lo Sardo hat da wohl herausgefunden, daß die Familie früher ebenfalls aus Spanien gekommen ist.«
    »Und wo wohnt der junge Mann?«
    »In Sassari drüben. Viele halten ihn selbst für einen echten Sarden. Im Umkreis von dreißig Meilen kennt jeder seinen Namen. Er hat einmal drei Banditen unschädlich gemacht, die das Haus seiner Nachbarn anzünden wollten. Drei Mann gegen einen Jungen, Signor! Bedenken Sie!«
    »Wie heißt dieser junge Mann?« wollte Zamorra wissen.
    »Fragen Sie nur nach Marcello. Jeder wird Ihnen zeigen, wo er wohnt. Sie finden ihn am Rande der Stadt, in einer der Hütten, wie sie sich die Hirten bauen. Und ich schreibe Ihnen eine Zeile für ihn auf. Dann weiß er, daß Sie von mir kommen.«
    »Danke, Signora. Sie haben mir schon ein gutes Stück weitergeholfen.«
    »Ich tue alles dafür, um Lo Sardo zu fangen«, sagte Maruns Schwester, und jetzt leuchteten ihre Augen zum erstenmal auf.
    Stolz, dachte Zamorra. Der Stolz und die Rache. Die alten, unverbrüchlichen Gefühle. Gleichgültig, ob es sich um Sarden oder um Spanier handelte. Sie standen sich darin in nichts nach.
    Zamorra ließ sich noch einiges über das Land und die Bewohner berichten, und die Frau wurde zusehends zugänglicher. Bereitwillig gab sie Auskunft und konnte Zamorra manch interessante Einzelheit berichten.
    Als der Beamte zurückkam, waren ein paar Stunden vergangen, in denen Zamorra einen Einblick in Land und Geschichte Sardiniens bekommen hatte.
    Vor allem wußte er, daß ihm kein Sarde bei der Suche nach dem Dämon helfen würde.
    Freundlich bedankte er sich bei der Frau.
    »Sie müssen kommen, Professore«, sagte sie nur zum Abschied.
    »Was meinen Sie?« fragte er, da er nicht ganz verstand.
    »Professore müssen kommen. Ich muß hören, was Sie unternehmen, ich muß wissen, wann Lo Sardo bestraft ist.«
    »Sie glauben also, daß es mir gelingt?«
    »Sie sind der Mann, der dem Bösen überlegen ist, Signor. Ich spüre das. Ich weiß es. Sie werden Lo Sardo vernichten. Und ich muß wissen, wie Sie ihn fangen.«
    »Ich verspreche es Ihnen, Signora. Danke für Ihre Gastfreundschaft. Und Sie hören von mir, sobald ich Erfolg habe.«
    »Vaya con Dios«, sagte Maruns Schwester zum Abschied.
    ***
    Der Beamte fuhr sie in die Stadt zurück.
    »Das Gepäck ist im Splendido«, sagte er unterwegs. »Und vor dem Hotel steht ein Wagen. Hier sind die Schlüssel, Professore. Der Kommissar hat sich selbst darum bemüht.«
    Zamorra konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Wollte der Kommissar sich dafür erkenntlich zeigen, daß er ihm bei der Suche nach Lo Sardo nicht direkt Hilfe zusagen konnte?
    Die Antwort konnte Zamorra sich selbst geben.
    Aus dem Gespräch mit Maruns Schwester hatte er unmißverständlich die Hintergründe für ein solches Denken erfahren.
    Für einen Sarden war es der beschlossene Tod, wenn er den Urgeist seiner Heimat jagte. Selbst, wenn der ihm ein Unrecht zugefügt hatte.
    Hatte der Kommissar nicht deutlich zu verstehen gegeben, daß man gegen Geister nicht antrat? Daß man ihr Wirken und ihren Einfluß in den Bereich der irdischen Zauberkräfte zählte?
    Zamorra stellte also keine Fragen mehr. Er dankte dem Fahrer, der ihn und Nicole vor dem Hotel Splendido absetzte.
    Sie betraten die Hotelhalle, trugen sich ins Gästebuch ein und ließen sich die Zimmerschlüssel geben.
    »Nicht gerade exklusiv, aber pieksauber«, stellte Nicole fest. »Das reicht fürs erste. Würdest du mir deinen Schlachtplan erläutern, Professor?«
    Zamorra antwortete nicht gleich.
    Er war ans Fenster getreten. Nicole sah, daß er in Richtung des Meeres blickte.
    Dort drüben mußten die Klippen sein, wo Marun Cofales sein Leben gelassen hatte.
    Wie mechanisch ging die Hand Zamorras zu dem Amulett, das er ständig an einer kleinen Kette um seinen Hals trug.
    Als er sich umwandte, sah sie die Entschlossenheit in seinen Augen.
    Und genauso entschlossen klang seine Stimme.
    »Wir gehen in vier Etappen vor«, begann er.
    Nicole Duval wartete gespannt. Sie fragte nicht weiter.

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