0077 - Der Mörder aus dem Nichts
frei, um mir den Wahnsinnigen vom Leibe zu halten.
Zwei Wärter, die sich in der Nähe befanden, bemerkten den Ringkampf. Sie eilten herbei, öffneten den Schlag und bändigten den Tobenden mit geübten Griffen.
»Sind Sie vom FBI, Sir?« fragte einer, keuchend unter der Anstrengung, mit der er den Mann hielt. »Ihr Chef befindet sich dort drüben im Gebäude Nummer 7.«
Ich fand Mr. High zusammen mit Phil im Kreis einer Anzahl von Ärzten im Erdgeschoß des Hauses. Überall lagen Glassplitter. Hinter den Zellentüren schrien, kreischten, brüllten Stimmen. Fäuste hämmerten gegen die Polster. Eben brachten die Wärter den Mann, den ich aufgelesen hatte.
»Das ist Arno Carozo«, rief einer von ihnen einem jungen Arzt zu, der eine Liste in der Hand hielt.
Der Arzt hakte einen Namen in seiner Liste ab.
»Wieviel sind es noch?« fragte ein großgewachsener Mann mit grauen Schläfen und einem scharfen Gesicht.
Der junge Arzt überflog seine Liste: »Noch achtzehn, Sir!«
»Besonders Gefährliche darunter?«
»Tilmann Green, Sir! Fastrick! Auch Derwall muß man hinzurechnen. Die anderen sind Manisch-Depressive, die nicht so leicht zu schweren Taten…«
»Ja, ich weiß«, unterbrach der Graumelierte und wandte sich an unseren Chef, Mr. High.
»Die Entsprungenen müssen unbedingt schnellstens eingefangen werden, Sir. Auf freiem Fuß sind sie eine schwere Gefahr für die Allgemeinheit. Green, Fastrick und Derwall sind Schizophrene, Menschen, die zeitweise völlig normal, unter Umständen sogar ausgesprochen klug handeln. Einem Laien fällt es nicht auf, daß sie geisteskrank sind. Green ist ein mehrfacher Mörder. Fastrick und Derwall haben Mordversuche unternommen. — Ich beschwöre Sie, alles zu tun, um…«
»Es ist bereits alles unternommen, Professor Vardeen«, antwortete Mr. High. »Wir werden keine Maßnahme versäumen. Kann ich Bilder und Personenbeschreibungen der noch Flüchtigen haben?«
»Dr. Carsten wird sie Ihnen sofort aus unserer Krankenkartei besorgen.«
»Ich komme gleich mit. Die Suche werde ich selbst leiten. Unsere Beamten Cotton und Decker werden sich unterdessen bemühen, aufzuklären, wie es überhaupt möglich war, daß es zu einem solchen Massenausbruch kommen konnte.« Er rief mich an. »Jerry, das ist Professor Vardeen, der Chef des Sanatory. — Professor, das ist Mr. Cotton. Mr. Decker kennen Sie ja schon. — Viel Erfolg, Jungens. — Dr. Carsten, bitte, kommen Sie!«
Während der Chef mit dem Arzt das Gebäude verließ, drückte mir der Professor die Hand.
»Haben Sie eine Vorstellung, wie es zu diesem Ausbruch kommen konnte?« fragte ich.
Er hob die Schultern.
»Mir völlig unerklärlich, wenn ich nicht annehmen soll, daß Evers in einem Anfall geistiger Umnachtung selbst die Zellentüren geöffnet hat…«
»Wer ist Evers?«
»Der Wärter, der den Nachtdienst in der Abteilung versah!«
»Und wo ist er?«
»Er liegt im Gebäude 6 in unserer Hospitalabteilung. Man fand ihn auf dem Boden liegend. Er war sehr schwer verletzt. Entweder ist er aus seiner Kabine geschleudert worden, oder er ist selbst hinuntergesprungen.«
»Halten Sie es für möglich, daß dieser Wärter plötzlich wahnsinnig geworden ist?«
»Möglich ist natürlich alles«, antwortete Vardeen, »aber nicht sehr wahrscheinlich. Wir unterziehen unser Personal halbjährlich einem psychologischen Test, um seine Eignung für den Umgang mit Geisteskranken festzuhalten. — Welche Punktzahl erreichte Evers?« fragte er einen Arzt.
»Siebzehn oder achtzehn Punkte, Sir!«
»Das sind nur drei beziehungsweise zwei Punkte weniger als das Maximum. Der Mann muß also als ausgezeichnet geeignet betrachtet werden. Seine Nerven waren völlig in Ordnung, und nach der Art seiner geistigen Konstitution neigte er nicht zu krankhaften Erscheinungen des Nerven- und Gehirnsystems.«
»Wie haben Sie überhaupt von dem Ausbruch erfahren?« fragte Phil.
»Kann ich die Frage beantworten?« meldete sich ein Arzt und nannte seinen Namen: »Dr. van Beek. Ich versah den Nachtdienst. Ich wurde um ungefähr null Uhr dreißig angerufen. Evers’ Stimme schrie in höchster Erregung: ,Doktor, die Kranken von Station 7 sind befreit…‘ Dann hörte ich noch ein Stöhnen, aber sofort danach brach die Verbindung ab. Ich alarmierte die Wärter, und wir liefen sofort zu diesem Gebäude hinüber. Wir stießen schon in den Grünanlagen auf ausgebrochene Kranke und begannen sofort damit, sie jn die Zellen zurückzubringen.«
»Waren alle
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