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0077 - Der Mörder aus dem Nichts

0077 - Der Mörder aus dem Nichts

Titel: 0077 - Der Mörder aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder aus dem Nichts
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gefährlichsten Männer entkamen? Der Gedanke liegt nahe, daß ihnen, und nur ihnen geholfen werden sollte.«
    »Aber wer soll ihnen helfen!« rief Mr. High. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine Familie ein erwiesenermaßen geisteskrankes Mitglied mit Gewalt zurückholt. Die Leute müßten froh sein, die Unglücklichen sicher und sorgfältig bewahrt zu wissen.«
    »Ich denke nicht an die Familien von Green und Derwall. Beide sind aufgrund ihrer Krankheit und ihrer Veranlagung hemmungslose Mörder. Mancher Gangsterchef wäre bereit, einiges zu unternehmen, einen Mörder in seinen Diensten zu haben, der völlig skrupellos ist, der nicht fragt, wie hoch das Honorar für einen Mord ist, und dessen eventuelle Aussage vor einem Gericht wegen seiner Unzurechnungsfähigkeit bedeutungslos wäre. — Ein solcher Mann wäre für eine Gang viel wert.«
    ***
    Zwei Stunden später sah es so aus, als sollte Phil recht behalten. Der entsprungene Derwall tauchte bei seiner Schwester in Harlem auf, setzte sich an den Frühstückstisch, als wäre er eingeladen, und hielt die ganze Familie der Schwester mit seinen wirren Reden in schweren Ängsten, bis es einem der Kinder gelang, auf die Straße zu laufen und den nächsten Polizisten zu alarmieren. Als zwei Streifenwagen erschienen, um ihn abzuholen, verhielt sich Derwall freundlich und vernünftig und folgte den Beamten ohne jeden Widerstand.
    Jetzt befand sich nur Tilmann Green noch in Freiheit. Er wurde an diesem Tag nicht entdeckt, auch nicht am nächsten und übernächsten.
    Phils Gesicht wurde länger, und ich lächelte siegesgewiß. Inzwischen hatte die technische Abteilung mit fast hundertprozentiger Sicherheit festgestellt, daß die wenigen Linien eines Fingerabdruckes auf dem Schlüssel nicht von dem Wärter Evers stammten. Sie prüften zur Zeit mit erheblichem Arbeitsaufwand, ob einer der Kranken Urheber der Äbdrucklinien sein konnte.
    Während dieser Zeit hatten wir eine Menge Ärger mit den Journalisten.
    Wissen Sie, ich bin der Meinung, wir haben das beste Zeitungssystem der Welt, weil wir die unabhängigste und freieste Presse haben, die man sich nur denken kann. Aber leider hat auch das seine Schattenseiten. Wenn die Reporter glauben, in irgendeiner Story stecke eine Sensation, dann blasen sie die Geschichte auf, knautschen an ihr herum, streichen sie bunt an, bis es ihnen tatsächlich gelingt, die Leute damit verrückt zu machen.
    Na, im Falle des Ausbruchs im Sanatory gelang es ihnen nicht so recht. Ein paar Tage lang hielten sie den Fall im öffentlichen Interesse am Leben, aber als schließlich nur noch einer der Irren sich auf freiem Fuß befand, ging ihnen doch die Puste aus, obwohl sie tolle Verrenkungen machten, um weitere Schlagzeilen zu schinden.
    Das tollste Ding auf diesem Gebiet leistete sich Pell Baker, ein Reporter des »Star Evening«.
    Baker mußte aus einer der Operationsschwestern die wenigen Worte herausgeholt haben, die der Wärter Thomas Evers in der Narkose gesprochen hatte. Sie wissen, es war »Knochenhand« und »Schlüssel«. Mr. Baker schloß aus diesen Worten messerscharf, daß der unglückliche Wärter Augenzeuge einer Geistermaterialisation gewesen sei, daß der Freiheitswunsch der Kranken, gedacht mit der unfaßbaren Intensität irrer Gehirne, jenseitige Kräfte mobilisiert und sie zu irdischen Handlungen veranlaßt habe. Natürlich gab der Reporter dieses nicht als eigene Meinung wieder, sondern er mobilisierte eine Menge Kapazitäten auf spiritistischem und okkultem Gebiet, die sich in dieser oder jener Weise angeblich von den übersinnlichen Gründen des Ausbruchs überzeugt hatten.
    Na ja, uns war es schließlich gleichgültig, welchen Blödsinn die Leute beim Frühstück zu sich nahmen. Im Vergleich zu Mr. Bakers Theorien war meine Meinung über den Grund von Tilmann Greens Befreiung von geradezu faszinierender Logik.
    Leider hielt auch sie den Tatsachen nicht stand. Am vierten Tag gegen Mittag erhielten wir den Anruf des 8. Reviers.
    »Im Hinterhof des Hauses 942 in der 34. Straße wurde eine Frau von einem Mann angefallen, als sie aus dem Keller kam. Es könnte sich um den entsprungenen Irren handeln, der noch fehlt.«
    Phil und ich fuhren sofort zur 34. Straße. Die 34. Straße liegt in einer Gegend der armen Leute. Auch jemand, der New York so leidenschaftlich liebt wie ich, kann nicht behaupten, daß unsere Stadt hier reizvoll wäre. Düstere, riesige Mietskasernen aus der Zeit vor dem ersten Krieg reihen sich aneinander.

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