Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0077 - Der Mörder aus dem Nichts

0077 - Der Mörder aus dem Nichts

Titel: 0077 - Der Mörder aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder aus dem Nichts
Vom Netzwerk:
14 hauste seit zwei Jahren Tilmann Green, ein Mann, der vier sinnlose Morde ausgeführt hatte und der so normal wirkte, daß die Richter ihn um ein Haar auf den Elektrischen Stuhl geschickt hätten, wenn die Ärzte nicht eine schwere Schizophrenie festgestellt hätten, eine Bewußtseinsspaltung, die aus dem sonst ruhigen Mann in unregelmäßigen Abständen ein reißendes Tier machte.
    In dem sanftblauen Licht, das aus einer indirekten Beleuchtungsquelle strahlte und das nach der Meinung der Psychiater eine beruhigende Wirkung haben sollte, sah der Wärter Tilmann auf der Pritsche hocken, die Arme zwischen den Knien, den Kopf tief gesenkt.
    Evers schloß die Klappe vor dem Guckloch. »Das ist schlimm«, murmelte er und ging weiter.
    Er zuckte zusammen, als er zu fühlen glaubte, wie etwas sanft seinen linken Arm berührte, blieb stehen und sah sich rasch um. Nichts! Niemand war da.
    »Auf die Dauer wird man selbst verrückt«, sagte Evers zu sich selbst und schüttelte den Kopf. »Ich bin wirklich froh, wenn diese Nacht vorüber ist. Gleens hat einfach mehr Glück als ich. Er hat fast nie Wache in Vollmondnächten.«
    Der Wärter atmete auf, als er den Mitternachtsrundgang ohne Zwischenfall beendet hatte und seine Kabine erreichte. Er hängte den Schlüssel, der zu allen Türen des Hauses paßte, an den Nagel neben der Tür. Wegen der Schwüle ließ er die Tür offen. Er nahm die Zeitung, eine Abendausgabe, und vertiefte sich in den Sportteil. Er las eine Viertelstunde lang.
    Eine unerklärliche Unruhe zwang ihn, den Blick von der Zeitung zu heben. Er blickte in seiner Glaskabine um sich, aber alles war unverändert. Sein Blick fiel auf den Nagel im Holzfutter der Tür. Er ließ die Zeitung sinken und sagte laut: »Das ist doch nicht möglich!«
    Der Schlüssel zu den Zellen hing nicht mehr am Nagel.
    Raschelnd fiel die Zeitung zu Boden, als Thomas Evers aufsprang. Fieberhaft durchwühlte er die Taschen seiner Uniform nach dem Schlüssel, obwohl er hätte schwören können, ihn nach alter Gewohnheit angehängt zu haben.
    Er fand ihn nicht.
    »Rätselhaft«, sagte er und hob den Kopf erneut, und jetzt fiel sein Blick hinaus in den Flur der ersten Etage. Er sah die schwere Gestalt Tilmann Greens geduckt und mit pendelnden Armen den Gang entlangschleichen, auf die Wärterloge zu. Er sah das Weiße in den verdrehten Augen des Wahnsinnigen, und er wußte, daß Mord die einzige Vorstellung war, die in diesem Augenblick des Kranken Gehirn beherrschte.
    Thomas Evers raffte sich zusammen. Green konnte unnennbares Unheil anrichten. Evers mußte ihm entgegentreten, ihn in seine Zelle zurücktreiben.
    Er lief in den Gang hinaus, Green entgegen — und erstarrte.
    Sämtliche Zellentüren im Parterre standen offen. Weiße Gesichter schimmerten im trüben Licht des Ganges. Geduckte Gestalten tasteten sich an den Mauern entlang.
    Mehr als die Hälfte der Türen in der ersten Etage waren ebenfalls offen. Evers griff sich an den Kopf. Eben flog eine Tür wie von Zauberhand geöffnet auf. Der Wärter glaubte etwas zu sehen, das ihm wahnsinniger zu sein schien als alles, was er in zwanzigjähriger Praxis in Irrenhäusern gesehen hatte. Es ließ sein Blut gefrieren und lähmte seine Muskeln.
    Tilmann Green erreichte ihn und streckte seine schweren Arme mit den Schraubstockhänden aus.
    Evers erwachte aus seiner Erstarrung. Mit wenigen Sprüngen rannte er in seine Kabine, schmetterte die Glastür ins Schloß. Er riß den Telefonhörer von der Gabel, drehte die zwei Nummern des Alarmrufes.
    Mit blanken Fäusten zerschlug Tilmann Green die Glasscheiben.
    »Doktor!« schrie der Wärter ins Telefon. »Doktor!«
    »Hier diensttuender Arzt«, meldete sich eine leidenschaftslose Stimme.
    »Doktor, die Kranken von Station 7 sind befreit…«, schrie Evers. Dann legten sich Greens Fäuste um seinen Hals, zerdrückten die Laute schon in der Kehle.
    Evers wurde vom Telefon zurückgerissen. Er schlug um sich. Der Apparat klirrte zu Boden. Mit einem dumpfen, triumphierenden Grollen riß Tilmann Green den Mann hoch, schleuderte ihn gegen das berstende Glas. Evers’ schon bewußtloser Körper flog durch die Scheibe über das Geländer und fiel ins Treppenhaus hinunter. Auf dem Boderv des Parterres, inmitten von schreiend zurückweichenden Kranken, schlug er dumpf auf.
    ***
    Ich saß in meinem Wohnzimmer, hatte die Beine hochgelegt, beschäftigte mich von Zeit zu Zeit mit einem Whisky mit Soda und las ein Buch über Allan Pinkerton. Ich fand, daß die

Weitere Kostenlose Bücher