0077 - Die teuflischen Puppen
Kaufhaus liegt.
Auf der Ladefläche des Wagens rührten sich die beiden Frauen noch immer nicht. Das Betäubungsgas hielt sehr lange vor, und trotzdem hatte sich Sinistro neben die beiden gehockt.
Er war in der letzten Zeit mehr als vorsichtig geworden.
Sinistro hatte sich im Schneidersitz hingesetzt. Seine Hände verschwanden in den Aufschlägen der Mantelärmel. Über dem Hals flimmerte das Oval grüngelb.
Noch immer suchte der Magier seinen Kopf. In New York glaubte er, ihn schon zu haben, doch dieser verdammte Sinclair hatte ihn mit einer Imitation überlistet.
Und Sinistro war darauf hereingefallen.
Zusätzlich ärgerte ihn, daß Sinclair Bill Conolly freibekommen hatte, obwohl der Reporter kurz vor seiner Hinrichtung durch die roten Henker stand. Aber das alles hatte dieser verfluchte Geisterjäger vereitelt, und die Wut darüber nagte in Sinistro wie eine hungrige Ratte. [1]
Sinclair hatte er nicht mehr zu packen bekommen, dazu reichte die Zeit nicht. Er wollte sich aber rächen, und da kamen ihm dessen Freunde gerade recht.
Vor allen Dingen hatte es ihm diese blondhaarige Detektivin angetan. Sinistro wußte, wie sie und Sinclair zueinander standen, und er wußte auch, daß er Sinclair durch ihren Tod treffen konnte.
Der Geisterjäger würde durchdrehen, unvorsichtig sein und Fehler machen, wie auch sein chinesischer Freund Suko, denn wenn der ebenfalls vor der Leiche seiner Freundin stand, würde er bestimmt auch durchdrehen.
Darauf wartete Sinistro.
Und dann wollte er zuschlagen.
Nach dem mißglückten Plan in New York hatte sich Sinistro sofort nach London teleportiert und hier seine magischen Fäden gezogen. Es war für ihn eine Kleinigkeit gewesen, seine magischen Kräfte so auszuspielen, daß ihm die Puppen des Kaufhauses gehorchten. Sinistro besaß Macht und Kraft. Vor allen Dingen über tote Gegenstände, die er mit geheimen Voodoo-Formeln zu einem satanischen Leben erweckte. Dazu brauchte er nicht einmal die großen und zeitraubenden Rituale durchzuführen wie ein normaler Voodoo-Priester. Bei ihm reichte eine Beschwörung. Und die Puppen gehorchten ihm.
Wieder neigte sich das ovale flimmernde Etwas nach vorn. Sinistro schaute auf die Frauen.
Von ihnen drohte keine Gefahr.
Aber zur rechten Zeit würden sie erwachen, denn sie sollten all das Grauen am eigenen Leibe erfahren, zu dem ein Magier wie Sinistro fähig war.
Der Wagen fuhr langsamer. Clint Cassidy, der Mann am Steuer, hatte inzwischen das Kaufhaus erreicht.
Die lange Fassade lag im Dunkeln. Nur die Wagen, die über die Fahrbahn rollten, schickten ihre Lichtspeere durch die Dunkelheit des Abends.
Der Kaufhausdetektiv lenkte den Lieferwagen an der Front des Gebäudes vorbei und suchte die Einfahrt zur Tiefgarage. Der Parkraum lag unter dem Erdgeschoß.
Bei Ladenschluß wurde auch die Garage geschlossen. Wer jetzt noch hineinwollte, mußte einen speziellen Schlüssel besitzen.
Clint Cassidy besaß einen.
Er stoppte neben einem Pfahl, auf dem ein grüngestrichener Kasten stand, der einen Schlitz aufwies.
Cassidy kurbelte das Seitenfenster nach unten, streckte den Arm aus der Öffnung und führte den Schlüssel in den Schlitz.
Einmal drehte er ihn herum.
Genau sechzig Sekunden blieb das Tor jetzt offen, dann schloß es sich automatisch.
Zwei Stahlhälften rollten am Ende der geraden Einfahrt auseinander, Cassidy hatte freie Fahrt.
Mit dem öffnen des Tores hatte ich auch automatisch das Licht eingeschaltet, und der Kaufhausdetektiv fuhr mit dem Lieferwagen in die fahle Helligkeit hinein.
Einige Wagen standen noch in der Garage. Sie gehörten den Nachtwächtern, die ebenfalls einen Schlüssel zum Tor besaßen.
Cassidy parkte den Lieferwagen dort, wo es nur ein paar Schritte bis zur Nottreppe waren. Den Aufzug wollten sie nicht benutzen. Er machte zuviel Lärm.
Clint stieg aus, schritt um den Wagen herum und öffnete die Tür zur Ladefläche.
Sinistro verließ den Wagen.
»Es hat alles geklappt«, sagte der Detektiv und schaute Sinistro dabei an, obwohl bei dieser Helligkeit das Leuchten des Ovals kaum zu sehen war.
»Gut.«
»Sollen wir die Frauen jetzt hochbringen?« fragte Cassidy.
»Noch nicht. Ich möchte mich erst einmal umschauen«, bekam er zur Antwort.
»Wo? Im Kaufhaus?«
»Natürlich«, erwiderte der Magier und war von einem Augenblick zum anderen verschwunden.
Zurück blieb ein fassungsloser Clint Cassidy. Er konnte diese Magie noch immer nicht begreifen. Um sich zu beruhigen, zündete er sich eine
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