0077 - In den Fesseln der Ewigkeit
verborgen.
Die Erde bebte plötzlich, und Onot wäre zu Boden gestürzt, wenn er sich nicht an den Wänden des Liftgebäudes festgehalten hätte. Mehrere Druuf kamen quer über den freien Platz gelaufen, sahen Onot und eilten auf ihn zu. „Was ist geschehen?" fragten sie und verrieten damit ihre Unkenntnis der Lage. „Eine Explosion oder ein Beben?"
„Beides", erklärte Onot und ließ sich auf kein Gespräch ein. Der Unsichtbare hatte ihm den Befehl gegeben, jede Auskunft zu verweigern. „Kein Grund zur Unruhe."
Damit nickte er - das heißt, er verzog den dreieckigen Mund - und spazierte davon, als befände er sich in der Sommerfrische. Die Druuf sahen ihm verblüfft nach. Wenn ein so berühmter Wissenschaftler keine Unruhe zeigte, konnte keine ernsthafte Gefahr bestehen. Sie kehrten an ihre Arbeit zurück. Und nun bringe dich schnell in Sicherheit, kam der lautlose Befehl an sein Gehirn. Dein geheimes Laboratorium! Sage niemand, wohin du gegangen bist. Wir werden dort gemeinsam ein wenig experimentieren.
„Du Teufel - was weißt du eigentlich nicht?" Nichts, Onot! Der Chefphysiker setzte sich müde in Bewegung. Er sehnte sich nach Ruhe und Schlaf.
Auf dem Parkplatz standen mehrere der ferngesteuerten Fahrzeuge. Er nahm eines, setzte sich hinein und betätigte den Energieschalter. Gehorsam rollte der Wagen an und reagierte sofort, als Onot das Ziel auf der Karte unter dem Armaturenbrett einstellte.
Dann lehnte er sich bequem in die Polster zurück. „Woher weißt du von meinem geheimen Labor, Geist?"
Ich kenne deine Gedanken und Erinnerungen, Onot. Ich weiß alles von dir. Du kannst keine Geheimnisse mehr wahren, so sehr du auch versuchst, deine Gedanken im Zaume zu halten. Wir beide sind eins, Onot. Kannst du etwas vor dir selbst verheimlichen?
Onot gab keine Antwort. Er sah nach vorn, wo nach einer Biegung das Gebirge besser in Sicht kam.
Dort unter den massigen Felsen lag sein Laboratorium. Eine alte, verlassene Versuchsstation, die er einmal ganz zufällig entdeckt hatte. Dort hatte er sich eingerichtet und verbrachte oft lange Tage hier, wenn der Rat annahm, er hätte eine Urlaubsreise unternommen.
Onot hatte bessere Dinge zu tun, als Urlaub zu machen.
Die Straße war schlecht, aber das spielte keine Rolle. Der Wagen schwebte auf einem Gravopolster, das alle Unebenheiten ausglich. Das Tempo steigerte sich, als die Strecke gerade wurde.
„Was willst du eigentlich von mir?" fragte er schließlich, und jetzt war, die Stimme des Unbekannten wieder so, als spräche er laut und deutlich neben ihm. „Du sollst nicht fragen, Onot! Sei froh, daß du nicht mehr in der Hölle bist, denn das Rechenzentrum wurde zur Hölle. Dort findest du nichts mehr vor, falls du jemals zurückkehren wolltest. Aber das kannst du nicht. Jemand hat gesehen, wie du den Transmitter eingeschaltet hast."
Onot erschrak fast zu Tode. Wenn das wahr war ... „Es ist wahr!" betonte Ellert mit Nachdruck. „Es war jener Druuf, dem du begegnetest. Er war mißtrauisch und wollte wissen, was du in seiner Abteilung zu suchen hattest. Zum Glück stellte er den Transmitter nicht wieder ab, weil er ja nicht ahnen konnte, was geschehen würde. Aber er entkam an die Oberfläche. Jetzt in diesem Augenblick steht er vor dem Rat und berichtet, was er sah. Man hält dich, Onot, für den größten Verräter deines Volkes."
Onot war es, als bräche die Welt um ihn herum zusammen. „Warum hast du mir das angetan? Genügte es nicht, mich das Schreckliche tun zu lassen? Mußte es nun auch jeder wissen?"
„Es muß sein, Onot! Es ist besser so."
Ellert sagte nicht, warum es besser wäre. Er wußte, daß Onot jetzt nicht mehr zurück und er ihn für wenige Minuten sich selbst überlassen konnte.
Es war wieder einmal höchste Zeit, Verbindung mit Rhodan aufzunehmen.
Das Gebirge war noch eine halbe Stunde entfernt.
*
Rhodan sprach kein Wort mehr, während sie sich der DRUSUS näherten.
Er überlegte krampfhaft, warum die Druuf seine Hilfe auf Druufon ausschlugen und eine Überlegenheit vortäuschten, die sie nicht besaßen. Wenn der Gravobrenner Bluff war, dann vielleicht auch manches andere. Etwa auch der Zeit-Erstarrer? Oder der überlichtschnelle Raumantrieb...?
Aber nein, dann hätte Ellert das gewußt. Und Ellert hatte den Sternenantrieb bestätigt, genauso wie den Zeit-Erstarrer. Das zumindest war also kein Bluff.
Die DRUSUS türmte sich über ihnen auf. Die Luke war bereits geöffnet, als sie aus dem Wagen stiegen, der mit
Weitere Kostenlose Bücher