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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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schlimm war der Professor Togliatti nicht. Dafür redete er mehr.
    Er teilte uns mit, daß er außer uns noch vier Teilnehmer für die Seance für 15 Uhr bestellt hatte. Bis dahin fachsimpelte er mit uns. Das heißt, er redete, und wir lauschten und stimmten ihm zu.
    Ein Widerspruch hätte einen endlosen Erwiderungsmonolog ausgelöst. Suko verdrehte bereits die Augen. Aber die Zeit schritt voran.
    Kurz vor 15 Uhr klingelte es. Der Diener ließ drei ältere Damen und einen ernst dreinblickenden Mann mittleren Alters eintreten. Das war die Creme der Spiritisten von Tagliacozzo.
    Die gegenseitige Vorstellung fand statt. Dann zogen wir die Vorhänge zu, nur ein schwaches indirektes Licht brannte noch. Wir setzten uns an einen runden Tisch, dessen Intarsienplatte kabbalistische Zeichen zeigte, und legten die Hand jeweils auf die des Nebenmannes.
    Die rechte Hand mußte immer oben sein. Der Diener verließ das Zimmer.
    »Äh, äh«, sagte der Professor. »Ich bitte um absolute Ruhe und Konzentration! Wir wollen jetzt unseren Führungsgeist anrufen, unseren Mittler ins Jenseits, den großen Imhotep!«
    »Wie heißt der Kerl?« flüsterte Suko mir zu. »Impotent?«
    »Ruhig!«
    Wir warteten. Wir konzentrierten uns und entspannten uns zugleich, um für den Kontakt mit dem Jenseits aufnahmefähig zu sein. Durch die Berührung unserer Hände sollten wir eine Einheit bilden, einen Kreis, in dem der Führungsgeist nach Aussage des Professors unsichtbar materialisieren sollte.
    »Imhotep!« sagte der Professor mit dumpfer Stimme. »Ich rufe dich, Imhotep!«
    Die alten Damen seufzten verzückt. Doch nichts geschah. Entweder war Imhotep, der zu Lebzeiten ein alter Ägypter gewesen sein sollte, wegen Sukos respektloser Bemerkung verschnupft, oder sonstwie verhindert.
    Nach einer Stunde vergeblicher Versuche war der Professor erschöpft und wollte aufgeben. Aber ich war dagegen. Wenn sein Führungsgeist Imhotep nicht erschien, dann wollten wir versuchen, mit dem Geist des toten Gutsbesitzers Aldo Frascati direkt Kontakt aufzunehmen.
    Jetzt übernahm ich den Vorsitz. Ich konzentrierte mich auf den starrsinnigen, unglücklichen Mann, der so tragisch geendet hatte.
    »Aldo Frascati!« so sprach ich. »Erscheine oder sprich zu uns, Geist des Aldo Frascati!«
    Eine eisige Kälte strömte in das düstere Zimmer. Ein heller Funke glomm innerhalb unseres Kreises und über dem Tisch auf. Der Professor und sein Spiritisten-Kollege staunten. Die alten Damen seufzten »Ah!« und »Oh!«
    Aus dem hellen Funken wurde ein bleiches, zerquältes Gesicht, das frei in der Luft schwebte. Die Augen fixierten mich, eine fürchterliche Qual stand darin.
    Und eine dumpfe Stimme sagte: »Ich höre dich, John Sinclair! Es ist gut, daß du mich angerufen hast. Was willst du von mir wissen?«
    Ich könnte heute noch nicht sagen, welcher Sprache sich der Geist bediente. Aber wir alle verstanden jedes Wort.
    »Wer sind außer Asmodis unsere Feinde?« fragte ich. »Wie ist es möglich, daß Asmodis die Höllenhand einsetzt? Und wie können wir sie vernichten?«
    »Eure Gegenspieler sind die drei Anführer eines Zirkels von Teufelsanbetern in Rom. Die Comtessa Lucrezia di Morro, ein verderbter junger Mann, der sich Pietro der Satan nennen läßt, und eine – ehemals berühmte Filmdiva mit Namen Rosanna. Die Höllenhand aber ist meine unglückselige rechte Hand. Du kennst meine Geschichte, John Sinclair. Ich hatte damals in meiner Verbitterung einen Pakt mit den Mächten der Finsternis geschlossen und Asmodis einen grausigen Eid geschworen. Doch dann erkannte ich, wie bitter ich im Unrecht war, welche Schrecken ich über unschuldige Menschen bringen würde. Ich bereute. Um das Unheil zu vermeiden und aus Gram und Verzweiflung warf ich mich vor den Zug. Doch Asmodis nahm meine rechte Hand, mit der ich ihm den Eid geschworen hatte, und verwahrte sie in der Hölle für seine Zwecke.«
    Selbst Aldo Frascatis Tod hatte die bösen Folgen seines Teufelspaktes nicht völlig auslöschen können.
    »Asmodis braucht die drei Teufelsanbeter als Medien, um die Höllenhand einzusetzen«, fuhr der Geist fort. »Noch hemmen ihn die Dimensionsbarrieren, bestimmte Energien und Voraussetzungen sind nötig, damit die Höllenhand auf die Erde fassen kann: Die Medien erzeugen diese Energien. Aber bald wird Asmodis sie nicht mehr brauchen. Dann kann Asmodis die Höllenhand einsetzen wo, wann und wie er will. Nicht nur bei der Bahnlinie, wofür ich Narr mit meinem erbitterten Haß die

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