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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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fuhren Gino Leone und sein Stellvertreter herbei.
    Der Nachtexpreß konnte seine Fahrt rasch fortsetzen. Wir fuhren mit Suko zur Polizeistation. Dort erlebten wir eine Fahndung, in die der Leutnant auch andere Carabinieristationen einbezog, und die Verhaftung und das Ende des Mafia-Dons der Region.
    Der Tätowierte und Paolo sagten aus, weitere Mafia-Mitglieder waren festgenommen und würden reden. Don Anselmos Organisation mußte zusammenbrechen wie ein Kartenhaus. Dem Ober-Mafiosi selber war das Zuchthaus sicher.
    Ein schöner Erfolg. Aber gegen Asmodis, seine Diener und die Höllenhand brachte er uns nicht viel. Denn Don Anselmo schwieg in seiner Zelle im Keller der Carabinieristation wie ein Stein.
    Er verlangte nach seinen Anwälten. Aber die konnten ihn auch nicht mehr herauspauken. Die Carabinieri aus Celano, Tagliacozzo und ein paar Dörfern in der Umgebung schwirrten umher, um die Mafia-Organisation zu zerschlagen.
    Aus L’Aquila war per Hubschrauber Verstärkung eingetroffen, Kriminalbeamte aus Rom hatten sich angesagt. Der Leutnant erlebte seine großen Stunden.
    Die Carabineristation wurde zu eng und klein für den Betrieb, der dort herrschte. Suko und ich kehrten gegen drei Uhr morgens in unser Hotel zurück, um noch ein paar Stunden zu schlafen. Denn am folgenden Tag wollten wir zu dem Professor nach Tagliacozzo.
    Bevor wir um die Mittagszeit abfuhren, hörten wir auf der Carabinieristation, daß der Mafia-Boß Don Anselmo weiterhin hartnäckig darüber schwieg, wer ihm aus Rom den Auftrag erteilt hatte, Suko und mich zu erledigen.
    Die Frau, die Suko in die Falle gelockt hatte, war ebenfalls gefaßt. Die meisten Mafiosi der Region saßen hinter Schloß und Riegel, nach den übrigen wurde gefahndet.
    Die Dankesbezeigungen des Leutnants und römischer Kriminalbeamter kürzten wir ab. Wir verließen die Polizeistation rasch wieder und fuhren nach Tagliacozzo zum Professor, bei dem uns der Leutnant angemeldet und wärmstens empfohlen hatte.
    Der Professor wußte bereits, was von ihm erwartet wurde, und hatte sich einverstanden erklärt, eine Seance zu veranstalten.
    Die Fahrt nach Tagliacozzo dauerte eine Dreiviertelstunde. Tagliacozzo war auch nicht viel größer als Celano. Der Professor hatte eine hübsche Vier-Zimmer-Stadtwohnung im ersten Stock eines älteren Hauses bei der Basilika von Tagliacozzo.
    Sein Faktotum, ein lebhafter Mann mit graumeliertem Krauskopf, empfing uns schon auf der Straße. Er führte uns sofort zu dem Professor, der unsertwegen sein Verdauungsschläfchen abbrach. Professor Togliatti hatte mehr als sechzig Lenze auf dem Buckel.
    Er war klein, kleidete sich mit einem dunklen Anzug sehr konservativ und wirkte auf mich ein wenig weltfremd. Sein Geist schwebte wohl meist in höheren oder jenseitigen Sphären. Außerdem war der Professor sehr schwerhörig.
    Man mußte Togliatti manchmal ins Ohr schreien, wenn er einen verstehen sollte. Dann wieder hörte er zeitweise recht gut. Da verwahrte er sich dagegen, so angeschrien zu werden.
    Er sprach drei tote und sechs lebende Sprachen, darunter auch Englisch. Das Faktotum ließ uns mit dem Professor in der Wohnbibliothek, die zugleich auch das Sitzungszimmer für die Seancen war, allein.
    Die Wände wurden von Bücherregalen eingenommen, und wohin man schaute, sah man die alten Schwarten. Sie rochen muffig. Der Professor dampfte mit dem Virginiatabak in seiner Pfeife dagegen an.
    »Äh, äh«, sagte er, nachdem ich ihm die Sachlage geschildert hatte, soweit es nötig war, »jetzt weiß ich Bescheid. Äh, äh. Sie sind an den richtigen Mann geraten, Signori. Ich bin ein Experte auf dem Gebiet des Okkultismus und des Spiritismus. Ich halte zuweilen in Rom an der Universität Vorlesungen, habe zahlreiche Fachartikel verfaßt und drei Bücher geschrieben. Äh, äh. Wie war doch gleich wieder Ihr Name, junger Mann? Ich glaube, ich habe schon mal etwas von Ihnen gehört.«
    »John Sinclair.«
    »Wie bitte?«
    »John Sinclair!«
    »Äh, äh, reden Sie doch bitte etwas lauter. Ich kann Sie nämlich akustisch nicht verstehen.«
    Ich schrie ihm meinen Namen ins Hörgerät. Prompt beschwerte er sich. Aber jetzt hatte er ihn wenigstens verstanden. Der Mann erinnerte mich an einen anderen Professor, den magischen Tollpatsch Hieronymus Adolf Melibocus aus Prag.
    Mit ihm hatte ich auf einer Schottland-Rundreise ein sensationelles Abenteuer erlebt. Ich war heilfroh gewesen, als Melibocus mit seinem Diener wieder in den Ostblock abgereist war. Ganz so

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