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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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anzuziehen.
    Denn während in London der April kalt und regnerisch war, strahlte hier die Sonne wie im Akkord.
    Die netten Stewardessen verabschiedeten uns am Ausstieg. In der Terminalhalle wurde Miß Bryant bereits von einem gutaussehenden Jüngling mit Pommade im schwarzen Kraushaar und eng tailliertem Anzug sowie einen Fotografen erwartet. Der Fotomensch hob gleich den Apparat, und der Pomadisierte schloß das Starlet überschwenglich in die Arme und küßte sie auf beide Wangen.
    »Carissima, willkommen, Rom wird Ihnen zu Füßen liegen!«
    Die Filmwelt hatte Candice Bryant aufgenommen.
    Sie winkte mir zum Abschied zu und rief noch: »Passen Sie auf wegen der Gangster, Mr. Sinclair!«
    »Sie auch!« rief ich zurück.
    Suko blinzelte mir zu.
    »Du kannst das Flirten eben nicht lassen, John. Was würde Jane Collins dazu sagen?«
    »Sei ruhig, du Murmeltier. Gleich fängt der Ernst unseres Auftrages an. Hier sehe ich niemanden mit dem ›Il Messagero‹ unter dem Arm, der uns erwarten würde. Roberto Leone wird wohl am Zoll sein.«
    Wir zogen los. Am Gepäckband mußten wir eine Weile warten, bis unsere Koffer kamen. Ein paar von den Fluggästen rannten und drängelten auf dem Weg zum Zoll, als ob es gelte, auf der sinkenden »Titanic« die letzten Rettungsboote zu erwischen.
    Wir ließen uns mehr Zeit und standen deshalb ziemlich weit hinten in der Schlange. Im Raum mit den drei Zollschaltern sahen wir dann den Mann, der uns hier treffen und zum Innenministerium weiterleiten sollte. Roberto Leone war mittelgroß und Anfang Dreißig.
    Er wirkte eher durchschnittlich. Brille und Pfeife sollten ihm ein intellektuelles Aussehen verleihen. Er erkannte uns sofort, schließlich war Suko der einzige Chinese bei dem ganzen Flug gewesen und außerdem ein Brocken, den man nicht übersehen konnte.
    Leone sprach mit einem Zolloffizier und eilte gleich zu uns her. Er begrüßte uns sehr freundlich.
    »Mr. Sinclair, Mr. Suko, ich bin sehr froh, auch persönlich, daß New Scotland Yard dem Ersuchen so schnell gefolgt ist. Die Zollkontrolle können Sie sich sparen, wir fahren sofort nach Rom.«
    Von Fiumicino nach Rom waren es immerhin 30 Kilometer. Ein dunkler Fiat 130 B mit dem Stander des Innenministeriums wartete draußen vor dem Terminal. Ein Chauffeur saß am Steuer. Als wir im Wagen auf der Autobahn von der Küste in Richtung Rom fuhren, erklärte Roberto Leone sich genauer.
    Sein Bruder, der Vorsteher der Eisenbahnstation Celano in den Abruzzen, steckte wegen des schweren Güterzugunglücks vor vier Tagen arg in der Klemme. Er wurde der Sabotage beschuldigt, man lastete ihm auch die Schuld an anderen, leichteren Sabotage- und Unglücksfällen an, die sich in der letzten Zeit an jener Bahnlinie in den Abruzzen ereignet hatten.
    An übernatürliches Wirken mochten die Herren von der Eisenbahndirektion und die Untersuchungskommission nicht glauben. Roberto Leono hatte nun einen Staatssekretär beim Innenministerium mobilisiert und erreicht, daß ein Spukexperte hinzugezogen werden sollte.
    Es war auch in Rom bekannt, daß New Scotland Yard eine Sonderabteilung unterhielt, die speziell übernatürliche Fälle untersuchte und aufklärte. Deshalb wandte sich das Innenministerium nach Abstimmung mit der italienischen Kriminalpolizei und einem Hinweis an die Eisenbahndirektion mit einer Anfrage ans britische Außenministerium.
    Von dort wurde mein direkter Vorgesetzter, der neuerdings geadelte Superintendent Powell, angesprochen.
    »Sie können mal etwas für die Völkerverständigung innerhalb der EG leisten, John«, so hatte Sir Powell gemeint. »In Italien liegt ein Fall an, der in Ihr Ressort fallen dürfte. Nehmen Sie gleich morgen die Frühmaschine. Seien Sie froh, daß Sie dem scheußlichen Londoner Wetter entkommen.«
    »Was ist mit Suko?« so hatte ich gefragt. »Ein Spuk, der ganze Güterzüge entgleisen läßt und zertrümmert, dürfte keineswegs harmlos sein.«
    »Hm, hm«, so räusperte sich Sir Powell. »Da weiß ich wirklich bald nicht mehr, wie ich Ihre Spesenrechnungen noch mit dem Etat vereinbaren soll.«
    »Ihre Majestät und das Empire werden doch nicht knausern, wenn es sich um die Interessen der gesamten Menschheit und den Kampf gegen die Mächte der Finsternis handelt.«
    »Hm, hm, also gut, wenn Sie meinen, Oberinspektor Sinclair. Suko soll Sie begleiten. Auf der üblichen Basis.«
    Jetzt waren wir also in Italien. Ohne Roberto Leones Initiative und verschiedene Beziehungen hätte man mich bestimmt nicht so

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