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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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bißchen höher, als es Bills Augen guttat. Nur mühsam riß er seinen Blick von ihren ellenlangen Beinen und der zugehörigen umwerfenden Figur los.
    »Ich mache Kaffee«, murmelte er und verschwand in der kleinen Junggesellenküche. Dann ging er daran, das schwarze Gebräu zuzubereiten. Da ihm Kaffee solo doch nicht so ganz als das geeignete Getränk erschien, holte er eine Brandyflasche aus dem Schrank und würzte den Kaffee entsprechend. Anschließend kehrte er mit zwei Tassen in den Living-Room zurück.
    Die junge Frau stand am Fenster und blickte hinaus. Bill stellte die Tassen auf den Couchtisch – ganz dicht nebeneinander – und ging ebenfalls zur Panoramascheibe hinüber.
    »Ein faszinierender Blick, nicht wahr?« sagte er. »Man kann richtig Angst dabei bekommen.« Wie von ungefähr legte er dabei in Beschützermanier einen Arm um ihre Schulter. Monica nahm es hin, ohne sich dagegen zu wehren.
    Bill hatte mit seiner Bemerkung nicht ganz unrecht. Der Blick aus dem Fenster war atemberaubend. Unten lag die Straße wie in einer Schlucht, umgeben von den Wolkenkratzern Manhattans. Die Lichter der Peitschenlampen, der Leuchtreklamen, der fahrenden Autos wirkten wie leuchtende Fanale in diesem Meer aus Beton und Glas.
    Man kam sich unendlich klein vor, wenn man in die schwindelnde Tiefe hinabsah.
    »Der Kaffee wird kalt«, sagte Bill leise.
    Monica nickte und ging zur Couch zurück. Der Historiker folgte ihr auf dem Fuße, setzte sich neben sie. Er hob die Tasse. Im letzten Augenblick verbiß er es sich, ›Prost!‹ zu sagen. Die beiden tranken.
    Die Rotblonde sagte nichts von dem Brandygeschmack, hatte offenbar nichts dagegen. Bill frohlockte innerlich. Das Spiel war schon mehr als halb gewonnen. Er lehnte sich zurück und ließ auch sofort wieder vorsichtig seinen Arm ausschwärmen. Er traf auf samthäutiges Entgegenkommen.
    In diesem Augenblick schrillte nervtötend das Telefon. Bill traf es wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Mannhaft bemühte er sich, das teuflische Läuten zu ignorieren, aber es gelang ihm nicht. Der Zauber des Augenblicks war unwiderruflich dahin. Monica sah es wohl ähnlich.
    »Das Telefon klingelt, Bill«, sagte sie. Und dazu lächelte sie ein wenig spöttisch. Immerhin hatte Bill die Genugtuung, daß auch ein leichtes Bedauern in ihrer rauchigen Altstimme anklang.
    Fest entschlossen, dem unwillkommenen Anrufer zu sagen, was er von ihm hielt, langte er nach dem Hörer.
    »Fleming!« knurrte er bösartig.
    Die Fernvermittlung war am Apparat. Aber nicht die aus New York, sondern die aus Frankreich.
    Bill runzelte die Stirn. Frankreich? Wen kannte er in Frankreich, der die horrenden Kosten eines interkontinentalen Telefonats auf sich nehmen würde? Eigentlich kam nur ein Mensch in Frage. Genauer gesagt, zwei. Sein Freund Zamorra und Nicole Duval.
    Während ihm das ›Bitte, warten Sie‹ im Ohr tönte, stellte Bill Spekulationen über den möglichen Grund des Anrufs an. Üblicherweise meldete sich Zamorra nur dann so überraschend, wenn irgendwo Feuer im Busch war.
    Dann hatte die Fernvermittlung die Verbindung hergestellt. Nicht Zamorra war in der Leitung, auch nicht Nicole. Bill hörte die Stimme Raffaels. Raffael war der alte Diener Zamorras auf Château de Montagne im romantischen Loire-Tal, ein Mann vom Zuschnitt eines ehrwürdigen englischen Butlers.
    »Pardon, Monsieur Fleming«, begann das Faktotum, »Sie werden verstehen, wenn ich sofort zur Sache komme. Die enormen Kosten dieses Telefonats…«
    »Natürlich, Raffael.«
    »Ich danke Ihnen, Monsieur Fleming«, antwortete Raffael. Und dann wurde er auch gleich konkret: »Es ist etwas passiert. Da gibt es ein Fischerdorf in der Bretagne, St. Briand…«
    »Ja«, unterbrach Bill, »ich habe davon gehört. Auch bei uns waren die Zeitungen voll davon. Das verschwundene Dorf! Durch eine massive Nebelbarriere abgeschnitten von der Welt… Ich dachte mir schon, daß sich der Professor dieser Sache annehmen würde. So ist es doch, nicht wahr?«
    »Nicht ganz so, wie Sie es sich vorstellen, Monsieur Fleming. Nicht der Professor hat sich des Dorfs angenommen. Es war eher umgekehrt. Zu dem Zeitpunkt, an dem St. Briand verschwand, befanden sich der Professor und Mademoiselle Duval bereits dort. Sie verbrachten im Ort einen kleinen Wochenendurlaub. Und so ist es gekommen…«
    »Oh, verstehe!« sagte Bill schnell. »Zamorra und Nicole sind also unfreiwillig von der Angelegenheit betroffen. Sie sind verschwunden wie die anderen Menschen in St.

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