0078 - Thoras Opfergang
Speicherpositronik zurückgefragt und die Bestätigung erhalten, daß er den Besucher durchlassen konnte. Und während er mit fast menschlicher Stimme seine Freigabe aussprach, liefen, ausgelöst durch sein Linsensystem, die allerletzten Kontrollen. Bevor Deringhouse den ersten Schritt in Richtung Terrasse machte, war er auf siebzehn verschiedene Arten untersucht worden.
Die großen Glastüren waren verschlossen. Kein Fenster stand offen. Der Bungalow wirkte wie ein verlassenes Haus - verloren in der wilden Schönheit des Valta-Gebirges. Als Deringhouse sich der ersten Flügeltür näherte, schwang sie auf und gab ihm den Weg ins Haus frei. Er kannte sich hier aus, denn er war in den letzten Jahren mehrmals Thoras und Perry Rhodans Gast gewesen.
Die Tageshalle, lichthell bis in den verstecktesten Winkel, gähnte ihn mit ihrer Leere an. Auch hier drängte sich ihm das Gefühl auf, ein unbewohntes Haus betreten zu haben. Deringhouse, der sich umgesehen hatte, konnte ein leichtes Frösteln nicht unterdrücken.
Hinter der Tageshalle lag das Besuchszimmer. Auch hier war alles nach Thoras eigenem Geschmack eingerichtet. Arkonidische Wohnkultur und irdischer Stil hatten sich harmonisch miteinander verbunden.
An der Tür zur Bibliothek klopfte Deringhouse an. Er war überzeugt, Thora hier anzutreffen. Die Bibliothek war Thoras Lieblingsplatz innerhalb ihres Bungalows. Doch sein Klopfen erhielt keine Antwort.
Deringhouse stutzte. Plötzlich erinnerte er sich der Warnung des Chefarztes Villnoess: Reißen Sie sich zusammen, wenn Sie Frau Thora sehen, General!
Er wandte sich nach links. Über eine freischwebende Treppe erreichte er den um zwei Meter höher liegenden westlichen Teil des langgestreckten Bungalows. Ahnungslos stieg er die geräuschdämpfenden Stufen hinauf.
Von der Treppe betrat man sofort ein Zimmer, dessen Außenseiten vollständig verglast waren. Und da, als er es nicht erwartet hatte, stand General Conrad Deringhouse vor Thora! Aber - das sollte Perry Rhodans Frau sein?
Eine innerliche Stimme rief Deringhouse zu: Reißen Sie sich zusammen, wenn Sie Frau Thora sehen, General!
„Deringhouse, Sie ...?"
Er hörte ihre Stimme, und an der Stimme erkannte er sie!
Langsam näherte er sich einer Greisin mit welken Gesichtszügen und tausend kleinen Fältchen in einem kleinen Gesicht. Blutleere Lippen, und auch diese faltig, versuchten zu lächeln. Eine fast durchsichtige Hand, von pergamentener Haut überzogen, streckte sich ihm entgegen.
Mein Gott, dachte Deringhouse mehr erschüttert als entsetzt, als er sich herabbeugte und die Gattin seines Administrators mit einem Handkuß begrüßte, vor einem halben Jahr war sie doch noch eine junge und schöne Frau!
„Schön, daß Sie mich besuchen, Deringhouse. Nehmen Sie doch Platz."
Es schien ihm, daß die leichte Armbewegung zur Seite sie ein Übermaß an Kraft kostete. Sie brachte nicht einmal mehr ein konventionelles Lächeln zustande.
Deringhouse fühlte, wie unsicher ihn diese Situation machte. Hatte Perry Rhodan entgegen seiner Versicherung Frau Thora vom Kommen des Generals nicht unterrichtet?
Er zog einen Sessel heran und versuchte, sich unbefangen zu geben. „Ach ja", sagte sie, „mein Mann hat mir eine Überraschung versprochen. Sie hängt mit Ihrem Besuch zusammen. Was ist es denn, Deringhouse?"
In diesem Augenblick ging mit Thora eine erstaunliche Veränderung vor. Der leukämische Farbton ihres Gesichtes und auch ihrer Hände wurde frischer. Fast von Sekunde zu Sekunde wurden die vielen kleinen Fältchen auf ihrem Gesicht weniger. Sie begann aufzublühen, und ihre wunderbaren Arkonidenaugen zeigten jetzt den schwachen Widerschein eines Leuchtens, das den noch immer sich unsicher fühlenden Deringhouse begeisterte.
Fast mit jugendlichem Überschwang, weil er an Thora diese gute Veränderung sah, sagte er: „Frau Thora, ich bin gekommen, um Sie nach Arkon III zu fliegen! Der Chef ist der Ansicht, daß Sie die richtige Person sind, um dem Robotgehirn hundert Kugelraumer abzukaufen ..."
Deringhouse, der jeden Einmann-Jäger so gut flog wie Superschlachtschiffe der Imperiumsklasse und nicht aufgrund guter Beziehungen zu Rhodan General geworden war, sondern sich diesen Rang schwer erarbeitet hatte, kam auf allen Wissensgebieten zurecht, nur der weiblichen Psyche gegenüber fühlte er sich hilflos wie ein Kind.
Aber jetzt hatte er unbewußt mit einem Geschick gehandelt, um das ihn manche Psychologen beneidet hätten, wären sie Augen- und
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