0078 - Thoras Opfergang
Andruckabsorber wurden aufgeschaltet und kompensierten die hochschnellenden Gravowerte. Die Schwerkraft in der BURMA blieb trotz der wahnwitzigen, aber für dieses Schiff normalen Beschleunigung konstant. Doch die auftretende Geräuschkulisse machte allen deutlich, daß die BURMA nichts weiter war als ein in Kugelform gepreßter gigantischer Maschinenpark, der einer Besatzung von hundertfünfzig Mann gerade noch Platz zum Leben und zum Atmen ließ.
In Deringhouses Kabine und in jeder anderen der BURMA kam die Meldung durch: „Transition in drei Minuten!"
Der General rannte los, von Sorge um Thora erfüllt. Er mußte sich beeilen, um unterwegs nicht vom Sprung überrascht zu werden, denn Thoras Kabinen lagen nicht nur auf der gegenüberliegenden Seite, sondern auch zwei Decks tiefer.
Als er vor ihrer Tür stand, fehlten noch fünfunddreißig Sekunden am Sprungtermin. Er meldete sich, aber an Stelle von Thora sah er Ishy Matsus Gesicht auf dem kleinen Bildschirm. „General? Bitte ..." hörte er die Mutantin sagen, die Rhodan seiner Frau zur Seite gegeben hatte.
Hastig trat Deringhouse ein und blieb überrascht an der Tür stehen. „Deringhouse, nehmen Sie schnell Platz!" rief ihm Thora lebhaft zu, und im reflexlosen Licht der Beleuchtung schimmerte ihr herrliches Haar wieder wie in jener Zeit, in der sie auch dem Aussehen nach die strahlend junge, schöne Frau Rhodans gewesen war.
Sie wies auf den Sessel. Kaum saß der General, als der Sprungschock kam. Die BURMA hatte den „Zwischenraum" bereits wieder verlassen. Deringhouse krümmte sich leicht unter dem Rematerialisationsschmerz, doch Thora zeigte keine Bewegung. Ihr schien der Hypersprung nichts ausgemacht zu haben.
Die kleine zierliche Telepathin hielt sich im Hintergrund der Kabine auf. Deringhouse zeigte offen sein frohes Erstaunen über Thoras Veränderung. Ein Hauch von Gesundheit ging von ihr aus; sie schien einen rückläufigen Prozeß zur Verjüngung hindurchzumachen, und wie gern hätte der Mann neben ihr daran geglaubt, wenn er sich nicht Doktor Villnoess Warnung erinnert hätte: „Je gesünder Frau Thora plötzlich aussehen wird, um so kränker ist sie dann. Es ist nichts anderes als ein unbewußtes Aufbäumen aller Körperenergien - eine letzte Stichflamme. Aber wie der Tod eintritt und wann, wissen wir nicht zu sagen.
Gerade wollte Deringhouse zu einer Erklärung ansetzen, als die Verständigung ihm zuvorkam.
Mit den Worten aus dem Lautsprecher wurde auch der große Bildschirm stabil. „Der Chef wünscht Sie zu sprechen, Frau Thora!" rief der diensttuende Offizier aus der Funkzentrale heraus.
Deringhouse horchte überrascht auf.
Rhodan versuchte, seine Frau zu sprechen?
Zur gleichen Sekunde dachte er an die vielen tausend Möglichkeiten, die es gab, um einen Hyperfunkspruch anzumessen; damit konnte die Tarnung, die über Gray Beast lag, mit einem Schlag hinweggefegt werden, oder der Regent auf Arkon erfuhr früher als beabsichtigt, daß Thora von Zoltral an Stelle von Perry Rhodan zu ihm unterwegs war. Was hatte Rhodan veranlaßt, all diese gefährlichen Möglichkeiten außer acht zu lassen?
Abrupt endete das Flackern auf dem Bildschirm. Rhodans profiliertes Gesicht blickte in Thoras Kabine herein. Das im Schirmrahmen eingebaute Fernsehauge übermittelte Rhodan zur gleichen Sekunde das Bild seiner schwerkranken Frau.
Und während der General über das gelöste, unbeschwerte, fast jungenhafte Lachen seines Chefs sich noch wunderte, hörte er den Administrator des Solaren Imperiums zu seiner Frau sagen: „Thora, schade, daß wir beide die Fahrt nicht zusammen erleben können. Bis bald, Thora!"
„Perry", rief sie, aber Perry Rhodan konnte es nicht mehr hören. Die Hyperfunkverbindung aus der Raumtiefe zur BURMA hin war zu Ende. Der Bildschirm in ihrer Kabine wurde wieder grau, und die kleine Kontrolleuchte unter dem Fernsehauge erlosch wieder.
Allen Bedenken und Fragen zum Trotz blickte General Deringhouse lachend zu Thora hinüber, und er brachte es fertig, seinem Lachen schalkhaften Ausdruck zu geben. Die eigene Verblüffung hielt er zurück, und Thoras Erstaunen und banges Fragen ließ er erst gar nicht aufkommen. „Frau Thora, ein Regiefehler meinerseits", machte er sich freiwillig zum Sündenbock. „Ich habe zu lange gezögert, Ihnen die allerletzten Neuigkeiten über unseren Flug zu berichten. Lassen Sie es mich jetzt schnell nachholen, und Sie werden verstehen, warum Ihr Mann Ihnen diese Überraschung bereitet hat ..."
Mit
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