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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Entführung gehabt haben, wenn wir hier nicht einmal in Anstand verrotten können?«
    Kapitän Wilson hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Jetzt haben Sie mich hoffnungslos überfragt. Ich bin Küstenschipper. Kein Hellseher. Ich wundere mich auch so schon, warum es mir den Schädel noch nicht zersprengt hat. Ich denke einfach nicht mehr an die CARIBBEAN QUEEN, denn gegen ihre Besatzung können wir uns nicht wehren. Gegen Hunger und Durst schon. Und nun möchte ich nicht mehr über dieses Thema sprechen. Wir haben uns verstanden?«
    Bill Fleming nickte.
    »Sammeln wir Brennholz«, sagte er. »Auch wenn es uns nichts nützen wird.«
    »Lassen Sie Ihre Unkerei. Die bringt uns auch nicht weiter. Und vor allem: Behalten Sie Ihre Gedanken bei sich. Es ist schwer genug, die Leute so bei Laune zu halten. Glauben Sie denn im Emst, auch nur einer von uns hätte vergessen, wie wir auf diese Insel verschlagen wurden? Wir zerbrechen uns hier nur den Kopf über ungelegte Eier.«
    Bill Fleming schwieg. Er mußte dem Mann Recht geben. Es hatte tatsächlich keinen Wert, jetzt zu grübeln zu beginnen. Andere Interessen waren naheliegender. Er hatte Durst, und das Seewasser hatte seine Lippen aufspringen lassen.
    Unwillkürlich suchte er die Nähe Nicoles. Sie hatte schon einen Arm voller Holzleisten; angeschwemmtes Strandgut, von der Sonne ausgebleicht.
    »Was meint der Kapitän?« fragte sie.
    »Daß wir uns keine Sorgen machen sollen. Zuerst zünden wir hier ein prächtiges Feuer an, und wenn das nichts hilft, bauen wir uns ein Floß und rudern zur Nachbarinsel hinüber. Sie ist nicht allzuweit entfernt.«
    »Hm«, machte Nicole. Sie hing eigenen Problemen nach. Professor Zamorra mußte mittlerweile auf Providence Island gelandet sein, Und bestimmt hatte er bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie aufzuspüren. Nicole vertraute Zamorra blind. Wenn einer es schaffte, sie vor der Besatzung dieses Geisterschiffs zu retten, dann war er es.
    Und das Käptn Hawk und mit ihm die Mannschaft der Verdammten wiederkommen würde — daran zweifelte sie nicht eine einzige Sekunde. Es war nur eine Frage der Zeit…
    ***
    »Trink nicht so viel«, meinte Professor Zamorra warnend und stellte die Flasche aus der Reichweite des Einbeinigen, als der wieder danach greifen wollte.
    Mat Sarp stierte ihn aus glasigen Augen an.
    »In Ordnung«, lachte er schließlich. »Sie haben ein Recht auf Ihre Geschichte. Und Sie wollen tatsächlich fünfzig Bucks springen lassen?«
    »Wenn ich zufrieden bin, ja. Vielleicht auch hundert. Aber noch weiß ich nicht, was deine Story wirklich wert ist. Sie klingt mir ein bißchen stark überdreht, und da hast noch keinen einzigen Beweis für die Wahrheit deiner Behauptungen geliefert.«
    Der Angetrunkene wollte seinen Beinstummel auf den Tisch hieven, doch ein warnender Blick aus Zamorras eisgrauen Augen änderte seinen Vorsatz wieder.
    »Okay, okay«, lenkte er ein. »Das Bein hat ja auch wirklich ein Hai abgefressen, aber es passierte auf der CARIBBEAN QUEEN. Ich schwöre es, Sir. Bei allem, was mir noch heilig ist.«
    »Das dürfte nicht viel sein«, antwortete Zamorra lakonisch. »Du kannst bei deinem anderen Bein schwören, wenn du glaubst, mich so überzeugen zu können.«
    Mat Sarp schrak zusammen.
    »Bei meinem letzten Bein…?«
    »Ja.«
    Der abgetakelte Matrose seufzte tief und warf der Flasche in Zamorras Hand einen sehnsüchtigen Blick zu, doch der Herr von Château de Montagne blieb hart. Er mußte die Informationen bekommen, solange Mat Sarp noch einigermaßen nüchtern und ansprechbar war, bevor Erlebtes, Ersonnenes und ausschmückendes Seemannsgarn sich zu einem undurchdringlichen Netz verwoben hatten, das nicht mehr zu entwirren war.
    Mat Sarp senkte die Augen. Seine schmutzigen Finger fuhren die Maserung der Tischplatte nach.
    »Von Käptn Hawk habe ich Ihnen ja schon erzählt«, begann er stockend.
    »Nicht viel genug«, unterbrach Zamorra. »Bisher weiß ich nur, daß du auf ein Gespensterschiff geraten sein willst, und daß man dich dort dem Kielholen unterzogen hast, wobei du dein Bein verlorst. Von Einzelheiten habe ich bisher noch nichts gehört. Hundert Dollar sind eine Menge Geld. Du mußt sie dir schon verdienen.«
    »Erst noch einen kleinen Schluck?« fragte Mat Sarp.
    »Meinetwegen. Doch das ist vorerst der letzte.«
    Professor Zamorra schenkte dem einbeinigen Matrosen nur zwei Fingerbreit voll, und Sarp stürzte das höllisch scharfe Getränk mit einem Zug hinunter als

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