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0079 - Der Tyrann von Venedig

0079 - Der Tyrann von Venedig

Titel: 0079 - Der Tyrann von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Dampfsäule stieg brüllend und zischend zwischen den engen Häuserschluchten empor und vernebelte für Sekunden vollständig die Sicht. Kochendes Wasser spritzte nach allen Seiten.
    Ich wälzte mich in den Schutz einer Hausmauer. Es war ein trügerischer Schutz. Obwohl ich die Arme über den Kopf riß, bekam ich noch einen Schwall von der heißen Brühe ab.
    Es tat höllisch weh. Trotzdem vergaß ich meinen dritten Gegner keine Sekunde.
    Er hatte es mittlerweile geschafft, das Ruder in meine Richtung zu drehen, doch ehe er zuschlug, sprang ich hoch und wankte durch den heißen Dunst auf ihn zu.
    Er sah mich kommen und wollte mich abwehren. Das Ruder war zu schwerfällig für den Nahkampf.
    Mit der Linken packte ich das Kreuz, mit der Rechten umklammerte ich noch immer den Dolch.
    Er erkannte seinen Nachteil, ließ seine Waffe fallen und hob statt dessen beide Hände. Die Handflächen zeigten auf mich. Und die Hitze, die mir entgegenschlug, war unerträglich. Ich kam mir wie an einem Hochofen beim Abstrich vor!
    Trotzdem mußte ich weiter. Jeder Schritt zurück hätte mir den Tod gebracht!
    Ich kniff die Augen zusammen, um von dem intensiven Glühen nicht geblendet zu werden.
    Er schlug mit beiden Händen nach mir! Gleichzeitig!
    Ich sah ihn kommen und ließ ihn voll auflaufen. Eine seiner Pranken traf mein Silberkreuz, die andere die Dolchspitze.
    Den Schrei aus dem Maul des Dämons werde ich nie in meinem Leben vergessen! Er betäubte mich fast!
    Seine ganze magische Energie wurde auf einmal durch meine Waffen vernichtet.
    Die silbernen Waffen wirkten so mächtig, daß er noch im Stehen zu Staub zerfiel. Ein Lufthauch trug seine Reste davon.
    Im selben Moment löste sich auch das auf dem Boden liegende Ruder auf. Es hinterließ ebenfalls einen tiefen Eindruck in den Steinen.
    Schon wollte ich aufatmen, als mir der dritte Gondoliere einfiel. Eben kletterte er aus dem Canale, der noch immer kochte und brodelte und die Gegend mit Dämpfen einnebelte.
    Ein rascher Schritt, eine kurze Berührung mit dem Silberdolch, und mein dritter und letzter Gegner versank in den wallenden Fluten. Der tauchte auch nicht mehr auf!
    Sie hatten mich nicht getötet, aber ein Ziel hatten sie doch erreicht. Mr. und Mrs. Califfo waren über alle Berge!
    ***
    Jede weitere Suche war sinnlos. Deshalb kehrte ich zum Markusplatz zurück und suchte dort nach meinen Freunden. Suko lief mir direkt in die Arme.
    »Ich habe sie nicht gefunden!« rief er mir schon von weitem zu. »Ich wollte gerade sehen, ob ich dich treffe.«
    »Ich habe sie gefunden, aber der Schwarze Doge hat dafür gesorgt, daß ich ihnen nicht folgen konnte.« Ich gab meinem Freund in Stichworten einen Überblick und schloß mit der Frage nach Jane und Shao.
    »Da drüben ist sie!« In Sukos Gesicht ging eine Sonne auf, als er zwischen den unzähligen Menschen auf dem Markusplatz hindurch auf den Dom deutete.
    An seinem Lächeln erkannte ich, daß er von Shao sprach. Sehen konnte ich sie nicht, da sich ständig andere Leute in mein Blickfeld schoben. Suko bahnte uns einen Weg.
    Tatsächlich, vor dem Hauptportal des Markusdoms stand unsere Reisegruppe, Shao in der Nähe von Joe Tarrant. Als Tarrant uns beide erblickte, zuckte er kurz zusammen. Zumindest kam es mir so vor. Oder täuschte ich mich? Bildete ich mir auch nur ein, daß er unter seiner sonnengebräunten Haut blaß wurde?
    Unsinn, sagte ich mir. Er hat doch gar keinen Grund, über unser Erscheinen zu erschrecken. Das waren nur meine Nerven, die mir einen Streich spielten. Kein Wunder nach all den Aufregungen und lebensgefährlichen Kämpfen.
    »Wo ist Jane?« fragte ich beunruhigt, nachdem Suko und Shao Wiedersehen gefeiert hatten, als wären sie Monate getrennt gewesen.
    Shao zuckte die Schultern. »Sie ist schon vorausgegangen! Ich glaube, sie wollte euch suchen.«
    »Hat sie das gesagt?«
    Shao schüttelte den Kopf. Sorge schimmerte in ihren wunderschönen Augen. »Stimmt etwas nicht? Mr. Tarrant hat es mir gesagt, als ich mich bei ihm nach Jane erkundigte.«
    Tarrant? Das kam mir nun doch seltsam vor. Ich wußte, daß Jane den aufgeblasenen jungen Mann nicht ausstehen konnte. Warum hatte sie ausgerechnet ihm verraten, was sie plante?
    »Tarrant!« Ich schob mich zwischen den übrigen Reisenden durch. »Was ist mit Miß Collins?«
    Er versuchte, sein übliches zuversichtliches Grinsen zu zeigen. Irgendwie hing es schief in seinem Gesicht und paßte dort gar nicht hin.
    »Mr. Sinclair! Wo waren Sie denn? Warum sind Sie

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