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0079 - Der Tyrann von Venedig

0079 - Der Tyrann von Venedig

Titel: 0079 - Der Tyrann von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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barst, und die Trümmer flogen mir wie Geschosse um die Ohren.
    Noch während sich der steinerne Erker neigte und zusammenstürzte, wirbelte ein Ruder auf mich zu.
    Instinktiv drückte ich ab und wich aus, aber diesmal schaffte ich es nicht ganz. Das Blatt erwischte die Beretta und prellte sie mir aus der Hand. Meine Finger fühlten sich an, als hätte ich in einen Pizzaofen gefaßt. Ich mußte die Zähne zusammenbeißen, um nicht gellend aufzuschreien.
    Wieder wollte ich rückwärts ausweichen, als ich gegen einen harten Widerstand stieß. Ich wandte den Kopf. In meinem Rücken befand sich eine Mauer quer über die Straße.
    Ich hatte so sehr auf die geisterhaften Gondolieri geachtet, daß ich nicht gemerkt hatte, wie sie mich in eine Sackgasse trieben. Hier ging es nicht weiter!
    Sie glaubten mich in der Falle. Aber da sollten sie sich getäuscht haben!
    Sie ließen sich Zeit, waren sich ihrer Sache sicher und wollten mich mit dem nächsten Schlag endgültig erledigen. Kein Zweifel, mit den Höllenrudern konnten sie mich auf Scheiben schneiden. Wie mit einem Schweißbrenner!
    Ohne mich!
    Ich schnellte mich aus dem Stand hoch, federte nur kurz ab und flog der Mauerkrone entgegen. Ich mußte es gleich beim ersten Versuch schaffen. Einen zweiten Versuch konnte es nicht mehr geben. Wenn ich abglitt, fiel ich ihnen direkt in die Waffen.
    Meine Finger ertasteten den Rand der Mauer. Ich krallte mich fest und zog mit ganzer Kraft.
    Mir war, als würde mein eigenes Körpergewicht meine Finger abreißen! Ich stöhnte, biß die Zähne zusammen und zog!
    Schweiß brach mir am ganzen Körper aus. Obwohl es nur wenige Sekunden dauerte, kam es mir doch wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich oben lag. Ich war ausgepumpt, doch noch durfte ich mir keine Pause gönnen.
    Die Dämonen standen einen Moment verwirrt. Damit hatten sie nicht gerechnet. Und ich war gern bereit, die Diener der Hölle noch mehr zu verwirren. An mir sollte es nicht liegen!
    Hinter der Mauer befand sich ein unbebautes Grundstück. Ich hätte mich einfach auf dieser Seite fallen lassen können. Dann wäre ich zwar vorläufig in Sicherheit gewesen, aber die drei teuflischen Gondolieri hätten weiter in Venedig gewütet. Bestimmt hätten sie mir auch an einer anderen Stelle wieder aufgelauert, und dann wäre es noch einmal zum Kampf gekommen.
    Nein, ich mußte die Auseinandersetzung hier entscheiden. Sofort! Es gab kein Zögern.
    Überraschung Nummer zwei für die Dämonenknechte. Ich sprang auf, stand einen Moment aufrecht auf der Mauer und stieß mich ab.
    In der Hand hielt ich den silbernen Dolch mit dem kreuzförmigen Griff, den ich auch heute mitgenommen hatte. Gegen das Böse konnte man gar nicht genug Waffen einsetzen.
    Sie wehrten sich zu spät. Ehe sie die glühenden Ruder hochreißen und mich damit empfangen konnten, prallte ich gegen den mittleren Gondoliere. Mein silberner Dolch traf den Dämon voll. Das rote Leuchten in seinen leeren Augenhöhlen erlosch schlagartig.
    Mit dem Dolch in der Hand ging ich zu Boden. Der Dämon unter mir begann schon zu zerfallen.
    Ich kam unglücklich auf, fiel auf die Seite und konnte nicht schnell genug aufspringen.
    Mein Glück war nur, daß sich die beiden anderen Gondolieri mit den langen Rudern nicht so rasch umdrehen konnten. Sie mußten die Ruder erst senkrecht stellen, ehe sie sie gegen mich senkten.
    Während der linke Dämon es auf diese Weise versuchte, ließ der andere das Ruder liegen, hielt es nur mit einer Hand fest und schlug mit der anderen nach mir.
    Mann, das war ein Schlag! Seine Handfläche glühte tiefrot wie seine Augenhöhlen und sandte die gleiche Hitze wie das Ruder aus. Ich wälzte mich zur Seite. Er streifte mich nur. Sofort begann meine Hose zu glimmen. Es wurde unangenehm heiß an meinem rechten Bein.
    Die Hand des Dämons schlug auf das Pflaster und brannte sich ein Stück in den Stein. Als er seine Pranke zurückzog, blieben die Eindrücke seiner fünf Finger zurück.
    Ich zog die Beine an den Leib und stieß sie wieder von mir. Meine Schuhe knallten dem Dämon gegen die Brust, daß er mitsamt seinem Ruder zur Seite taumelte.
    Dort war ein ganz schmaler Canale. Der Dämon tat einen Schritt zu viel. Die Kante des Kais war an dieser Stelle nicht durch ein Geländer gesichert. Er bekam das Übergewicht und kippte in den Canale.
    Kaum tauchte der Dämon mit dem Ruder ein, als das Wasser in einer Explosion verdampfte. Es war, als habe jemand flüssiges Eisen hineingekippt. Eine mächtige

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