008 - Das Geisterhaus
magischen Ring. Wenn es für mich noch eine winzige Chance gab, aus diesem steinernen Totenbehälter herauszukommen, dann nur mit Hilfe des Rings. Aber wie sollte ich ihn gegen die schwarze Magie einsetzen? Meine Arme wurden niedergepreßt. Ein tonnenschweres, unsichtbares Gewicht schien auf mir zu liegen. Schweiß trat aus meinen Poren. Der Sarkophag saugte weiterhin meine Kräfte aus mir ab. Doch es gelang mir, mit meinem Ring eine geistige Verbindung herzustellen, die stärker war als alle bösen Einflüsse.
Ich konnte den Bann zwar nicht sofort brechen, aber es glückte mir, die rechte Hand zu heben. Die bleierne Schwere fiel von meinem Arm ab. Ich vermochte die Faust nach oben zu stoßen, mittenhinein in das unsichtbare Weiche, das mich nicht freilassen wollte.
Es umschloß meine Faust.
Und damit auch meinen magischen Ring.
Welche Kraft war stärker? Die des Rings oder die andere? Knisternd und knirschend erstarrte das unsichtbare Weiche. Meine Faust steckte darin fest. Ich konnte sie nicht mehr herausziehen. Der unsichtbare Belag über mir wurde sichtbar. Er nahm eine staubgraue Färbung an. Ich hatte das Gefühl, darunter ersticken zu müssen. Das Grau war luftundurchlässig!
Wieviel Sauerstoff blieb mir noch?
Hatte ich mit meinem Ausbruchsversuch mein langsames, qualvolles Sterben eingeleitet?
Auf meiner Stirn glänzten dicke Schweißperlen. Ich zog die Beine an, jetzt ging das. Ich stemmte die Knie gegen das Grau, das sich mehr und mehr verdichtete, zu einem steinernen Deckel wurde, in dem meine Faust steckte und der luftdicht abschloß.
Verzweifelt stemmte ich mich gegen den Deckel.
Ich wollte nicht sterben.
Schon gar nicht auf diese grauenvolle Weise.
Es war unmöglich, den Deckel hochzudrücken. Gefangen! schrie es in mir. Du bist und bleibst gefangen! Ich kämpfte verbissen um mein Leben. Wenn es mir bloß gelungen wäre, die Faust aus dem Stein zu ziehen. Ich bewegte die Finger. Mein magischer Ring hatte im Moment keinen Kontakt mit dem Deckel. Mit dem Bewegen der Finger stellte ich aber einen Kontakt her. Es knirschte und knisterte wieder. Staub rieselte mir ins Gesicht. Mein Ring schmolz ein Loch in den Deckel.
Endlich konnte ich die Faust aus dem Stein ziehen.
Ich zeichnete sofort die Linien eines Pentagramms auf den Stein.
Schrill knirschte mein Ring über die graue Platte. Als ich die letzte Linie gezogen hatte, gab es einen dumpfen Knall. Eine unbeschreibliche Kraft schleuderte den Deckel hoch und zertrümmerte ihn in seine Atome.
Ich setzte mich auf.
Nichts hinderte mich mehr daran.
Ich kletterte aus dem Sarkophag, der in einer geräumigen Gruft stand. Erleichterung erfüllte mich. Tony Ballard – von den Toten wiederauferstanden! Darüber würde sich Abel Yates bestimmt nicht freuen. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und verließ hastig die Gruft.
***
»Carrol«, stieß Terence Cusack gepreßt hervor. Er blickte die Anwesenden entsetzt an. »Sie… sie ist verschwunden! Abel Yates hat sie aus unserer Mitte herausgerissen!«
»Wir müssen sie suchen!« sagte Tommy Taylor. »Sie darf nicht in seiner Gewalt bleiben! Wir müssen sie ihm wieder abjagen! Sie befindet sich bestimmt in einem Raum dieses Hauses!«
Amanda Yates lehnte schräg in ihrem Sessel, ihre Hand lag auf dem Herzen. Ihre Lippen bebten. »Das ist der Anfang vom Ende! Abel wird uns alle umbringen, er hat es gesagt! Wir müssen raus aus diesem Haus!«
Paul Yates staunte. Endlich schien Amanda begriffen zu haben, daß Abel auch auf sie keine Rücksicht nehmen würde, daß auch sie in Gefahr war. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte Paul Yates seine Schwester ausgelacht.
»Ich kann mich an der Suche nach Miß Palmer nicht beteiligen«, sagte Amanda Yates.
»Jetzt hast du auch Angst«, stellte Paul ernst fest.
»Ja, und ich schäme mich nicht, es zuzugeben«, erwiderte Amanda. »Ich glaube, ich habe Abel unterschätzt. Er ist schlimmer als der Satan. Ich dachte, er würde mich, seine Schwester, verschonen, aber er denkt nicht daran. Ich würde furchtbar gern gehen.«
»Einverstanden«, sagte Terence Cusack. »Gehen Sie, Mrs. Yates.«
»Werden Sie mich begleiten?«
Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Ich verlasse dieses Haus nicht ohne meine Sekretärin.«
Amanda nickte. »Das kann ich natürlich verstehen.«
»Ich werde dich begleiten«, sagte Paul Yates.
»Okay«, sagte Cusack. »Verlassen Sie das Haus und warten Sie draußen auf uns.«
»Was wird mit der
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