008 - Das Geisterhaus
eine Geisel schnappen und mich damit unter Druck setzen. Er konnte gegen uns viel rücksichtsloser vorgehen, als ich zurückzuschlagen vermochte, denn ich durfte die Menschen, die sich im Geisterhaus befanden, auf keinen Fall in Gefahr bringen.
Ich war hier, um sie zu beschützen, nicht um sie zusätzlich noch zu gefährden.
Ich fand die Kellertreppe und eilte sie hinauf. Das Feuerzeug steckte ich vorläufig weg. Auch die Weihwasserpistole schob ich in meinen Gürtel. Ich öffnete die Kellertür.
Da passierte es…
Zwei Gestalten warfen sich gleichzeitig auf mich. Ich sackte nach unten, keilte aus und kam mit dem magischen Ring durch. Wenn mein Gegner von höllischer Kraft gelenkt worden wäre, hätte ihn der Treffer niederwerfen müssen. Er klappte jedoch nur zusammen.
Ich schüttelte den anderen ab, sah, daß es sich um Tommy Taylor handelte, und stellte fest, daß derjenige, den ich hart mit der Faust getroffen hatte, Terence Cusack war.
Hinter Tommy Taylor stand Marjorie Ball. Weiß wie ein Laken.
Ich richtete den Rechtsanwalt auf. »Verzeihen Sie, Mr. Cusack.«
»Mann«, stöhnte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Haben Sie einen Schlag am Leib, Ballard.«
»Ich trainiere hart.«
»Das scheint sich zu lohnen. Woher kommen Sie? Wo haben Sie gesteckt?«
Ich berichtete im Telegrammstil, verschwieg aber, daß ich befürchtete, John Jarman und die Ghouls könnten sich im Geisterhaus aufhalten. Anschließend wollte ich von Terence Cusack hören, was hier geschehen war.
»Abel Yates hat bereits zugeschlagen«, erzählte der Rechtsanwalt bitter. »Um Mitternacht löschte er für kurze Zeit das Licht. Er kündigte an, uns alle umzubringen, und dann hat er meine Sekretärin aus unserer Mitte herausgerissen. Wir suchten sie wie verrückt, konnten sie bis jetzt aber noch nicht finden.«
»Wo sind Paul und Amanda Yates?« fragte ich.
»Sie wollten das Haus verlassen. Amanda war der Schrecken zuviel.«
Das Schluchzen einer Frau drang an unser Ohr.
»Das ist nicht Carrol«, stellte Terence Cusack fest.
»Hört sich nach Amanda Yates an«, sagte ich.
***
Ich hetzte durch die Halle. Es würde schwierig sein, Abel Yates das Mädchen wieder abzujagen, aber ich wollte es versuchen. Er sollte das Ziel, das er sich gesteckt hatte, nicht erreichen. Er durfte nicht im Auftrag der Hölle töten. Er selbst sollte heute nacht in diesem Haus sein zweites Leben verlieren.
Ich erreichte die Tür, hinter der Amanda Yates schluchzte.
Mit einem Stoß beförderte ich die Tür zur Seite. Auf dem Boden hockte die grauhaarige Frau. Ihre Augen schwammen in Tränen.
Der Kopf ihres Bruders Paul lag in ihrem Schoß. Sie streichelte immer wieder sein fahles Gesicht. Aus seiner Brust ragte der kunstvoll verzierte Griff eines Dolchs.
Mir war, als würde sich eine unsichtbare Hand um meinen Hals legen und zudrücken.
Paul Yates, der Mann, der sich unter meinen Schutz gestellt hatte, lebte nicht mehr.
Ich hatte versagt, hatte ihn nicht vor Abel Yates schützen können.
***
Der tränenverhangene Blick der Frau richtete sich auf mich. »Er wollte mich aus dem Haus bringen, weil ich so große Angst hatte. Er war immer gut und hilfsbereit. Manchmal habe ich mich geschämt, weil ich nicht so sein konnte wie er. Wir… wir waren im Begriff, das Haus zu verlassen. Da vernahmen wir hier drinnen ein Geräusch.«
»Warum haben Sie das Haus nicht trotzdem verlassen?« fragte ich.
»Miß Palmer war doch verschwunden, und wir dachten, sie würde sich hier drinnen befinden. Vor allem Paul meinte, wir dürften das nicht auf sich beruhen lassen. Wir gelangten bis vor die Tür. Mich drohte die Angst umzubringen. Paul legte die Hand auf die Klinke. Ich wollte ihn warnen, denn ich glaubte, die Gefahr zu spü- ren, die sich hinter der Tür verbarg, aber Paul… Er war schneller. Ich konnte nichts verhindern. Er stieß die Tür entschlossen auf, und da stand er: Abel … unser toter Bruder, einen Dolch in der Hand. Ich wußte, was passieren würde, wollte Paul zurückreißen, doch … Abel zischte haßerfüllt: ›Stirb, Paul!‹ Und dann stach er zu. Paul brach zusammen. Ich fing ihn auf. Wir stürzten beide zu Boden. Abel lachte gemein, sagte, daß ich auch drankommen würde und löste sich auf. Oh, Mr. Ballard, es war so entsetzlich …«
Ich legte ihr meine Hand auf die Schulter. »Bitte beruhigen Sie sich, Mrs. Yates. Kommen Sie, stehen Sie auf.«
Sie wollte sich nicht von Paul Yates trennen.
»Sie können nichts mehr für Paul tun«, sagte
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