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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
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gewesen, zuerst die Telefonnummer einer E. Saxton, die sie auswendig kannte, anzurufen, jene Nummer unter der sich damals niemand gemeldet hatte.
    Die Taxifahrt hatte als harmloses Vorüberfahren und Spähen begonnen, als eine Art Kompromiss zwischen Wegbleibenwollen und der Sehnsucht, das Kind zu finden und es aus Effies Einflusssphäre zu entfernen.
    Dann hatte sie sich entschlossen, die Gegend näher anzusehen.
    Effie würde nie erfahren, dass sie da gewesen war. Vielleicht konnte sie sogar einen Blick auf Starla erhaschen.
    Die verwahrloste Gegend flößte ihr Abscheu ein. Sicher hätte die Fürsorge nicht gebilligt, dass Starla mit Effie hier lebte. Falls sie Effie jetzt ausforschte, hätte sie einen Grund, ihr Starla auf der Stelle abzunehmen. Mit dieser Hoffnung hatte sie das Taxi anhalten lassen.
    Es war genau die Gegend, die zu Effie passte – wäre da nicht die Mitsprache der Fürsorgebehörde, an die Effie ja auch denken musste. Verfall, Schmutz, labyrinthische Verstecke für alle möglichen Untaten. Die ideale Umgebung für Anhänger des Okkultismus. Beth wurde allmählich klar, dass sie sich in unmittelbarer Nähe des Ladens befand, der okkulte Waren feilbot. Vielleicht war sie auf der richtigen Spur.
    Beth erkundigte sich bei einer Frau, die vor der Haustür ihr Staubtuch ausschüttelte, nach dem Haus Nummer 917.
    Die Frau zeigte ihr die Richtung. »Zwei Häuser weiter, hier entlang.«
    Der Eingang von Nummer 917 sah aus wie alle übrigen. Beth empfand Angst vor dem Betreten des Hauses. Mit einem tiefen Atemzug machte sie sich Mut und stieg die Stufen hinauf.
    Die Tür stand halb offen und klemmte in dieser Stellung, so dass Beth sich mühsam vorbeizwängen musste. Von irgendwo aus den Tiefen hörte man das Singen eines kleinen Mädchens.
    Das konnte Starla sein. Beth erkannte die Stimme nicht, aber das war nach einer so langen Trennung nicht zu erwarten. Konnte sie überhaupt sicher sein, das Kind noch zu erkennen? Widerstrebend ging sie den Flur entlang. Das Kind unter der Treppe hatte sie erspäht. Es sammelte hastig seine Spielsachen ein und verschwand hinter einer Tür. Nein, das war nicht Starla. Beth hegte nicht den geringsten Zweifel. Zitternd lehnte sie sich an die schmierige Wand.
    Als sie sich einigermaßen gefasst hatte, las sie die Namen auf den Briefkasten durch. Unter einem stand E. Saxton. Die Wohnung lag im dritten Stock. Sie stieg die Treppe hinauf und empfand die Atmosphäre des Hauses mit zunehmender Höhe immer bedrückender. Über allem lag der Geruch nach Küche und morschem Holz.
    Sie klopfte an die Tür. Keine Antwort. Erschrocken hörte sie, dass sich von unten her Schritte näherten. Beth fühlte sich immer unsicherer. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie betete darum, die Schritte wollten im ersten Stock haltmachen.
    Aber sie kamen näher, gewichtig und langsam. Jetzt sah sie einen Mann. Er war in mittleren Jahren, man sah ihm von weitem den Gewohnheitstrinker an. Als er Beth sah, blieb er sprachlos vor Staunen stehen. Der erstaunte Ausdruck verwandelte sich in ein Grinsen. Mit seinem massigen Körper füllte er die Treppe aus und blockierte Beths Fluchtweg.
    »Suchen Sie jemanden?« Er stellte die Frage sehr höflich.
    »Ja, die Frau, die hier wohnt.« Beth zwang sich zur Ruhe.
    »Da wohnt jetzt niemand.«
    »Wieso?«
    »Vor einem Monat ist sie weg. Mitten in der Nacht. Wahrscheinlich ist sie die Miete schuldig geblieben.«
    Angst und Unbehagen wurden von Enttäuschung verdrängt. »Und Sie wissen nicht, wohin sie verzogen ist?«
    »Wär schon möglich.« Sein Lächeln ließ auf Gerissenheit schließen. »Ist Ihnen die Auskunft was wert?«
    »Wenn es wirklich die gesuchte Person ist – zehn Dollar.«
    »Fünfzehn.«
    »Na schön.« Das war unklug, sie merkte es sofort.
    Der Mann wurde sehr freundlich. Er beugte sich vor, so dass sie seinen Alkoholatem voll zu spüren bekam. »Beschreiben Sie Ihre Freundin, dann weiß ich gleich, ob sie es war.«
    »Sie hieß Edwina«, log sie, da sie ihm misstraute. »Sie war schlank und liebte Singvögel.«
    »Ja, genau das ist sie. Edwina – komischer Name. Sie hatte Sittiche.«
    »Dann ist es nicht die Edwina, die ich suche. Meine Bekannte hatte – Kanarienvögel.« Sie wollte an ihm vorüber. Da spürte sie einen Ruck – und die Tasche hing nicht mehr an ihrem Arm. Er drängte sich gegen sie. Beth war so erschrocken, dass sie nicht aufschrie. »Ich will nur die Moneten, Schwester. Mir gehört das Geld, das ist nur recht und billig.

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