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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
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Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß.«
    Sie machte sich los und lief, wie von Furien gehetzt, die Treppe hinunter. Im ersten Stock fiel etwas neben ihr dumpf zu Boden. Sie stieß einen spitzen Schrei aus. Es war ihre offene Tasche. Sie nahm sie hastig an sich und lief weiter.
    Erst vor dem Haus zwang sie sich zu einer gemäßigteren Gangart, weil sie Aufsehen vermeiden wollte. Die Schatten waren lang geworden und zeigten an, dass der kurze Wintertag sich dem Ende zuneigte. Beth wusste nicht, in welche Richtung sie gehen sollte, schritt aber rasch aus, um den Anschein zu erwecken, sie hätte ein Ziel. An einer Ecke blieb sie stehen und suchte in ihrem Täschchen nach Geld. Die Geldtasche war noch da, aber die fünfundzwanzig Dollar, die sich darin befunden hatten, waren weg. Beth war ratlos.
    Es wurde dunkel, die Autos fuhren bereits mit eingeschalteten Scheinwerfern. Trotz der Kälte brach Beth der Angstschweiß aus. Ihre Zähne schlugen aufeinander. Sie musste aus dieser schrecklichen Gegend fort.
    Da sah sie einen Drugstore, in dem sich ein Telefon befand. Wenn sie bloß Kleingeld gehabt hätte! Vielleicht war ganz unten in der Tasche etwas zu finden. Sie kramte danach. Ja, da waren noch Münzen. Damit tauchte ein zweites Problem auf. Wen sollte sie anrufen?
    Marq oder Karen würden eine Erklärung verlangen. Wen sonst sollte sie anrufen? Da fielen ihr ein Name und eine Telefonnummer ein, die sie nicht weggeworfen hatte. Jim Sanders. Eigentlich hatte sie mit ihm nichts mehr zu tun haben wollen.
    Aber dieser Mensch war gewiss an merkwürdige Situationen gewohnt und würde sie nicht weiter mit Fragen behelligen.
    Sie wählte seine Nummer. »Mr. Sanders? Wahrscheinlich können Sie sich nicht mehr an mich erinnern. Ich bin Beth Mitchell.«
    »Die Dame, die nach den Samenkörnern aus Südamerika suchte? Haben Sie sie endlich gefunden?« Seine Stimme klang angenehm.
    »Ja, aber im Augenblick habe ich ein anderes Problem.« Und sie erzählte ihm, dass man ihr Geld gestohlen hatte und entschuldigte sich, dass sie jemanden belästige, den sie kaum kannte.
    »Sie hätten gar nichts Besseres tun können. Ich bin ganz in Ihrer Nähe. Warten Sie im Drugstore, ich hole Sie ab.«
    Nach knapp zehn Minuten war er da, und sie stieg erleichtert in seinen Wagen. »Wie kann ich Ihnen danken?«
    »Möchten Sie mit mir essen? Das wäre ein netter Dank.«
    »Nun gut.« Eigentlich war es ihr gar nicht recht, aber sie konnte nicht gut ablehnen, weil er sich so hilfsbereit gezeigt hatte.
    Er kannte ein nettes Lokal, dessen Küche einen guten Ruf hatte. Beth atmete gierig die Speisengerüche ein und stellte fest, dass sie einen Riesenhunger hatte. Während des Essens berichtete sie Jim von dem Abenteuer mit dem Mann auf der Treppe.
    »Er wollte mir einreden, er kenne die Frau, die ich suche. Als ich ihm zu verstehen gab, dass ich ihn durchschaue, nahm er mir einfach das Geld ab. So erschrocken war ich in meinem ganzen Leben nicht.« Doch sofort fiel ihr eine Angst ein, neben der die heutige verblasste – die Angst, die sie in der Nacht von Peters Tod gefühlt hatte.
    »Wie geht es Ihnen?« Er sah sie besorgt an. Beth merkte daran, dass die schreckliche Erinnerung sich in ihrem Gesicht abgezeichnet hatte.
    »Tadellos.« Sie nippte an ihrem Wein.
    »Es ist sicher sehr wichtig für Sie, dass sie diese Frau finden?« fragte er.
    Sie nickte. »Sehen Sie, als mein Mann starb, war ich längere Zeit krank. Effie – so heißt die Frau – hat meine Tochter übernommen.« Hoffentlich besaß er Takt und verfolgte das Thema nicht weiter. Sie sollte recht behalten. Seine nächsten Worte setzten sie in Erstaunen.
    »Ich bin auch Witwer, leider hatten wir kein Kind. Jan und ich – wir dachten, dass wir dafür noch viel Zeit hätten.«
    »Das tut mir leid«, sagte Beth. Und weil sie das Gefühl hatte, es sei ihm ein Bedürfnis, von sich zu reden, fragte sie weiter: »Waren Sie lange verheiratet?«
    »Fünf Jahre. Die meiste Zeit waren wir auf Reisen. Ich arbeite nämlich für einen Importeur. Es ist meine Aufgabe, auf der ganzen Welt nach neuen Einkaufsquellen zu suchen.«
    »Ach – daher wussten Sie, wo ich die Samenkörner finden könnte!« rief Beth aus.
    »Ja. Meine Frau hat die Reisen mitgemacht. Sie war von Natur aus eine Entdeckerin und wollte an allem teilhaben. Manchmal fragte ich mich, ob sie es wohl lange genug an einem Ort aushalten würde, damit wir eine Familie gründen könnten. Sicher hat sie sich diese Frage auch selbst gestellt.« Er

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