Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
Vom Netzwerk:
spürte Beth eine Spur von Unbehagen.
    »Peter, so sehr wünschst du dir einen Sohn?« fragte sie besorgt.
    »Nein, aber ich bin sicher, dass es ein Junge wird. In direkter Linie hat es seit Generationen keine Mädchen in der Familie gegeben. Ich hätte dich warnen müssen.« Er lächelte.
    »Ein Junge wäre wunderbar«, sagte sie. Und nachdenklich fügte sie hinzu: »Nur noch ein Monat, dann wissen wir mehr.«
    Es dauerte aber keinen Monat, sondern nur zwei Wochen. Eines Nachts erwachte sie mit dem undeutlichen Gefühl auf, dass etwas nicht stimmte. Gleich darauf durchschnitt ein anhaltender Schmerz ihren Körper und raubte ihr den Atem.
    Die Fahrt ins Krankenhaus verlief unter höchster Anspannung. Alles spielte sich in einer unwirklichen Atmosphäre ab. Die schwarzen, kahlen Bäume flogen vorüber wie eine wilde Jagd. Einmal warf sie Peter einen Blick zu und schloss sogleich die Augen. Noch nie hatte sie solche Angst im Gesicht eines Menschen gesehen.
    Beth selbst hatte Angst. Sie konnte kaum Fassung bewahren, als sie sich vor der Tür zur Entbindungsstation von Peter trennen musste, aber sie tat ihr Bestes.
    »Morgen sehen wir uns wieder. Zu dritt!«
     
     
    12
     
     
    Beth erwachte nur langsam aus der Narkose. Ihr war, als treibe sie dahin, dann waren Geräusche und vor ihren Augen etwas Verschwommenes. »Peter!«
    »Ich bin da.« Sie spürte seine Hand. Das Verschwommene wurde deutlicher – eine Vase mit rosa Rosen. Auf der Kommode ebenfalls eine Vase mit rosa Rosen, eine dritte auf dem Fensterbrett.
    »Beth, ein Mädchen«, flüsterte er, aber sie hatte die Bedeutung der Blumen bereits erfasst. »Ein wunderhübsches kleines Mädchen.«
    Eine Welle der Freude überflutete sie: »Wir haben Sonne und Mond – und jetzt auch die Sterne.«
    Das erinnerte Peter an einen Namen, den er einmal gehört hatte, und da er ihnen passend schien, blieben sie dabei – Starla.
    Beth konnte es kaum erwarten, das Baby selbst zu stillen. Die süße schwarzhaarige Kleine wurde ihr zwar in den Arm gelegt, aber die Schwester lachte nur über ihren Wunsch. »Unsinn. Dazu ist sie viel zu klein. Die erste Mahlzeit für Babys besteht aus Zuckerwasser.«
    Beth wartete ungeduldig. Aber Starla wurde mit der Flasche ernährt, weil bei Beth die Milch ausblieb.
    Beth war verzweifelt. »Ich möchte sie stillen, Doktor. Wann wird es möglich sein?«
    Er vertröstete sie. Sie solle sich keine Sorgen machen. Flaschenkinder gediehen ebenso gut.
    Sie hörte nicht auf zu fragen. Schließlich musste er ihr mitteilen: »Mrs. Mitchell, ich glaube, Sie werden nie stillen können.«
    Obwohl sie es geahnt hatte, war es ein schwerer Schlag. Aber sie erholte sich rasch davon. Schließlich hatte sie ihr prächtiges Baby.
    Es kam Ärger. Sie las es von Peters Miene ab, und er wollte es ihr zunächst gar nicht sagen. »Was ist, Peter?« Das klang so verzweifelt, dass er ihr hastig versicherte: »Ach, gar nichts. Es gibt Schwierigkeiten mit der Zusammensetzung der Flaschennahrung. Man kann die richtige Mischung nicht finden. Sie verträgt nichts. Aber man wird schon draufkommen. Der Arzt sagt, das käme sehr häufig vor.«
    Sie nahmen das Kind mit nach Hause. Die Flaschennahrung wurde noch zweimal geändert. Es zeigte sich keine Besserung. Entsetzt mussten sie mit ansehen, wie die Kleine immer mehr an Gewicht verlor. Der kleine Körper wurde immer weniger. Manchmal hatte Beth das Gefühl, er wolle sich wieder zu der mikroskopischen Größe zurückentwickeln, aus der er entstanden war.
    Sie waren machtlos. Jeden Morgen standen sie gemeinsam um zwei Uhr auf und halfen miteinander beim Füttern. Das alles brachte sie wieder zusammen, so dass sie einander fast die Gedanken von den Augen ablasen. Mit jedem Tag wuchs ihre Angst, und über dem Haus schien sich dunkles Unheil zusammenzubrauen.
    Und dann nahm das Unheil Gestalt an. Sie brachten das Kind zum Arzt. Diesmal schrieb er ihnen kein neues Rezept auf. Es gab keine tröstlichen Worte und keine Hoffnung mehr. »Starla hat eine sehr seltene Veranlagung«, sagte er. »Sie verträgt nur menschliche Milch.«
    Die ernste Miene des Arztes verriet die Bedeutung seiner Worte. Beth und Peter saßen wie betäubt da.
    »Was sollen wir tun?«
    »Wir müssen eine Spenderin finden. Sonst ist die Kleine nicht zu retten.«
    Peter fuhr sie nach Hause. Er setzte Beth und Starla ab und fuhr sofort wieder los. Es war keine Zeit zu verlieren.
    Beth setzte sich neben die Wiege auf den Boden und presste das Gesicht an das

Weitere Kostenlose Bücher