008 - Hexenbalg
Glückwunsch!«
»Ich glaube, Sie werden auch eine Erste-Hilfe-Station brauchen«, meinte Beth matt. Sie musste sich setzen, weil ihre Knie zitterten.
Linda plapperte weiter, als wäre nichts gewesen. »Wissen Sie schon, dass Mutter mit der Hochzeit klein beigibt? Dabei hatte ich mich schon damit abgefunden. Hm, sicher habe ich sie falsch eingeschätzt. Mein Glück liegt ihr doch mehr am Herzen, als ich dachte. Na, ich finde es jedenfalls herrlich. Aber natürlich werde ich Ihr Kleid tragen, Beth; ich könnte mir gar nichts anderes vorstellen.«
Das Mädchen kam und meldete, dass Mrs. Hillburton Beth empfangen wolle. Sie wurde in einen kleinen Raum geführt, der mit seinen schweren Draperien, roten Samtsesseln und dem dicken Teppich irgendwie beklemmend wirkte. Aber vielleicht war an der düsteren Stimmung nicht die Einrichtung, sondern Mrs. Hillburton schuld, deren Miene alles andere als einladend war.
»Bitte, setzen Sie sich, Mrs. Mitchell.« Beth kam der Aufforderung zaghaft nach. »Sicher können Sie sich denken, warum ich Sie habe rufen lassen?«
»Ich habe gehört, dass Sie Ihre Pläne bezüglich der Hochzeit geändert haben«, sagte Beth.
»Ja, ich habe keine andere Wahl, nach dem, was mir zu Ohren gekommen ist.« Mrs. Hillburton konnte ihre Nervosität kaum verbergen. »Ich hoffe auf Ihr Verständnis – aber ich möchte ja nur für Linda das Beste.«
»Aber sicher. Lindas Herzenswunsch war eine stille Hochzeit.«
»Lindas Wünsche sind nicht der Grund – sie weiß eigentlich gar nicht, was sie will. Nein, das eigentliche Problem sind Sie, Mrs. Mitchell! Ich glaube, Sie wissen, was ich meine!«
»Nein, leider nicht. Ist meine Arbeit nicht zu Ihrer Zufriedenheit ausgefallen?« Dabei glaubte sie zu wissen, was die Ursache war.
»Nein, die Entwürfe sind zauberhaft«, sagte Mrs. Hillburton. »Wie ich sehe, ersparen Sie es mir nicht, es auszusprechen. Gut also: Ich habe von Ihrer Vergangenheit erfahren. Ich weiß, dass Sie im Wahnsinn Ihren Mann getötet haben. Und ich kann es mir nicht leisten, dass Ihr Name in Verbindung mit dieser Hochzeit genannt wird.«
»Und warum nicht? Haben Sie Angst, ich könnte Amok laufen und in der Kirche wild um mich schießen? Die Tatsache, dass ich entlassen wurde, besagt, dass ich geheilt bin.«
»Es tut mir leid, dass Sie die Sache so auffassen. Sicher, es bedeutet Mut, sich ein neues Leben aufzubauen, und das kann ich Ihnen nachfühlen. Wenn es sich nur um das Kleid für eine Party gehandelt hätte – dann vielleicht. Aber irgendwie fühle ich mich in diesem Falle hintergangen. Sie haben nie die leiseste Andeutung gemacht. Ihr Entwurf ist nicht nur schön, er ist außergewöhnlich, und die Presse wird sich für die Person des Designers interessieren. Das wussten Sie genau. Man wird Ihre Vergangenheit aufdecken, und sie Sensationspresse könnte das in Verbindung mit Lindas Hochzeit ausschlachten. Die Zeit ist zu knapp, um ein neues Kleid entwerfen zu lassen, und aus diesem Grund müssen wir uns mit einer kleinen Feier zufrieden geben.«
Vor Beth verschwamm das Teppichmuster, sie sah nur mehr rot und schwarz vor sich. Würde sie immer mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden? Sollte Marq als Dank dafür, dass er ihr helfen wollte, eine gute Kundin verlieren?
Sie überwand ihren Stolz. »Mrs. Hillburton, ich möchte nicht schuld sein, dass Sie Ihre Pläne ändern. Sie könnten wenigstens zulassen, dass Linda das Kleid trägt – meinetwegen können Sie meinen Namen als Schöpferin ruhig verschweigen.«
»Das kommt nicht in Frage. Sie können das Kleid mitnehmen, wenn Sie jetzt gehen – das wäre mir am liebsten. Es hängt in Lindas Ankleidezimmer. Ich werde Linda später alles erklären.«
Gedemütigt stand Beth auf und ging hinaus. Draußen überlegte sie kurz und entschied sich dafür, das Kleid nicht mitzunehmen. Sie fühlte sich dazu nicht berechtigt.
Sie verließ das Haus, ohne Linda oder Ramon zu begegnen. Es war besser so. Im Augenblick wollte sie niemanden sehen.
Beth war trotzdem fest entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen – es ging um Starla. Sie wollte sich aus dem normalen Leben nicht hinausdrängen lassen und sogar, wenn nötig, dem Okkultismus lachend begegnen. Sie dachte dabei an Lindas Gespensterparty. Diese Einladung durfte sie sich nicht entgehen lassen; sie würde hingehen und sich großartig amüsieren. Jetzt erst recht!
Okkultismus war albern und absurd – so unsinnig, wie Lindas muffige
Weitere Kostenlose Bücher