Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
008 - Labyrinth des Todes

008 - Labyrinth des Todes

Titel: 008 - Labyrinth des Todes
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
ließ meine Hand los und wandte sich ab. Ich kam mir etwas deplaziert in meinem zerdrückten Anzug vor. Die Damen und Herren, die ich sah, trugen alle Abendgarderobe. Einige Chinesenmädchen in eng anliegenden Kimonos gingen zwischen den Gästen herum und boten Drinks an. Ich nahm einen Gin-Tonic und beobachtete die Gäste.
    In der Halle befanden sich etwa zwanzig Personen, von denen ich niemanden kannte. Ich hielt das Glas in der rechten Hand, nippte gelegentlich daran und versuchte, möglichst ruhig und gelassen zu wirken; dabei verspürte ich den Drang, mir nervös den Bart zu zwirbeln, doch ich unterdrückte diese Regung.
    Es ging hier nicht anders zu als auf anderen Partys, die ich vorher besucht hatte. Einige kleine Gruppen hatten sich gebildet, die sich angeregt unterhielten, aber es gab auch Einzelgänger, die allein herumstanden und vorgaben, sich für die Kunstwerke zu interessieren. Ich blieb neben einem kleinen dicken Mann stehen, der einen Kneifer trug und fasziniert ein Opfergefäß aus Bronze betrachtete.
    »Sehen Sie sich diese Opferschale genauer an, Mr. Hunter«, sagte der kleine Mann, und ich wunderte mich, woher er meinen Namen kannte. Er blickte mich an. Sein Schädel war völlig kahl, das Gesicht rund und rosig, sein Blick eisig. Er starrte wieder das Opfergefäß an und beugte sich dabei weit vor. »Ich nehme an, daß Sie nicht viel Ahnung von chinesischer Kunst haben?«
    »Da haben Sie recht«, sagte ich und trat einen Schritt zur Seite. Die Nähe dieses Mannes machte mich unruhig.
    Er nickte und brummte. »Das dachte ich mir. Sie haben auch Besseres zu tun, als sich mit Kunst zu beschäftigen. Dabei wäre es Ihrer Gesundheit viel zuträglicher gewesen, hätten Sie Ihre Interessen auf andere Dinge gelenkt.«
    In seinen Worten schwang eine nicht zu überhörende Drohung mit und ich sah ihn mir nun genauer an.
    Sein Gesicht verzerrte sich. »Eine großartige Opferschale«, schwärmte er. »Sie stammt aus der späten Shanghaizeit. Ich würde sagen 1100 bis 1000 v. Chr. Ein wunderschönes Stück. Normalerweise ist bei solchen Gefäßen das Hauptmotiv die Tao-t-ieh-Maske, die die obere Partie eines Raubtieres darstellt. Aber hier wurde ein anderes Motiv gewählt. Sehen Sie selbst!«
    Zögernd trat ich näher und beugte mich vor. Ich war aus seinen Worten nicht klug geworden. Er wich zur Seite. Das Opfergefäß stand auf drei gekrümmten Beinen, und auf dem oberen Teil erkannte ich einige Figuren. Ich brauchte nur einen kurzen Blick hinzuwerfen, um zu erkennen, was das Motiv darstellte: Ein Mann, der einen Schnurrbart trug, wurde von drei Ghouls angegriffen. Ich zuckte zurück und starrte den kleinen Mann an, der leise kicherte.
    »Wer sind Sie?« fragte ich gepreßt.
    »Mein Name ist Irving Bacon«, sagte er. »Die Figur auf dem Opfergefäß hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Ihnen, Mr. Hunter.«
    »Woher kennen Sie mich, Mr. Bacon?« fragte ich.
    »Sie sind ein bekannter Mann«, sagte er, und sein Grinsen wurde breiter. »So bekannt, daß extra für Sie eine Party organisiert wurde. Ich hoffe, Sie wissen diese Ehre auch gebührend zu schätzen.«
    »Sie meinen, daß diese Gesellschaft für mich veranstaltet wurde?«
    »Was nahmen Sie denn an?« fragte er verwundert. »Kommen Sie mit!« Er packte mich am Arm, und ein kalter Schauer rann durch meinen Körper. »Sie sind unser Ehrengast.«
    Wir gingen durch die Halle. Immer wieder blieb er vor einigen Kunstgegenständen stehen.
    »Sehen Sie da!« sagte er mit erregter Stimme. »Ein Turmhaus. Das ist eine Grabbeigabe. Besteht …«
    Mich interessierten seine Erklärungen wenig, doch ich konnte seiner Gesellschaft nicht entfliehen; seine Ausstrahlung war zu stark. Ich folgte ihm. Wir kamen an einer Gruppe vorbei, die ihr Gespräch abbrach. Sie lächelten, nickten mir zu und sagten wie aus einem Mund: »Guten Abend, Mr. Hunter!«
    Mein Unbehagen wuchs. Wir schritten auf eine Tür zu, die offenstand. Der dahinter liegende Saal war rechteckig. Ein blutroter Teppich bedeckte den Boden, die Wände waren rotschwarz gestreift. Einige flackernde Fackeln verbreiteten ein düsteres unheimliches Licht. Der Raum war bis auf einen schwarzen Marmortisch, um den kunstvoll Lilien arrangiert waren, leer.
    Bacon ließ mich einfach stehen, als eine hochgewachsene Frau auf uns zukam. Sie hatte ihr flammendrotes Haar aufgesteckt. Ein dicker Zopf fiel über ihre linke Schulter und schlängelte sich wie eine Schlange zwischen ihren hohen Brüsten. Sie trug ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher