0080 - Ich und die Zeitungshyänen
könnten ihm leidtun. »Cooley, Sie können Ihrem Chef sagen, dass ich bereit bin, seine Wünsche zu erfüllen.«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, antwortete Cooley, aber Harper schnitt ihm das Wort ab.
»Spielen Sie kein Theater. Sagen Sie ihm Bescheid. Ich erwarte heute Abend seinen Anruf!«
Er legte auf, öffnete ein Seitenfach seines Schreibtisches und nahm eine Pistole heraus, die er einsteckte. Dann ließ er einen Wagen kommen, um sich in das Verwaltungsgebäude des Bezirkes fahren zu lassen.
Noch am gleichen Tag unterschrieb er eine Lizenz, die eine gewisse Firma Bronx Alcohol Ltd. ermächtigte, auf dem Gelände der 139. Straße Nr. 1352 die Herstellung von Branntwein zum Zwecke des Genusses aufzunehmen. Ein schmaler Aktenordner enthielt die Prüfungsbescheinigungen des Lebensmittel-, des Zoll- und des Steueramtes. Alle diese Bescheinigungen waren gefälscht, aber durch den Stempel und das Siegel des Bezirksbürgermeisters waren sie so gut wie echt. Die Bronx Alcohol Ltd. konnte nun so viel Schnaps brennen wie sie wollte, ohne dass das Zollamt und das Steueramt etwas davon erfahren würde. Das alte Geschäft des Pete Slong konnte wieder in Gang gebracht werden.
***
James Coole’y schien keine Zeit mehr für mich zu haben. Ich ging innerhalb der nächsten acht Tage zweimal hin, aber er empfing mich nicht.
Die Sache begann, langweilig zu werden. Es war lästig, auf die Dauer in der Pension zu wohnen. Ich habe eine ausgesprochene häusliche Ader, und wenn nichts los ist, bin ich gern in meiner Wohnung und lege die Füße auf den Tisch.
Dann passierte etwas, und jede Langeweile war wie fortgeblasen. Phil rief in der Pension an.
»Harper ist tot«, sagte er. »Er wurde vor einer Stunde zusammengeschossen, als er seine Wohnung betreten wollte, Maschinenpistolengarbe aus einem fahrenden Auto. Keine Spur vom Täter.«
»Hol mich ab«, entschied ich. »Ich fahre mit!«
Die Kriminalabteilung des zuständigen Reviers war mitten in der Arbeit, als wir in Harpers Wohnung in der 161. Straße ankamen. Der Leiter war Inspektor Scott.
»Ist das ein FBLFall?«, fragte er, als er uns sah.
»Nicht unbedingt«, antwortete Phil. »Wir haben uns nur einmal für den Mann interessiert.«
Scott hatte viele Polizisten aufbieten müssen, um die Neugierigen zurückzuhalten. Die Tat war gegen acht Uhr abends verübt worden, zu einer Stunde, zu der noch viele Leute unterwegs waren. Außerdem schien es sich bereits herumgesprochen zu haben, dass der erst vor wenigen Wochen gewählte Bezirksbürgermeister das Opfer war. Kein Wunder, dass die Cops alle Schwierigkeiten hatten, um die Journalisten, die herumschwirrten wie die Schmeißfliegen, einigermaßen in Schach zu halten.
»Schon eine Idee über das Motiv, Inspektor?«, fragte ich.
Er wiegte den Kopf.
»Sie wissen, dass er seine Gegner bei der Wahl geschlagen hat. Es ging während des Wahlkampfes heiß her. Kann sein, dass irgendjemand den Ausgang der Wahl auf diese Weise revidiert hat.«
»Politischer Mord?«
»Wäre schließlich nicht das erste Mal, obwohl ich zugeben muss, dass mir ein solches Motiv bei einem so simplen Posten wie dem eines Bezirksbürgermeisters etwas fraglich erscheint.«
»Haben Sie schon seine Wohnung durchsucht?«, erkundigte ich mich. »Bei Mord sind Sie dazu berechtigt.«
»Wollte gerade damit anfangen, als Sie kamen. Gehen Sie mit!«
Harper war unmittelbar vor seiner Haustür erledigt worden, in dem Augenblick, in dem er aus einem Taxi stieg. Seine Wohnung lag in einem zweistöckigen Haus, das er allein bewohnte, abgesehen von einem Diener und einer Köchin. Von ihnen hörten wir, dass Mrs. Harper sich irgendwo in Florida aufhielt.
Scott begann mit der Hausdurchsuchung. Wir beteiligten uns daran, aber wir beschränkten uns auf das Arbeitszimmer. Hinter einem Bild entdeckte Phil einen Wandtresor. Der Diener sagte aus, dass Harper den Schlüssel dazu immer bei sich getragen habe.
Der Inspektor schickte einen Beamten zum Leichenschauhaus in das man den Erschossenen inzwischen abtransportiert hatte. Wir warteten, bis der Mann mit dem Schlüsselbund aus Harpers Anzug zurückkam.
Es handelte sich um einen ziemlich simplen Tresor, der außer einem kräftigen Schloss keine Schikanen aufwies. Sobald wir den Schlüssel besaßen, konnten wir ihn öffnen.
Sein Inneres war vollgestopft mit Papieren und Akten, aber gleich vornan lag ein ganz gewöhnlicher, unverklebter Briefumschlag. Als ich ihn öffnete, fielen mir fast ein Dutzend
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