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0082 - Die Horror-Nacht

0082 - Die Horror-Nacht

Titel: 0082 - Die Horror-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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kalter Lufthauch fauchte ihm ins Gesicht und zerzauste sein Haar.
    Er blickte hinunter. »Zu hoch«, stellte er fest.
    »Ich hab’s«, sagte Lydia. »Wenn wir das Laken, den Oberbettüberzug und die Kissenbezüge aneinanderknüpfen…«
    Pallenberg packte Lydia bei den Schultern und schüttelte sie begeistert. »Mädchen, das ist die Idee! Wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen. Ja, das machen wir. Auf diese Weise können wir Garco und seinem Herrn doch noch ein Schnippchen schlagen!«
    Sie eilten zum Bett.
    Lydia riß das Laken heraus. Pallenberg knöpfte den Oberbettüberzug auf, Lydia nahm sich die beiden Kissen vor.
    In fieberhafter Hast knoteten sie eins an das andere. Sie hatten wieder neuen Mut gefaßt. Sie glaubten; nun doch noch mit dem Schrecken davonkommen zu können.
    »Nie wieder«, sagte Lydia. Es klang wie ein Schwur. »Nie wieder begebe ich mich an einen Ort, von dem es heißt, er sei verflucht.«
    »Ich auch nicht«, gestand Harry Pallenberg. »Ich denke, ich bin geheilt.«
    Lydia band den letzten Knoten. »Fertig«, sagte sie.
    »Das Bett«, sagte Harry Pallenberg. »Wir schieben es ans Fenster und binden das Lakenende an den Baldachinpfosten.«
    ***
    Gemeinsam plagten sie sich mit dem schweren Bett. Sie mußten sich anstrengen, um die Liegestatt zum Fenster zu bringen.
    Harry Pallenberg schlang das Leintuch um den dicken Pfosten und zurrte es daran fest.
    Er lächelte. »Im allgemeinen heißt es, Ladies first. Aber in dieser speziellen Situation ist es vernünftiger, wenn ich den Anfang mache. Ich muß das Laken testen. Wenn es mein Gewicht aushält, wird es dich auch verkraften.«
    Pallenberg setzte sich auf die Fensterbank.
    »Sei vorsichtig«, sagte Lydia.
    Harry Pallenberg drehte sich. Er schwang die Beine zum Fenster hinaus. »Ist ja nicht gerade sehr hoch, aber wenn man so etwas nicht gewöhnt ist…«
    Er sprach nicht weiter, griff nach dem Leintuch und sank vorsichtig nach unten.
    Es schien zu klappen.
    Pallenberg legte zwei Yards zurück. Vielleicht hätte Lydia das Unglück noch verhindern können, wenn sie etwas davon geahnt hätte.
    Aber sie war ahnungslos.
    Sie sah nicht, wie sich der Knoten unter dem starken Zug mehr und mehr vom Bettpfosten löste. Als sie es dann merkte, war es bereits zu spät, etwas zu tun.
    Ihre Hände versuchten zwar noch blitzschnell zuzupacken, doch als ihre Finger das Laken berührten, löste sich der Knoten völlig, und das Leintuch zuckte unter Lydias Händen aus dem Fenster.
    »Harry!« stieß sie entsetzt hervor.
    Sie sah, wie Pallenberg fiel. Sein Oberkörper kippte nach hinten. Das Leintuch flatterte hinter ihm her.
    Er prallte im Burghof auf. Das Laken breitete sich über ihn. Er regte sich nicht mehr, nahm das Leintuch nicht fort, erhob sich nicht.
    Lydia fuhr ein Eissplitter ins Herz.
    Das Laken sah aus wie ein Leichentuch, das einen Toten zudeckte. Dem verzweifelten Mädchen schossen die Tränen in die Augen.
    Nun war sie ganz allein.
    Ein vor Angst und Ratlosigkeit zitterndes Opfer des Vampirs. Hilflos dem Verderben preisgegeben.
    Entsetzt starrte Lydia Groß auf das hell leuchtende Laken. »Bitte«, flüsterte sie. »Bitte, Harry, steh auf. Bleib nicht liegen. Du bist nicht tot. Du bist nur ohnmächtig. Komm zu dir. Laß mich sehen, daß du den Sturz überlebt hast. Bitte, Harry. Steh auf!«
    Doch Harry Pallenberg rührte sich weiterhin nicht.
    Lydia vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie schluchzte.
    Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch. Langsam drehte sie sich um. Ihre Hände sanken nach unten.
    Der Schock traf sie mit der Wucht eines Keulenschlages.
    Denn in der Tür stand… Graf Morloff!
    ***
    Die Tatsache, daß Rob Tokar keinen Schatten warf, hatte ihn als Vampir verraten. Ich konnte deshalb sofort reagieren, als er versuchte, mir die Kehle durchzubeißen.
    Mein Tritt beförderte ihn zurück.
    Meine Rechte zuckte zur Silberkugel-Beretta. Doch ehe der Waffenlauf auf den Hellseher gerichtet war, kickte dieser mir die Pistole aus der Hand. Die Kanone flog über meinen Kopf hinweg und landete irgendwo weit hinter mir.
    Rob Tokar grinste satanisch.
    Erschreckend lang waren die Eckzähne, die seine blassen Lippen entblößten. Er fintierte. Ich durchschaute den Scheinangriff jedoch, wich aus und konterte. Tokar prallte gegen die Wand.
    Ehe er sich wieder davon abstemmte, riß ich meinen geweihten Silberdolch aus dem Gürtel. Der Griff hatte die Form eines Kreuzes.
    Als Rob Tokar das sah, wich er in panischem Entsetzen zurück.

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