0082 - Die Horror-Nacht
gefiel ihm ganz besonders.
Er bevorzugte junges Mädchenblut. Lydia war eine Schönheit. Deshalb bereitete es dem Vampir ein außerordentliches Vergnügen, ihr Leben zu zerstören.
Langsam beugte er sich über die Deutsche.
Lydia befand sich in Trance. Es war ihr nicht mehr möglich, zu denken. Sie führte nur noch Graf Morloffs Willen aus. Langsam neigte sie den Kopf zur Seite und bot ihm ihre pochende Halsschlagader.
Gierig entblößte der Vampir seine langen Zähne. Es funkelte dämonisch in seinen Augen, als er sich dem Hals des Mädchens näherte.
Bis auf zwei Zoll kam er heran.
Plötzlich irritierten ihn schnelle Schritte. Er zuckte hoch, fauchte wütend. Er haßte es, gestört zu werden, wenn er im Begriff war, sich am Blut eines Opfers zu laben.
Zornig warf er die Tür zu und drehte den Schlüssel um.
Augenblicke später erreichten die Schritte die Tür. Jemand rüttelte an der Klinke. Graf Morloff knurrte erbost.
Draußen warf sich jemand an die Tür. Immer wieder. Die schwere Tür hielt dem Ansturm zwar stand, aber die wummernden Geräusche irritierten den Blutgrafen so sehr, daß er sich seinem Opfer nicht so widmen konnte, wie es Lydia verdient hätte.
Deshalb packte er das Mädchen kurzerhand, riß es an sich, nahm es auf seine kräftigen Arme und rannte mit ihm durch den Raum.
In der holzgetäfelten Wand gab es eine unsichtbare Geheimtür.
Graf Morloff stieß sie auf und eilte mit seinem Opfer aus dem Zimmer. Mit großen Schritten durchquerte der Vampir zwei weitere Räume.
Augenblicke später trat er auf einen finsteren Korridor, den er entlangrannte. Sein schwarzer Umhang wehte gespenstisch hinter ihm her.
Er schlug den Weg zur Gruft ein, um mit seinem Opfer ungestört zu sein…
***
Ich warf mich immer wieder gegen die Tür, obwohl meine Schulter bereits schmerzte. Plötzlich entdeckte ich auf dem Korridor den Blutsauger.
Graf Morloff rannte mit Lydia davon. Er trug sie, wollte sie in seine Gruft verschleppen.
Ich hetzte sogleich hinterher. Morloff verschwand aus meinem Blickfeld. Ich mußte verhindern, daß er sich mit seinem Opfer in der Gruft einschloß.
Ich kam an einem Butzenscheibenfenster vorbei. Die Farben des Glases begannen allmählich zu leuchten. Ein Beweis dafür, daß draußen bereits der Morgen graute.
Graf Morloff blieb nicht mehr viel Zeit. Er mußte sich zurückziehen. Aber ich hatte dafür gesorgt, daß er das nicht mehr konnte…
Auf einmal gellte ein Schrei durch das Schloß, der von keiner Menschenkehle ausgestoßen worden sein konnte.
Wut, Panik, Entsetzen – alles war in diesem Schrei. Das bedeutete für mich, daß Graf Morloff mein geweihtes Silberkreuz im Sarkophag liegen gesehen hatte. Ich rannte eine breite Treppe hinunter.
Der Vampir stürmte in lohender Panik aus seiner Gruft. Er trug Lydia immer noch auf seinen Armen.
Als er mich sah, schwenkte er ab. Er floh in die riesige Bibliothek. Dort kam Lydia Groß langsam wieder zu sich.
Sie sah, was passierte, erkannte mich, faßte neuen Mut, bäumte sich blitzschnell auf und befreite sich.
Graf Morloff hatte keine Zeit, sich um sie zu kümmern. Lydia fiel auf den Boden, schnellte sogleich wieder hoch und rannte um den langen Marmortisch herum, der mitten im Raum stand.
Morloffs ganzer Haß, der von den Mächten der Finsternis gespeist wurde, richtete sich gegen mich. Der Blutgraf vergaß für kurze Zeit Lydia Groß.
Es war ihm viel wichtiger, zuerst mich zu vernichten, denn ich war sein erbittertster Gegner. Er war gezwungen, mich zu töten, denn wenn er es nicht tat, würde ich ihm sein unseliges Leben nehmen.
Mit gefletschten Zähnen kam er auf mich zu.
Meine Hand zuckte zur Luftdruckpistole. Graf Morloff ergriff eine Vase und schleuderte sie kraftvoll nach mir.
Ich steppte zur Seite, konnte jedoch nicht verhindern, daß mich das Geschoß am Ellenbogen traf.
Dadurch brachte ich die Pistole nicht schnell genug aus dem Gürtel. Morloff raste auf mich zu.
Ich kassierte einen Treffer, der mich gegen die Wand schleuderte. Ich verlor die Pistole. Neben mir hing ein Schild mit dem Wappen der Morloffs.
Links und rechts davon hing je ein Schwert. Morloff riß eines davon vom Haken. Ich ergriff das andere.
Der Vampir hieb auf mich ein. Da Graf Morloff viele hundert Jahre alt war, entstammte er einer Zeit, in der man gelernt hatte, das Schwert zu führen.
Er war um Klassen besser als ich. Schlagend und stechend trieb er mich durch die Bibliothek. Lydia preßte entsetzt ihre Fäuste an die Wangen
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