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0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG

0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG

Titel: 0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir liquidierten die Erpresser-AG
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erkundigte ich mich und rieb mir die Beule am Hinterkopf.
    »Zehn Minuten, Mister«, sagte die eine, während sich die andere bückte, meinen Hut vom Pflaster aufhob und ihn mir reichte.
    »Vielen Dank«, sagte ich und setzte den Hut auf.
    Zehn Minuten. So kann man sich irren. Ich war der festen Überzeugung, stundenlang dort gelegen zu haben. Was war aus Wynter geworden, dachte ich. War er von der Blonden abgehängt worden?
    »Kommen Sie doch bitte einen Moment zu uns herein, Mister«, riss mich die Dame, die mir den Hut gereicht hatte, aus meinen Gedanken. »Vielleicht können wir Sie mit einem Whisky ein bisschen aufmöbeln.«
    Ich glaubte, ein Gläschen verdient zu haben und sagte zu.
    »Damit Sie wissen, wen Sie mit in Ihre Wohnung nehmen, ich bin Cotton vom FBI.«
    Die eine sagte: »Ich bin Miss Polly Brown.«
    Die andere sagte: »Ich bin Miss Nelly Brown!«
    »Schwestern?«
    »Ja, Mister Cotton«, sagten beide wie aus einem Munde.
    Dann gingen wir in die Wohnung der beiden Schwestern. Sie lag auf der anderen Straßenseite, genau gegenüber, im Erdgeschoss. Die alten Damen, die wohl so um die sechzig waren, führten mich in ein einfaches, aber sehr sauberes Wohnzimmer. Ich musste mich in einen altmodischen Ohrensessel setzen. Den Hut behielt ich auf den Knien.
    Das Glas, das mir eingeschenkt wurde, drohte überzuschwappen. Die Gläser der Damen waren nur zur Hälfte voll. Das fand ich sehr ungerecht, und machte eine entsprechende Bemerkung.
    »Wir trinken wenig, Mister Cotton«, sagte Miss Polly, während Miss Nelly schüchtern lächelte, beinahe verschämt, und ihrer Schwester mit den Worten beisprang: »Nur mal so in Gesellschaft ein Gläschen in Ehren, Mister Cotton.«
    »Also auf Ihr Wohl«, sagte ich artig und hob mein Glas.
    »Auf Ihre Gesundheit, Mr. Cotton«, sagten beide, worauf sie ein wenig an den Gläsern nippten. Ich hatte das Glas hinuntergekippt, und das war mir dann ein bisschen peinlich. Doch sofort bekam ich ein zweites Glas eingeschenkt.
    Dann kamen wir auf den Überfall zu sprechen. Die Damen hatten gerade zu Bett gehen wollen, als sie Zeugen des Vorfalls wurden. Sie standen am geöffneten Fenster und schnappten noch ein wenig frische Luft. Das Licht hatten sie schon gelöscht und konnten also auf Anhieb nicht von der Straße aus gesehen werden.
    Sie hatten gesehen, wie die Blonde vorbeitrippelte, wie ich ihr in einiger Entfernung folgte und wie plötzlich aus dem gegenüberliegenden Hauseingang ein Schatten auftauchte, sofort hinter mir war und mir - vermutlich den Kolben eines Colts - über den Schädel donnerte. Ich war sang- und klanglos zusammengesackt. Da hatte Polly Brown den spitzen Schrei ausgestoßen, der mir vielleicht das Leben gerettet hatte. Der Mann, nach der Beschreibung von Nelly Brown ein wahrer Goliath, hatte sofort von mir abgelassen und war panikartig geflüchtet.
    Die beiden Schwestern hatten ihn im Nu aus den Augen verloren, denn die verlassene Gegend war wirklich nur sehr notdürftig beleuchtet. Der Schreck war ihnen aber so in die Glieder gefahren, dass sie sich nicht vom Fleck zu rühren wagten. Bis sie sich dann endlich aufgerafft hatten, waren zehn Minuten vergangen. Das war alles, was sie mir berichten konnten.
    Ich beruhigte die alten Damen, bedankte mich herzlich für die mir zuteil gewordene Hilfe und machte mich dann auf die Socken. Vorher hatten sie mir allerdings noch einen dritten Whisky aufgedrängt. Ich kann nicht behaupten, dass der Whisky schlecht war. Er bewirkte, dass ich mein körperliches und seelisches Gleichgewicht wieder gefunden hatte, als ich in die Dunkelheit hinaustrat. Ich beschloss, meinen Jaguar erst am nächsten Morgen aus der 27. Straße abzuholen.
    ***
    Ich ging in das nächstgelegene Lokal, um meine Dienststelle anzurufen.
    Das Restaurant war leer. Der Budiker, der hinter der Theke stand und mir erwartungsvoll entgegenblinzelte, war anscheinend selbst sein bester Kunde. Man sah es ihm an.
    Doch bei mir kam er nicht auf seine Kosten. Ich trank nur einen einzigen Whisky, dann betrat ich die Telefonbox.
    Was ich erfuhr, hob meine Laune keineswegs. Wynter hatte inzwischen auch dort angerufen. Er hatte ungefähr zu dem Zeitpunkt, da ich niedergeschlagen worden war, die Blonde aus den Augen verloren.
    Nun, an diesem Abend war nichts mehr zu machen. Ich telefonierte ein Taxi herbei und ließ mich nach Hause brin-' gen. Das Einzige, was ich unterwegs noch tat, war, dass ich mir noch ganz gehörig das Gehirn zermarterte. War der Goliath, der

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