0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG
Rolltreppe zustreben sah, nahm ich kurzerhand irgendeinen Binder vom Ständer, ließ mir das Ding einpacken und drückte der Verkäuferin den verlangten Dollar in die Hand. Ich schob die Tüte mit der Krawatte in die Tasche und eilte zur Rolltreppe.
***
Ich lernte an diesem Nachmittag nahezu jede Abteilung des Warenhauses kennen. Es war eine Tortur. Als wir endlich den Wolkenkratzer verließen, war , es draußen bereits dunkel.
Wynter stand neben dem Eingang und vertilgte gerade an einem Imbissstand ein Paar Hotdogs. Er nahm den Pappteller mit den Würstchen und aß im Gehen weiter. Das Gewühl auf der Straße war so dicht, dass wir vorerst nur fünf bis sechs Schritte hinter ihr bleiben konnten und auch mussten, um sie nicht zu guter Letzt noch aus den Augen zu verlieren.
Wir konnten anfangs auch noch zusammengehen.
»Dachte schon, ich hätte euch verpasst«, sagte Wynter und kaute eifrig auf der Wurst herum. »Was hat sie denn so lange da drin gemacht; Jerry?«
»Was ’ne Frau so im Warenhaus macht, Johnny«, sagte ich. »Tausend Kleider anprobiert, in Stoffen gewühlt und ähnliche Scherze. Sie hatte die Ruhe weg«.
»Das mit vorhin ist mir peinlich, Jerry.«
»Was meinst du?«
»Auf dem U-Bahnhof.«
»Mach dir keine unnötigen Sorgen, Johnny«, beruhigte ich meinen Kollegen. »Ist mir auch schon…«
Ich kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Die Blonde hatte nämlich ein Taxi herangewinkt, das mit kreischenden Bremsen am Bürgersteig hielt. Ich merkte mir die Nummer des Wagens. Wenige Sekunden später hatten auch wir ein Taxi geentert und fuhren dem Wagen nach, in dem sich die Blonde befand. Die Fahrt dauerte nicht lange. Es war eine ziemlich einsame Gegend, in die wir kamen.
Wir ließen den Fahrer die Scheinwerfer abblenden, bezahlten und blieben noch einen Augenblick im Wagen sitzen. Etwa hundert Yard vor uns entstieg die Blonde dem Taxi. Wir verließen ebenfalls den Wagen. Schnell verminderten wir den Abstand zwischen uns und der Dame. Als wir auf etwa dreißig-Yard heran waren, wechselte Wynter auf die andere Straßenseite über. Ich verringerte den Abstand noch mehr. Wir folgten ihr etwa eine halbe Meile weit. Die Straße schien endlos zu sein.
Es war so dunkel, dass ich ihre Gestalt ein paar Mal kaum noch sehen konnte. Aber ich konnte ihre Schritte hören, die die trockenen, verwelkten Blätter eines späten Herbstes auf dem Betonpflaster rascheln ließen.
Dann blieb sie plötzlich stehen. Darauf hatte ich gerade noch gewartet. Mich konnte sie nicht überrumpeln mit diesem abgenutzten Trick. Denn ich war mir klar darüber, dass auch wir beim Gehen Geräusche verursacht hatten. Das war unvermeidlich.
Ich blieb unbeweglich stehen. Sehen konnte sie mich nicht, und wenn sie sich noch so sehr die Augen aus dem Kopf guckte. Wynter war weitergegangen. Wenn er nur nichts verpatzt, dachte ich. Denn wenn er etwas weiter stehen bleiben würde, könnte er die ganze Aktion verraten. Doch Wynter passte auf. Er setzte seinen Weg so fort, als wäre er ein Mann, der spät nach Hause käme.
Er war schon weit die Straße hinunter, als ich hörte, dass die Blonde weiterging. Ich rückte etwas näher heran, voller Furcht, sie könnte plötzlich in ein Haus einbiegen und ich könnte sie verlieren.
Da geschah es.
Für den Bruchteil einer Sekunde war es mir bewusst, dass jemand neben mir war. Doch da war es schon zu spät.
Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass ich nichts sah. Es dauerte eine geraume Zeit, bis ich begriff, dass ich auf dem Bauch lag.
Ich wusste jählings, dass ich auf einem verdammt harten Betonpflaster lag. Und ich wusste ferner, dass mir jemand mit einem nicht gerade gepolsterten Gegenstand über den Schädel geschlagen hatte. Ich zweifelte keine Sekunde mehr daran, dass dieser Mister Unbekannt ohne Hemmungen und mit aller Kraft zugeschlagen hatte. Nur wer der Übeltäter war, das wusste ich nicht. Und gerade das war betrüblich.
Ich wollte mich gerade ächzend erheben, als mir hilfsbereite Arme hoch halfen. Ich war noch ziemlich benommen und lehnte mich an die Hauswand.
Ich blinzelte in die Dunkelheit hinein und stellte langsam fest, dass mir zwei alte Damen unter die Arme gegriffen hatten.
»Entschuldigen Sie bitte,dass wir Ihnen nicht eher zu Hilfe gekommen sind, Mister«, sagt eine der beiden. »Aber wir hatten solche Angst, als der Kerl Sie niederschlug.«
Sehr schön, dachte ich. Dann gab es also Zeugen für den Überfall.
»Wie viel Zeit ist inzwischen vergangen?«,
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