0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG
hereingefallen, und ich bemerkte das Erstaunen und den Unglauben aut seinem Gesicht, als er an mir vorüberfuhr und der Zug mit donnerndem Getöse an Geschwindigkeit gewann.
Die Geschichte wurde etwas brenzlich, als der Zug weg war. Der Bahnsteig war jetzt entschieden leerer als vorhin. Dann näherte sich mir zum Glück eine schwarz gekleidete Gesellschaft von einigen zwanzig Personen. Ein paar von ihnen schleppten Kränze. Ohne viel zu überlegen mischte ich mich einfach unter die Trauergesellschaft.
Ich zweifelte jetzt nicht mehr im Geringsten daran, dass wir auf der richtigen Spur waren. Die Frau war mit allen Wassern gewaschen, wenn sie derartige Tricks anwandte, um etwaige Verfolger abzuschütteln.
Als der nächste Zug aus dem dunklen Schacht in den Bahnhof donnerte, stieg die Gesellschaft genau in den selben Wagen ein, den die Blondine betrat, nur eine Tür weiter.
Ich führte das Täuschungsmanöver weiter durch. Als der Zug anfuhr, sah ich, dass die Blondine glücklicherweise mit dem Rücken zu mir saß. Es wurde langsam unerträglich inmitten der Trauergemeinde.
Die Leute rückten mir nämlich auf den Pelz. Mein Gesicht war ihnen absolut nicht bekannt. Sie glaubten es mir nun mal nicht, dass ich zum Freundes- oder Verwandtenkreis der Toten gehören sollte, zumal ich ja nicht in schwarzer Kleidung war und ich mich somit von ihnen unterschied.
Wenn sich die Blonde nur nicht umdreht, dachte ich nervös. Ich beruhigte die Leute, indem ich mir eine Geschichte aus den Fingern sog, die sich gewaschen hatte. Genau weiß ich es heute nicht mehr, denn ich musste ja meine ganze Aufmerksamkeit der blonden Dame widmen, die an jeder Station aussteigen konnte. Ich glaube, ich habe den Leuten was erzählt von einer Wohltäterschaft, die mir die Tote einmal erwiesen haben sollte.
»Ja, so war Tante Rosy«, sagte eine alte Jungfer. »Tante Rosy half jedem, der mal in Not war.«
Daraufhin konnte ich das mit ruhigem Gewissen bestätigen, denn Tante Rosy hatte mir ja noch an ihrem Beerdigungstage geholfen, der ich ja zwar nicht in Not war, aber immerhin in einer Klemme. Dann war es soweit, die Blondine stand auf, arbeitete sich zur Tür durch und stieg aus.
Ich murmelte den erstaunten Herrschaften entgegen, dass mir schlecht geworden sei, machte ein betrübtes Gesicht und verließ auf dem schnellsten Wege den Zug, der gerade wieder anfahren wollte.
Ich beeilte mich im Strom der Fahrgäste den Ausgang zu erreichen. Die Blonde entdeckte ich kurz hinter der Sperre. Wieder stand sie vor einem grellbunten mehrere Quadratyard großen Filmplakat. Diesmal war es Randolph Scott, für den sie ihr Interesse bekundete. Er saß auf einem Rappen, hatte eine Kanone in der Faust und machte ein grimmiges Gesicht.
Ich ging an ihr vorüber, stieg die Stufen hoch und vergewisserte mich auf dem ersten Treppenabsatz durch einen schnellen Blick nach hinten, ob sie mir auch tatsächlich folgte, sie tat es.
Oben blieb ich an einem Automaten stehen und zog mir eine Zigarettenpackung. In der Glasscheibe des Automaten sah ich, dass die Blonde sich nach rechts wandte. Sie ging zwei Straßenblocks in westlicher, einen in südlicher Richtung.
Dann betrat sie ein großes Warenhaus. Jetzt musste ich ganz besonders auf der Hut sein. Wenn sie beabsichtigte, einen eventuellen Verfolger, den sie immer noch nicht abschütteln konnte, hier loszuwerden - dann war sie wirklich ein ungewöhnlich raffiniertes Frauenzimmer.
Sie schlenderte an den Verkaufstischen entlang und begab sich dann zur Konfektionsabteilung, die sich im Erdgeschoss befand. Während sie dort einige Kleider anprobierte, suchte ich schnell eine Telefonbox auf, die an der Eingangstür lag, und telefonierte mit dem FBI-Hauptquartier. Ich wusste, dass Wynter sich sofort, nachdem er abgehängt worden war, ins Hauptquartier zurückbegeben hatte. Das wurde seit jeher so gehalten.
Als ich Wynter an der Strippe hatte, sagte ich ihm, wo ich mich befand und bat ihn, vor dem Eingang des Warenhauses zu warten. Er versprach, sofort loszudampfen.
Ich ging zurück und baute mich neben der Modeabteilung auf. Eben sah ich, dass die Blonde eben wieder mit einem Tüllgebilde in der Umkleidekabine verschwand. Ich stellte mich an einen Krawattenständer und mimte einen sehr wählerischen Käufer. Das blutjunge Mädchen hatte seine liebe Not mit mir. Einen so wählerischen Kunden hatte sie wahrscheinlich noch nie gehabt.
Als ich durch einen Blick im Spiegel, der eine Säule verkleidete, die Blonde der
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