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0084 - Das Buch der grausamen Träume

0084 - Das Buch der grausamen Träume

Titel: 0084 - Das Buch der grausamen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fäuste hoch. Schwankend stand Leo Genn zwischen seinen Bewachern. Der Alte schaute ihn an. »Deine Neugierde wirst du mit dem Leben bezahlen!« sagte er hart. »Schafft ihn weg!«
    Vier Männer hielten Leo Genn fest. Die anderen warteten draußen. Sie trugen noch immer ihre Fackeln. Der vom Fluß herüberwehende Wind bewegte die Flammen, so daß ihr Schattenspiel gespenstisch über die Gesichter der Männer huschte. Sie nahmen den normalen Ausgang. Die Fackelträger gingen zur Seite, um für Gerald McKenzie und den Gefangenen Platz zu schaffen. Leo Genn sträubte sich gegen seinen Abtransport. Er stemmte die Hacken ein und versuchte, seine Arme aus der Umklammerung zu lösen, doch seine Peiniger griffen eisenhart zu. Wenn es ihnen zu bunt wurde, schlugen sie Genn auch. Die Gruppe umrundete das Haus und schritt hinunter zum Fluß. In der Nähe wurde der Boden rasch sumpfig. Wasser und Schlamm glucksten unter den Schuhen, viele Tritte hinterließen Abdrücke im feuchten Sumpfgras.
    Die Fackeln erhellten die Umgebung des Hauses, so daß Leo Genn Einzelheiten erkennen konnte. Er sah die zahlreichen Büsche und Schilfgewächse in der Nähe des Ufers, und er sah auch die Rückseite der Hütte, wo sein Boot auf dem Wasser lag und die Strickleiter dicht über dem Kahn schwebte. Leo Genn biß sich auf die Lippen. Seine Augen wurden feucht. Das Boot war eine seiner Hoffnungen gewesen. Jetzt nutzte es ihm nichts mehr.
    Über einen schmalen Pfad schritten sie entlang des Flusses. Träge wälzte sich das dunkle Wasser an ihnen vorbei. Auf der Oberfläche schwammen Äste und Zweige zwischen zahlreichen losen Blättern und Schilfgräsern.
    Die Bewacher schritten neben Leo Genn her. Ihnen machte es nichts aus, wenn Zweige und nasse Blätter in ihre Gesichter klatschten. Sie hielten den Gefangenen eisern fest. Leo Genn stolperte mehr, als daß er ging. An seinen Beinen schienen Bleigewichte zu hängen. Es war die Angst, die seinen Körper so sehr schwächte.
    Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Er unterschied nicht mehr die einzelnen Fackeln, sondern sah nur noch einen blutroten Schein, der auf ihn wie eine Mauer wirkte. Seine Bewacher redeten kein einziges Wort. Nur ihr Atem war zu hören und das Klatschen der Schritte auf dem sumpfigen Boden. Selbst der alte McKenzie sprach nicht. Er hielt sich bewundernswert aufrecht, trotz seines Alters. Dann stoppte die Prozession.
    Hart wurde Leo Genn zurückgerissen. Bis jetzt hatte er die Augen halb geschlossen gehabt, nun öffnete er sie. Sie standen am Ufer. Dicht vor ihnen gurgelte das dunkle Wasser vorbei. Strudel hatten sich in der Mitte des kleinen Flusses gebildet. Sie drehten sich im Kreis, schäumten hoch und warfen Blasen.
    Leo Genn schaute sich um. Was hatten die Männer mit ihm vor? Wollte man ihn in den Fluß werfen? Sollte er hier in dieser gottverlassenen Gegend elendig ertrinken?
    Er erhielt schon recht bald eine Antwort auf seine Frage. Und diese Antwort machte ihm nicht gerade neuen Mut. Einige Männer verschwanden, indem sie links aus seinem Blickfeld traten. Sie betraten eine schmale Landzuge, die sich in das offene Gewässer des Flusses hinausschob.
    Dort hantierten sie herum. Leo Genn hörte raschelnde Geräusche und vernahm ihre flüsternden Stimmen. Dann hatten sie ihre Arbeit beendet. Etwas bewegte sich an der Spitze der Landzunge. Ein unförmiges, großes Ding, das auf die Wasseroberfläche geschoben wurde. Leo Genn schaute genauer hin. Es war ein Floß.
    Primitiv und aus normalen Holzstämmen gefertigt. Die Ecken des Floßes waren durch vier Männer besetzt. Sie hielten lange Ruderstangen in den Händen, die sie ins Wasser tauchten, um das Floß damit zu manövrieren. Sie stellten es sehr geschickt an. Leo Genn erkannte, daß sie im Steuern des Floßes Erfahrung hatten. Bevor das Gefährt in die Strommitte treiben konnte, drehten sie es nach steuerbord und damit dem Ufer zu, wo Leo Genn und seine Bewacher warteten. Einer der Männer warf vom Fluß her ein Seil. Es wurde aufgefangen und um einen Baum gewickelt. Ein anderer Mann auf dem Floß nahm zwei Stangen, steckte sie nebeneinander in die dafür vorgesehenen Öffnungen. Der Zwischenraum betrug anderthalb Yards. Der Mann prüfte die Festigkeit, nickte zufrieden und winkte zum Ufer hin. Es war das Zeichen für die Männer, die Genn gepackt hielten. Sie stießen ihn vor, und Genn sank fast bis zu den Knien im Uferschlick ein. Er wurde wieder hochgerissen und mißte auf das Floß klettern. Es ging alles

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