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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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er müde.
    »Okay, Chef. Freut mich, Sie schon wiederzusehen.«
    Er gab die genaue Adresse an. Er wollte noch einmal das Haus sehen, in dem er geboren war. Seine Mutter würde ihn freilich nicht mehr empfangen können. Sie war 1948 gestorben.
    Aber wenigstens sich noch mal die Bude angucken, dachte er. Und dann ins nächste Hotel und schlafen. Nichts als schlafen…
    Als er draußen in der Bronx ausstieg, packte ihn die Erinnerung noch stärker. Hier hatte er die ersten 14 Jahre seiner Kindheit verbracht…
    Er stieg bereits die Treppen hinauf, bevor es ihm selbst klargeworden war.
    Und plötzlich stand er oben.
    Morris sagte ein Schild an der Tür, hinter der er geboren war.
    »Mor…« Er stutzte. Er sah genauer hin.
    Aber ja! Das war doch das Türschild seines Schwagers! Morris!
    Er riß einfach die Tür auf und stürmte hinein.
    »Bob!« schrie eine Frau und stürzte auf ihn zu.
    Er nahm sie wortlos in die Arme. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
    Nach bangen Minuten beruhigten sie sich beide. Er mußte sich setzen, mußte etwas essen, obgleich er keinen Hunger hatte, und er sollte erzählen…
    »Wo ist denn Roy?« fragte er plötzlich.
    Seine Schwester wandte den Kopf und deutete zu dem Bild mit der schwarzen Schleife über der unteren Ecke.
    »Oh«, stieß er hervor. »Entschuldige, ich wußte ja nicht…«
    ***
    Crack erwachte wie aus einem schweren Traum und starrte Caleday an.
    »Der Rest ist schnell erzählt, Caleday«, murmelte er. »Mein Bruder ist gefallen. Ich meine natürlich meinen Schwager. Gott, wir haben uns verstanden, als ob wir Brüder wären. Und schließlich hat er meine Schwester geheiratet. Und die beiden waren glücklich, Caleday, das kannst du mir glauben…«
    Caleday nickte nur.
    Crack fuhr fort: »Drei Kinder. Und eine Rente, die nicht hinten und nicht vorn reichte. Und dabei ständig steigende Preise! Na, du kennst ja das Theater. Der Dank des Vaterlandes und so…«
    Er kippte noch einen Reisschnaps hinunter.
    »Vielleicht wäre das alles nicht so schlimm gewesen. Aber dann sah ich zufällig Bald well. Vielleicht kannst du dich erinnern! Baldwell, Lombard, Lorrence und Mackfielt — die vier größten Gauner, die in den letzten Kriegsjahren New Yorker Pflaster traten. Ich folgte ihm, denn er sah piekfein aus. Er ging zur Börse. Dort traf ich auch alle anderen. Lombard, Lorrence und Mackfield. Sie erkannten mich nicht. Vielleicht erkennen sie überhaupt nur noch Zahlen. Ich hörte mich ein bißchen um. Alle vier sind Millionäre geworden. Weil sie im Krieg geschoben haben mit allem, was nur zu verschieben war. Während unsere Jungens draußen verreckten, machten die Schweine Millionen.«
    Caledy schwieg lange. Dann sagte er: »Sei nicht ungerecht, Crack! Dafür sind unsere Boys nicht gefallen, das weißt du sehr wohl.«
    Crack setzte hart sein Glas hin.
    »Gut. Du hast recht. Dafür nicht. Richtig. Aber mich bringt es um, wenn ich nur daran denke, daß meine Schwester wieder zurück in den Dreck der Bronx mußte, nur weil ihr Mann draußengeblieben ist, während hier ein paar widerliche Geldhähne sich Villen in der Park Avenue bauen ließen! Weißt du, was ich gemacht habe?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich bin bei allen vieren eingebrochen. Ich habe ihnen die Unterlagen ihrer -dreckigen Schiebergeschäfte aus ihren Safes geholt!«
    »Das sieht dir ähnlich! So etjvas bringst nur du fertig! Ich sag’s ja immer: Trumpfas!«
    »Und weißt du, was ich weiter gemacht habe?«
    »Woher soll ich’s wissen?«
    »Ich habe jeden einzelnen angerufen. Entweder sie bezahlen bis zum 30. eine Million — oder die Unterlagen gehen an interessierte Zeitungen.«
    »Nackte Erpressung.«
    »Richtig.«
    »Willst du den ganzen Zaster haben?« fragte Caleday mit zusammengekniffenen Augen.
    »Sei nicht kindisch! Was ich brauche, kann ich mir verdienen. Lombard muß an den Verband amerikanischer Kriegerwitwen bezahlen; Lorrence an die Kriegsinvaliden; Mackfield an die Kriegsblinden und Baldwell an die Kriegswaisen. Die Verbände wissen am ehesten, welche es am nötigsten brauchen.«
    Caleday riß den Mund auf. Es dauerte eine Weile, bis er sich von seiner Überraschung erholt hatte.
    Dann prustete er plötzlich los: »Ha-haha! Hahaha! Das ist — hahaha — das ist die genialste Idee des Jahrhunderts! Herr im Himmel, welch ein Segen für die Menschheit! Vier alte Gauner werden plötzlich durch die Zeitungen der Welt gehen als die größten Wohltäter Amerikas! Ich lach’ mich tot! Das ist zum

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