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0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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abwarten.«
    »Überlegen können wir trotzdem, wie wir uns helfen.«
    Sie spürten bald, daß jeder Gedanke an Selbstbefreiung und Flucht nur Zeitverschwendung war.
    Es gab hier unten keine Hilfe für sie!
    Sie waren von hartem Felsgestein umschlossen. Zu allen Seiten dicke, feuchte Wände aus schwerem Stein. Nicht zu bewegen, nicht zu zerstören. Es würde ihnen niemals gelingen, die Türen zu sprengen und den Gang zu erreichen.
    Dann plötzlich ließ sich von fern ein leises Grollen vernehmen. Sie ahnten noch nicht, daß dies die Einleitung für ein Stück Freiheit werden sollte.
    Aber nur ein kurzes Stück ihrer Freiheit. Ein Anfang nur.
    ***
    Das drohende Grollen kam näher.
    »Ein Nachtgewitter«, rief Idrina zu ihrer Leidensgenossin hinüber.
    »Ja, es klingt fürchterlich. Diese Gewitter kommen immer mit unheimlichen Stürmen. Es klingt, als würden die Berge zusammenbrechen.«
    So war es auch bald. Selbst in der Tiefe des Schachtes konnten die Mädchen sich vorstellen, was sich über ihnen tat.
    Peitschend fuhr der Sturm von den Kämmen des Gebirges heran, fuhr fauchend in die Fichtenwälder, bog die schlanken Stämme oft fast bis zur Erde nieder.
    Dann brach der Regen los. Ganze Berge von Wolken schienen sich auszuschütten. Sie füllten die schmalen Täler zwischen den Bergketten.
    Immer drohender, immer stärker heulte der Sturm, peitschten die Wassermassen des schweren Regens.
    Dann hörten die Mädchen ganz in der Nähe ein seltsames Rauschen.
    Angestrengt lauschten sie. Zunächst konnten sie sich das nahe Rauschen nicht erklären.
    »Der Schacht!« rief Idrina dann. »Das Wasser strömt in den Schacht!«
    »Aber der ist doch abgedeckt!« rief Marja zurück.
    »Ich nehme an, daß die Hexen das normalerweise tun. Sie wollen den Eingang zu diesem Versteck nicht verraten.«
    »Sie haben in der Eile darauf verzichtet«, gab Marja zurück. »Bestimmt haben sie die Absicht, bald wiederzukommen. Und sie können sicher sein, daß sich in der Nacht niemand hierher verirrt.«
    »Ja, so muß es sein. Aber wenn das Gewitter anhält, wird es gefährlich. Das Wasser bricht durch den Schacht herein und überschwemmt die Stollen.«
    »Dann können die Hexen nicht zu uns«, sagte Marja.
    »Und wir können noch weniger hinaus«, gab Idrina zu bedenken.
    »Kannst du schwimmen?«
    »Natürlich. Aber was nützt uns das, wenn wir eingeschlossen sind?«
    Idrinas Antwort ging in einem höllenartigen Krach unter. Die Mädchen hörten, wie das Wasser näher kam. Aber von allein konnte das mächtige Donnern nicht kommen. So laut war kein fließendes, in einen Schacht stürzendes Wasser.
    »Da ist etwas eingestürzt«, rief Idrina.
    »Vielleicht der Schacht?« fragte die andere.
    Sie schwiegen und lauschten nach draußen. Das Krachen und Poltern hörte nicht auf. Schlag auf Schlag fiel echoartig durch die Stollen da draußen.
    Und dann tobte die Erde über den steinernen Kammern der Mädchen.
    Bald klaffte ein Riß in der Wand, ließ Felsbrocken wie kleine Bausteine durch die Luft wirbeln und zu Boden stürzen.
    »An die Wand lehnen!« rief Marja warnend. »Nur nicht auf den Boden hocken oder legen! Ich glaube, die Gänge stürzen ein!«
    Ja, jetzt hörten sie es deutlich. Da draußen mußte eine arge Verwüstung herrschen.
    Die Wucht des Wassers schwemmte die alten Schächte aus. Seit Jahrzehnten hatte sich niemand mehr um den Zustand der alten Stollen gekümmert. Überall fraß sich das Wasser von oben her in kleine Risse.
    Die Wände der Mauern wurden gesprengt. Dort, wo sie aus Erde bestanden, wurden riesige Löcher gebohrt. Mit ungeheurer Gewalt füllte das herabströmende Wasser die Lücken, fraß sich in neue Öffnungen, zerteilte die Stollen unter seiner anströmenden Wucht.
    Bald traf ein, worauf die Mädchen hofften.
    Die Stollen brachen zusammen. Die alten Stempel aus Holz waren längst morsch geworden und knickten ein. Dort, wo die schützenden Stempel aus Stahl die Decke hielten, brachen Steine weg, ließen die Stützen einfach umkippen.
    Und dann hörte Idrina, wie die Wand neben der Tür sich bewegte.
    Sie tastete sich an dieser Wand entlang. Bald fanden ihre Hände einen mächtigen Riß, ein tiefes Loch.
    »Die Tür ist aus der Mauer gesprengt!« rief sie zu Marja hinüber.
    »Großartig!« kam der befreite Ausruf des anderen Mädchens.
    »Kannst du die Tür beiseite schieben? Hier ist auch etwas eingestürzt, aber ich kann die Tür nicht bewegen. Sie klemmt, sie hat sich zwischen zwei Steinblöcke

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